Hilden Papas Kriege sind auch unsere Kriege

Hilden · Neanderland-Biennale im Strangmeier-Saal bietet eindrucksvolles Theater.

 Matthias Kuchta, Laurent Varin und Zbyszek Moskal sind in "Papas Kriege" die Söhne, die aus Briefen und Tagebüchern der Väter ein Theaterstück machen.

Matthias Kuchta, Laurent Varin und Zbyszek Moskal sind in "Papas Kriege" die Söhne, die aus Briefen und Tagebüchern der Väter ein Theaterstück machen.

Foto: teph

Um was es in dem Stück "Papas Kriege" geht, macht bereits das erste Bild deutlich. Noch ist die Bühne leer, an der schwarzen Rückwand kleben weiße Papierbahnen. Und darauf erscheint die Projektion eines Soldatenfriedhofes. Dann erklingt Marschmusik und die drei Schauspieler marschieren und hüpfen über die Bühne, um dann Unterschriftenlisten hochzuhalten. "Schützt die deutschen Frösche und die deutschen Eichen", ruft Matthias Kuchta ins Publikum. Sein französischer Kollege Laurent Varin und sein polnischer Kollege Zbyszek Moskal tun es ihm gleich. "Es ist eine trinationale Produktion", erklärte Katja Lillih Leinenweber, künstlerische Leiterin der Neanderland-Biennale, zu Beginn des Stückes, das Freitagabend im Heinrich-Strangmeier-Saal aufgeführt wurde.

Basierend auf Tagebucheinträgen und Feldbriefen deutscher, polnischer und französischer Soldaten aus dem ersten und zweiten Weltkrieg haben die Schauspieler gemeinsam mit Regisseur Claude Magne ein Stück entwickelt, das erschütternd und lustig zugleich ist. Die Zuschauer wurden hin- und hergerissen zwischen Lachen und Weinen, Wut, Freude und Trauer. Wenn bei einem Picknicks der Deutsche seine Freunde in ihr "Königreich" bzw. ihre "Republik" einsperren will, um seinen Tisch aufzubauen, darf gelacht werden, bis eine tiefere Botschaft mitschwingt: "Es geht nur um die Sicherheit des Tisches." Die Szenen ziehen beständig eine Verbindung zwischen damals und heute, machen die Parallelen sichtbar, setzen aber nie den erhobenen Zeigefinger ein.

Das Stück kommt mit minimalen Requisiten aus und lebt von der Ausdruckskraft der drei Schauspieler. Immer wieder werden Feldbriefe und Tagebuchnotizen vorgetragen und je mehr davon zu hören sind, je deutlicher wird, dass es am Ende gleich ist, ob sie von einem deutschen, einem polnischen oder einem französischen Soldaten geschrieben wurden. In allen spiegelt sich die durchlebte Not, der Hunger, die Angst und die Trauer um den Verlust der Kameraden genauso wider, wie die Sehnsucht nach den Lieben zuhause. Am Ende bleibt der Mensch und die Erkenntnis, dass ein Krieg nur Verlierer zurücklässt.

(grue)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort