Hilden Oft überfüllt: Ärger am Bücherschrank

Hilden · Nach RP-Berichten über die Beliebtheit der offenen Schränke meldet sich einer der Paten und klagt über Missbrauch.

 Wolfgang Becker ist Pate für die Bücherbox auf dem Ellen-Wiederhold-Platz. Regelmäßig muss er Bücher aussortieren, weil die Hildener ganze Nachlässe hineinstopfen, oder weil sie schmutzig sind. Das ärgert ihn.

Wolfgang Becker ist Pate für die Bücherbox auf dem Ellen-Wiederhold-Platz. Regelmäßig muss er Bücher aussortieren, weil die Hildener ganze Nachlässe hineinstopfen, oder weil sie schmutzig sind. Das ärgert ihn.

Foto: Olaf Staschik

Wenn Wolfgang Becker am Bücherschrank vorbeigeht, und das tut er fast täglich, dann wächst sein Groll. Häufig ist der Schrank überfüllt, sind die Bücher regelrecht hinein gequetscht. "Nur Männerhände können sie dann mit viel Kraft wieder heraus lösen", erzählt der Hildener. Er ist erfreut über die Resonanz auf die Bücherschränke, von der auch die RP mehrfach schon berichtet hat. Doch die Begeisterung habe auch eine Kehrseite. Denn den Part des Gebens übertreibt so mancher Hildener.

Wolfgang Becker ist Pate für den Bücherschrank, der am Ellen-Wiederhold-Platz direkt neben dem Rathaus steht. Er selbst liest leidenschaftlich gerne und ist von der Idee des Bücherschranks überzeugt: "Es ist ein Geben und Nehmen. So ein Bücherschrank bietet unglaublich viel unterschiedliche Literatur."

Doch Becker hat auch schon erlebt, dass unbekannte Spender ganze Nachlässe in den Schrank stopfen. Erst kürzlich hat er eine ganze Reihe medizinischer Literatur entdeckt - uninteressant für einen Laien. Das kann nur aus dem Erbe eines Arztes stammen, glaubt Becker. Und "manche Bücher fasse ich nur noch mit Einweghandschuhen an", so verdreckt und verklebt sind sie. Manchmal beobachtet er auch Zeitgenossen, die ihre Bücher auf die Mauer daneben legen, wenn der Schrank voll ist - obwohl sie dort Gefahr laufen, nass zu werden. Becker empört sich: "Wer so etwas macht, ist auch kein Bücherfreund."

Sven Sander, stellvertretender Amtsleiter des Hildener Kulturamtes, kennt das Problem. "Es werden viel mehr Bücher in den Schrank gelegt, als entnommen werden", berichtet er. "Wir sind dabei, uns Lösungen zu überlegen." Allerdings sind den Beteiligten noch keine eingefallen. Wertvolle Hilfe leisten die mittlerweile vier ehrenamtlichen Paten, die die beiden Hildener Bücherschränke im Auge behalten, sie sortieren und gammelige oder ungeeignete Bücher wegwerfen.

Eine Lösung wäre es für Bürger, überzählige Bücher an eine karitative Organisation zu spenden. Eine dieser Anlaufstellen ist die Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Hilden, die Bücher sammelt und für einen guten Zweck verkauft. Doch Vorstandsmitglied Detlef Rucha winkt ab: "Unser Lager ist voll. Wir haben zurzeit keinen Bedarf." Denn auch die Awo erhält mehr Spenden, als sie über Bücher- und Trödelmärkte absetzen kann. Daher nimmt sie derzeit keine Bücher mehr an. Eine andere Möglichkeit: Für eine Tombola während seines Sommerfestes am 23. und 24. August sammelt das Tierheim Hilden noch Bücher und Hörbücher. Allerdings sollten sie aktuell und gut erhalten sein. Alte, muffige Schätzchen mit Stockflecken und Eselsohren sind unerwünscht. Auch Iris Bollwerk von der Stadtbücherei Hilden lehnt ab: "Wir nehmen nur Bücher an, deren Erscheinungsjahr nicht länger als fünf Jahre zurück liegt und die sehr gut erhalten sind." Zwar veranstalte auch die Stadtbücherei regelmäßig einen Abverkauf gebrauchter Werke. "Aber zu alte Bücher gehen auch bei uns nicht mehr weg", hat Bollwerk beobachtet.

Derweil plant die Stadt Hilden die Aufstellung eines weiteren Bücherschranks. Viele Bürger im Osten hätten sich einen solchen in ihrer Nähe gewünscht, berichtet Sven Sander vom Kulturamt. Noch im September soll daher der dritte Hildener Bücherschrank an der Walder Straße in Höhe der Bushaltestelle Margarethenhof montiert werden. Kosten nur für die Box: rund 2500 Euro.

(RP)
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