Hilden/Haan Polizei appelliert an Bürger: "Schütz Dich"

Hilden/Haan · Mit einer neuen Kampagne sollen bald auch Bürger in Hilden und Haan aufgeklärt werden – mit gutem Grund.

 Auf großes Interesse stieß die Aktion schon in Langenfeld: Verkehrspolizist Thomas Decken zeichnet nach einem simulierten Verkehrsunfall die Konturen eines am Boden liegenden Schülers nach.

Auf großes Interesse stieß die Aktion schon in Langenfeld: Verkehrspolizist Thomas Decken zeichnet nach einem simulierten Verkehrsunfall die Konturen eines am Boden liegenden Schülers nach.

Foto: Matzerath, Ralph

Mit einer neuen Kampagne sollen bald auch Bürger in Hilden und Haan aufgeklärt werden — mit gutem Grund.

Der 13-jährige Lukas liegt auf der Fahrbahn, sein Rad daneben. Thomas Decken, Chef der Verkehrsdirektion der Kreispolizei, markiert die Umrisse mit Kreide. Siebtklässler des Langenfelder Konrad-Adenauer-Gymnasiums beobachten das mit einem wachsend unguten Gefühl im Bauch: So in etwa geht es nach einem Unfall zu. Die Polizei registrierte im vergangenen Jahr insgesamt 12 757 Unfälle auf Kreisgebiet.

Nur ein Fünftel der Beteiligten gehört nach Deckens Angaben einer Zielgruppe an, auf die sich bislang die polizeilichen Vorbeugungskonzepte konzentrierten — Kinder, Jugendliche, Senioren. "Die meisten Unfallbeteiligten sind zwischen 22 und 64 Jahre alt und fahren mit dem Auto. Deswegen muss eine neue Präventionsarbeit auf der Straße stattfinden." Hier soll die neue Kampagne "Schütz' Dich" einhaken, die erstmals in Langenfeld lief und am Freitag, 4. September, auch in Hilden eingeführt wird: "Wir wollen Erwachsene ansprechen, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Wir wollen sie aufwecken", sagt die Sprecherin der Kreispolizei, Nicole Rehmann. Daher werden Beamte am ersten Aktionstag von 13 bis 14.30 Uhr an der Grünstraße vor dem Hildorado ähnlich wie in Langenfeld einen Unfall nachstellen und die Umrisse auf der Fahrbahn markieren — als Denkanstoß.

Auch in Haan soll die Kampagne bald starten, berichtet Jörg Janke, Leiter der Polizeiwache in Haan. Ein Termin steht noch nicht fest. Wichtig ist den Verantwortlichen, auf die Ursachen für Unfälle aufmerksam zu machen. Eine wesentliche Gefahrenquelle besteht laut Decken darin, dass sich Autofahrer am Steuer leicht ablenken lassen. "Wer bei Tempo 50 den Blick für zwei Sekunden von der Straße abwendet, um zum Beispiel aufs Handy zu schauen, fährt knapp 30 Meter im Blindflug", merkt Polizeisprecherin Rehmann an. Telefonieren während der Fahrt zeige Auffälligkeiten wie das Fahren unter Alkoholeinfluss mit 0,8 Promille. Das Schreiben einer SMS sei vergleichbar mit der absoluten Fahruntüchtigkeit von 1,1 Promille.

Im Jahr 2014 habe die Kreispolizeibehörde Mettmann 3598 Verstöße wegen der Nutzung des Mobiltelefons während der Fahrt geahndet. "In diesem Jahr liegen die Ahndungen bereits bei 1752", sagt Rehmann (Stand Juli). Einer Studie von Verkehrspsychologen zufolge und auf Grundlage einer bundesweiten Erhebung der Dekra geht man jedoch von einer enorm hohen Dunkelziffer aus, so dass auf einen geahndeten Verstoß 3400 weitere Nutzungen vermutet werden. Doch nicht nur vom Mobiltelefon, auch von Navigationsgeräten, Tablets und E-Books lassen sich Verkehrsteilnehmer während der Fahrt immer häufiger ablenken. So hatte sich ein Lkw-Fahrer 2014 ein E-Book auf das Lenkrad geklebt, damit er während der Fahrt lesen konnte, berichtet Rehmann aus dem Polizeialltag. "Es wird höchste Zeit, dass jeder Verkehrsteilnehmer wieder die Verantwortung für sich selbst und für die anderen Verkehrsteilnehmer übernimmt." Daher heißt der Appell der Polizei am 4. September auch in Hilden: "Schütz Dich."

(arue)
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