Hilden Radklima-Test: Hilden erhält Note 3,7

Hilden · Lutz Groll, Fahrrad-Experte der Stadt Hilden, sieht Vergleich problematisch - und die Ergebnisse deshalb auch.

 Hilden ist eine Fahrrad-Stadt. Hier gibt es knapp 24.000 Haushalte. Rechnerisch nennt jeder Haushalt 1,8 Fahrräder sein Eigen. Macht rund 43.200 Fahrräder in Hilden. Auch Lutz Groll (3.v.l.) fährt viel Fahrrad.

Hilden ist eine Fahrrad-Stadt. Hier gibt es knapp 24.000 Haushalte. Rechnerisch nennt jeder Haushalt 1,8 Fahrräder sein Eigen. Macht rund 43.200 Fahrräder in Hilden. Auch Lutz Groll (3.v.l.) fährt viel Fahrrad.

Foto: Stadt Hilden

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) ist mit knapp 160.000 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der Radfahrer in Deutschland - vergleichbar mit dem, was der ADAC für Autofahrer ist. Einmal im Jahr fragt der ADFC das "Fahrrad-Klima" ab. "Hilden hat weiterhin mittelmäßige Noten", stellt Norbert Hecht, Sprecher des ADFC Hilden fest. Gegenüber dem letzten Test im Jahr 2014 (Note 3,5) habe sich Hilden mit der Note 3,7 etwas verschlechtert: "Eine Verbesserung der Platzierung im Fahrradklima-Test kann in der Stadt Hilden ohne die stärkere Berücksichtigung der Belange des Radverkehrs, der Radverkehrsförderung und -planung nicht erreicht werden."

Lutz Groll ist stellvertretender Leiter des Planungsamtes und Fahrrad-Experte der Stadtverwaltung. Er hält den Fahrradklima-Test insgesamt für problematisch - und hinterfragt deshalb auch seine Ergebnisse. Warum?

"In Hilden fahren Tausende Fahrrad - jeden Tag", sagt Groll. Beim ADFC-Test haben 178 Hildener teilgenommen. "Das ist weder repräsentativ noch aussagekräftig", meint Groll. Den Teilnehmern der Befragung attestiert er ein "hohes Anspruchsdenken". Besonders negativ werteten die Befragten, dass es kein oder ein geringes Angebot öffentlicher Leihfahrräder gebe und dass Fahrräder in Hilden häufig gestohlen würden. "Das sind zwei Kategorien, die die Stadt nicht beeinflussen kann, die ihr aber negativ angelastet werden", sagt Lutz Groll. Das gelte auch für die kritisierte Breite der Radwege. Auf den Hauptverkehrsstraßen gebe es nur schmale Radspuren, erläutert ADFC-Sprecher Norbert Hecht: "Das empfinden Radler als gefährlich, insbesondere wegen des zu engen Überholens durch Autofahrer." Sein Vorgänger Georg Blanchot fordert einen "gleichberechtigten Umgang mit den nichtmotorisierten Teilnehmern im Straßenverkehr": "Fahrradfahrer benötigen ebenso wie Fußgänger ihren uneingeschränkten Bewegungsraum, um sich sicher zu fühlen."

Die Stadt könne das Verhalten der Autofahrer nicht beeinflussen, hält Groll fest: "Hilden ist nun mal eine enge Stadt. Wir können nicht ganze Häuserzeilen abreißen, um die Radwege zu verbreitern. Hilden hat gar keine Radwege. Die Radler müssen auf der Fahrbahn fahren."

Im ADFC-Test kommt Hilden auf Rang 36 von 98 Städten vergleichbarer Größe. Damit liegt Hilden immer noch über dem Durchschnitt. "Wir haben viel gemacht", betont der Fahrrad-Experte der Stadtverwaltung: "Mit wenig Geld." Das erkennen irgendwie auch die Teilnehmer des Fahrradklima-Test 2016 an. Als besonders positiv halten sie fest: "Viele Einbahnstraßen sind für Radfahrer geöffnet. Das Stadtzentrum ist gut erreichbar. Alle fahren Fahrrad." Die RP hat vor einigen Jahren einen Radfahrer und einen Autofahrer von A nach B quer durch Hilden fahren lassen. Ergebnis: Beide waren in etwa gleich schnell. Politik und Verwaltung haben Routen speziell für Radler abseits der Hauptverkehrsstraßen ausgewiesen, auf denen Radfahrer sicher vorankommen. Hilden ist eine Stadt der kurzen Wege. 54 Prozent aller Wege im Stadtgebiet werden umweltfreundlich zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt - und nur zu 42 Prozent mit dem Auto. Das ergab die Mobilitätsbefragung 2013 der Technischen Universität Dresden.

Bei Neubauten müssen in Hilden laut Satzung nicht nur Stellplätze für Autos, sondern auch für Fahrräder gebaut werden. Die Fahrradabstellanlage am Bahnhof Hilden-Süd wird deutlich erweitert. "Die abschließbaren Boxen werden noch in diesem Jahr aufgestellt", verspricht Lutz Groll.

Bürgermeisterin Birgit Alkenings verlegt ihre Sprechstunde am kommenden Donnerstag, 8. Juni, vom Büro auf die Straße. Gemeinsam mit interessierten Bürgern radelt sie vom Rathaus aus diesmal in den Hildener Süden. Anregungen der Bürger werden vom Bürgermeister-Team aufgenommen. Lutz Groll: "Näher dran geht nicht."

(cis)
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