Hilden Orgel-Fachleute reinigen 1500 Pfeifen

Hilden · Die Schuke-Orgel der Evangelischen Reformationskirche wird zurzeit von einer Berliner Firma grundüberholt.

Seit Mitte Januar schweigt die Schuke-Orgel in der evangelischen Reformationskirche am alten Markt. Im letzten Gottesdienst vor der Renovierung kam bei Kantor Friedhelm Haverkamp nach dem Schlussakkord so etwas wie Wehmut auf, da klar war, dass Gemeinde und Organisten für die nächsten sieben Wochen auf das schöne Instrument werden verzichten müssen. Für die Gottesdienste steht aber eine kleine Pfeifenorgel vorn neben der Kanzel zur Verfügung.

Der Grund sind notwendige Sanierungsarbeiten an der wertvollen Orgel, die mit einem barocken, kunstvoll verzierten Vordergehäuse von Johann Wilhelm Schöler aus dem Jahr 1754 ausgestattet ist. Das gesamte Innenleben wie Pfeifen, Spielmechanik und Windanlage stammt von der Berliner Orgelbauwerkstatt Karl Schuke aus dem Jahr 1970. Nach den Empfehlungen von Orgelbauern und Sachverständigen sollten Orgeln alle 15 bis 20 Jahre "ausgereinigt" werden. Die letzte Sanierung liegt allerdings sogar schon 25 Jahre zurück - und so hat sich auch entsprechend viel Staub angesammelt.

Von der Berliner Orgelbaufirma arbeitet ein Team von bis zu drei Orgelbauern seit Januar in der Reformationskirche, das dazu die Empore in eine Orgelwerkstatt umfunktioniert hat. Auf der kleinen Empore wird der Raum schnell eng, wenn die etwa 1500 Pfeifen, registerweise auf Pfeifenbrettern gelagert, auf die nötige Durchsicht warten. Verantwortlich für die Arbeiten ist Orgelbaumeister Josef Sondermann von der Erbauerfirma Karl Schuke, der zusammen mit Orgelbauerin Frederike Thiemann und Orgelbauer Jürgen Magiera an jeweils sechs Tagen pro Woche beschäftigt ist.

Als Orgelbauer braucht es fachübergreifendes Wissen über die Materialien Holz, Metall und Leder, ebenso Kenntnisse in der Elektrik und Akustik. Neben handwerklichem Geschick, Sorgfalt und Stilkunde sind vor allem ein sehr gut geschultes Gehör Voraussetzung dafür, dass die abschließenden Intonationsarbeiten an den Pfeifen gelingen. Jede einzelne Pfeife wird auf Tonhöhe, Klangfarbe und Lautstärke geprüft und gegebenenfalls vorsichtig angepasst.

Der authentische Klang soll dabei grundsätzlich nicht verändert werden, jedoch erhält die Orgel zusätzlich ein romantisches Register, ein Salicional 8. Die ersten Klangeindrücke der neuen Pfeifen sind vielversprechend und werden eine große Bereicherung sein. Damit stehen den Organisten zukünftig 24 Register zur Verfügung. Neben der Arbeit an den Pfeifen werden auch die beweglichen Teile der Spielmechanik gesäubert, neu gefettet und auf leichtere Spielart eingestellt. Die zum Teil undichte Windanlage wird überprüft und mit neuem Leder abgedichtet.

Wichtig: Die gesamte Elektrik wird erneuert, um aktuelle Sicherheitsstandards zu erfüllen. Dabei wird auch die Steuerung der Register umgebaut und mit einer modernen Setzeranlage ausgestattet. Mit der neuen Technik können bis zu 8000 Registerwechsel in Folge während des Spiels abgerufen werden, die dann sehr schnelle Klangwechsel ermöglichen. Spielen muss man trotzdem aber immer noch selbst.

Der Autor ist hauptamtlicher Organist und Kirchenmusiker der Evangelischen Kirchengemeinde Hilden.

(RP)
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