Kreis Mettmann Patienten liegen kürzer im Krankenhaus

Kreis Mettmann · IT.NRW zählt für das Jahr 2016 elf Hospitäler im Kreis Mettmann. Die Jahreszahlen zeigen ein Ringen um mehr Effizienz und Rentabilität. Standards und Automatisierung setzen die Trends. Die Verweildauer der Patienten nimmt ab.

 Durchschnittlich 8,1 Tage blieb im vergangenen Jahr ein Krankenhaus-Patient im Kreis Mettmann in seinem Krankenbett. Im Jahr 2000 waren es noch elf Tage.

Durchschnittlich 8,1 Tage blieb im vergangenen Jahr ein Krankenhaus-Patient im Kreis Mettmann in seinem Krankenbett. Im Jahr 2000 waren es noch elf Tage.

Foto: Bettina Engel

Gesundheit! 77.710 Patienten wurden 2016 in einem der elf Krankenhäuser des Kreises Mettmann behandelt. Das waren 1,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte stieg im gleichen Zeitraum um 10 auf 574 an. 90 Personen stießen zur Gruppe des Pflegepersonals hinzu, die damit um 5,5 Prozent einen vergleichsweise überproportionalen Anstieg verzeichnete. Die spitz auf knapp rechnenden Geschäftsführer der Hospitäler dürfen sich ihre Maßzahl für die Rentabilität einrahmen: Die Auslastung der Betten lag bei 76,4 (zuvor: 73,8) Prozent; zugleich reduzierte sich die Zahl der verfügbaren Krakenbetten von 2379 im Jahr 2015 auf 2252 im Jahr 2016, ein Minus von immerhin 5,3 Prozent.

All diese Zahlen hat nun das Statistische Landesamt des Landes Nordrhein-Westfalen vorgelegt, das sich modern IT.NRW nennt. In Form nüchternen Zahlen-Tabellen beschreiben die Statistiker den Wandel im Krankenhausbereich. Es ist wie überall, wo Betriebswirte ihr manchmal gnadenloses Sparzepter schwingen: Der Trend geht in Richtung Standardisierung und Automatisierung. Beispiel: die Notaufnahme des Evangelischen Krankenhauses in Mettmann. Dorthin kommen rund 15.000 Menschen pro Jahr mit einer akuten Bitte um Hilfe. Um ihre Wartezeiten zu verkürzen - und natürlich gleichzeitig das vorhandene Personal an Ärzten und Krankepflegern noch besser als bisher auszunutzen, wurde das Manchester-Triage-System (MTS) eingeführt. Es beschreibt einen systematisierten ersten Blick auf den neu ankommenden Patienten nach Kriterien wie "Lebensgefahr", "Schmerzen", "Blutverlust", Bewusstsein", "Temperatur" und "Krankheitsdauer". Oberstes Ziel ist Effizienz statt Schlendrian. Dazu passt eine Langzeitbetrachtung aus dem aktuellen Zahlenwerk. Im Jahr 2000 blieb der durchschnittliche Krankenhaus-Patient im Kreis Mettmann demnach elf Tage lang in seinem Krankenbett. Diese Verweildauer hatte sich bis 2016 auf 8,1 Tage reduziert. Im St.-Josef-Krankenhaus Haan wurden 2016 8200 Patienten stationär behandelt. Sie blieben 7,05 Tage in der Klinik. Im Hildener Krankenhaus 9050 Patienten) sogar nur 5,4 Tage. "Die Differenz ergibt sich aus den unterschiedlichen Krankheitsbildern", erläutert Cerstin Tschirner, Pressesprecherin der Kplus-Gruppe. Das bedeutet: Die Zahlen über die Verweildauer der Kliniken sind nur bedingt vergleichbar, weil quasi Äpfel und Birnen miteinander verglichen werden. Daneben ist es für jedes Krankenhaus gut, ein Fachgebiet zu haben, mit dem sich werben lässt. So etwas schärft das Profil. Das St.-Josefs-Krankenhaus Hilden etwa ist führend bei Knie- und Hüftoperationen. Bei der Einsetzung eines künstlichen Kniegelenks gehört das Hildener Krankenhaus zu den besten 13 Kliniken im Rheinland, so die AOK Rheinland/Hamburg. Die Unfallchirurgie ist als "EndoProthetikZentrum" zertifiziert. Erfolgreich ist auch die Geburtshilfe. 508 Babys wurden 2015 in Hilden geboren: Das ist die höchste Zahl seit 13 Jahren. 2016 waren es schon 579 Geburten. Punkten kann die Klinik auch mit ihrem Senologie-/Brustzentrum, der einzigen zertifizierten Einrichtung dieser Art im Kreis. Auch das Haaner Krankenhaus hat sich spezialisiert und eine Reihe von Schwerpunkten ausgebildet. Es ist zertifiziertes Hypertonie-Zentrum. Das Gefäßzentrum ist die einzige Abteilung im Kreis, die Bauchaortenaneurysmen operieren darf. Weitere Stärken sind das Fußzentrum, das Diabeteszentrum Rheinland, das Schlaflabor sowie eine Schmerzambulanz. Privatkliniken richten sich noch intensiver auf einzelne Fachgebiete aus. Beispiel: Die auf die Venenbehandlung spezialisierte Capio-Klinik in Hilden. 2016 hat sie zum dritten Mal in Folge bei einer bundesweiten Versichertenumfrage von AOK, Barmer Gek und Weiße Liste einen Spitzenplatz unter 147 Kliniken in NRW erreicht. Über 800.000 Patienten wurden nach ihrem Krankenhausaufenthalt befragt. 95 Prozent (Bundesdurchschnitt 82 Prozent) der in Hilden behandelten Patienten würden die Capio Klinik weiterempfehlen. Sie zählt mittlerweile zu den Top 5 der Venenzentren in Deutschland. Dort werden jedes Jahr rund 20 000 Venenpatienten behandelt. Die Capio-Gruppe mit Sitz in Schweden investierte in den vergangenen Jahren bis zu fünf Millionen Euro in die Sanierung und Erweiterung des Hildener Standorts. Die Krankenhäuser in Hilden und Haan sind gesund, schreiben schwarze Zahlen. Die Kliniken im Kreis forderten jedoch noch im Februar mehr Geld vom Land und aus dem Bundeshaushalt. Laut einer RWI-Studie gibt NRW pro Jahr rund eine Milliarde Euro zuwenig für die Kliniken aus.

(RP)
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