Hilden/Haan Post-Beschwerden auch aus Düsseldorf

Hilden/Haan · Inzwischen hat die Bundesnetzagentur die Post AG aufgefordert, Stellung zu beziehen. Ein Postsprecher bleibt dabei: Es handele sich um "Ausnahmen".

Die Beschwerden über nicht oder verspätet zugestellte Post reißen nicht ab. Der Geschäftsführer einer Hildener Firma hat sich bei der Bundesnetzagentur beschwert und folgende Antwort erhalten: "Die Bundesnetzagentur hat den gesetzlichen Auftrag, die Grundversorgung im Bereich des Postwesens (Universaldienst) zu gewährleisten. Dazu gehört eine ordnungsgemäße werktägliche Zustellung. Ein wichtiges Indiz für die Qualität der erbrachten Postdienstleistungen ist die Kritik aus Verbrauchersicht." Und weiter heißt es dort: "Die Bundesnetzagentur nimmt Beschwerden entgegen, konfrontiert die Unternehmen mit erkannten Missständen und wertet die zu jeder Eingabe/Beschwerde eingehenden Antwortschreiben aus." Sanktionsmöglichkeiten habe sie jedoch nicht, weshalb man die Beschwerde an die Post in Bonn geleitet habe -mit der Bitte um Stellungnahme.

Inzwischen kommen ähnlich massive Beschwerden auch aus Düsseldorf. In der Redaktion meldeten sich gestern Postkunden aus Wersten, Heerdt und Reisholz, die die Angaben der Hildener voll bestätigten. Danach wird unregelmäßig zugestellt, samstags und montags gar nicht. Abonnierte Zeitungen kommen Tage später an. Leser Ruprecht Leupoldt, der die Lawine mit einer Zuschrift an die RP losgetreten hatte, schrieb uns gestern: "Mit einer solchen Reaktion habe ich offen gestanden nicht gerechnet. Das Problem scheint ein generelles zu sein. Auch in Solingen gibt es diesbezüglich ähnliche Schwierigkeiten wie ich in einer dort erscheinenden Zeitung lesen konnte."

Die Rheinische Post prüft jetzt auch in anderen Regionen des Verbreitungsgebiets, ob dort ähnliche Beschwerden bekannt sind und trägt die Ergebnisse in den nächsten Tagen zusammen.

Herger Eggers, Anwohner vom Schalbruch, erhielt am 14. Dezember einen Brief, der am 8. Dezember abgestempelt worden war. Der Inhalt: eine Einladung in die Altstadt für den 14. Dezember. Der Abend war gelaufen - im doppelten Sinne. Ingrid Schüffner aus Haan-West bedauert, "dass die Post unregelmäßig und oft mit Verzögerung, dann schubweise zugestellt wird. Dass wir montags keine Post bekommen, ist wohl schon die Regel. Sogar gleiche Amtspost, die vom Kreis Mettmann als solche ja erkennbar ist, kommt hier einen Tag später als in Gruiten an." Dabei sei ihr Briefträger ausgesprochen freundlich und bemüht, aber eine Erklärung dafür habe er nicht. "Wenn die verlässliche Zustellung nicht mehr gewährleistet ist, übrigens auch gerade jetzt in der Weihnachtszeit von mit Gutschein gefüllten Briefen, schwindet mein Vertrauen in unsere (sonst so aufgeblähten) Unternehmen."

Janina Zimmerman, die an der Walder Straße wohnt, schreibt: "Dem allgemeinen Frust über den Zustellservice der Post kann ich mich nur anschließen. Aber: wenn ich jetzt Post bekomme, bekomme ich auch die meiner Nachbarn in meinen Kasten. Bislang habe ich sie dann weiter ausgetragen, habe also die Arbeit der Post vollendet. Demnächst werde ich sie zurück in den allgemeinen Postkasten werfen."

Über die Gründe für das offensichtlich flächendeckende Problem wird spekuliert. Viele Kunden fragen sich: Soll hier die wöchentliche Lieferung durch die Hintertür getestet und eingeführt werden? Immerhin halten sich Gerüchte hartnäckig, die Zustellung solle nur noch alle drei Tage erfolgen. Eine Userin schreibt auf der RP-Seite: "Das sind in der Regel alles Hartz-IV-Betroffene. Im regelmäßigen Turnus werden diese Leute zwangsüberstellt von den Jobcentern an die Post. Die Leute haben oftmals kaum Deutschkenntnisse und sind auch mental für so einen Job total überfordert. Das ist der Post und den Jobcentern egal. Die Post erhält von den Jobcentern hohe Geldbeträge, wenn Hartz IV-Betroffene eingestellt werden. Die Jobcenter machen diese Überstellung, weil diese neuen Zusteller sofort aus der Arbeitslosenstatistik herausgerechnet werden können und nach einer gewissen Beschäftigungszeit und folgender neuer Arbeitslosigkeit nicht den Langzeitarbeitslosen sondern den "normalen" Arbeitslosen zugerechnet werden."

Angesichts des Ausmaßes dürfte die Erklärung, die ein Postsprecher gestern gegenüber der RP abgab, für Unverständnis sorgen. Er schreibt: "Auf Grund von erhöhtem Krankenstand beziehungsweise witterungsbedingt kam es leider in Hilden, Haan und Langenfeld vereinzelt zu Verzögerungen in der Briefzustellung. Dafür entschuldigen wir uns! Wir setzen alles daran, jeden Tag und überall die gewohnte Qualität zu bieten." Auch konnte die weitergehende Behauptung des Sprechers, man habe sich mit dem Zusteller, der eine Kundin beschimpft haben soll, auseinandergesetzt, bis gestern Abend nicht verifiziert werden

Klar ist, dass das Thema damit längst nicht vom Tisch ist. Anfang der Woche geht die Redaktion den nächsten Schritt. Wir berichten.

www.rp-online.de/hilden

(RP)
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