Haan Realschüler reparieren ihre Dinge selbst

Haan · Beim "Repair Café" an der Emil-Barth-Schule bringen Schüler Gebrauchsgegenstände wieder in Ordnung. Techniklehrer Mathias Wunderlich setzt der Wegwerfgesellschaft damit etwas entgegen.

 Lars Fröhlich (r.) lötet ein Kabel an seinen Kopfhörern an, Ali Assakour versucht, das Display eines MP4-Players wieder in Gang zu setzen.

Lars Fröhlich (r.) lötet ein Kabel an seinen Kopfhörern an, Ali Assakour versucht, das Display eines MP4-Players wieder in Gang zu setzen.

Foto: Olaf Staschik

Ali Assakour hat einen MP4-Player ins "Repair Café" im Technik-raum der Emil-Barth-Realschule mitgebracht. Der Bildschirm des Videoabspielgerätes in Taschenformat lässt sich nicht mehr bedienen. Der Schüler schraubt zunächst das Gehäuse auf und legt die Elektronikschaltkreise des "Touchscreens" frei. Anschließend nimmt er den Tastbildschirm des Geräts genauer unter die Lupe. Der Schüler schraubt hier ein wenig, drückt dort ein wenig herum, und etwas später funktioniert sein MP4-Player wieder. "Es war nur ein Wackelkontakt", stellt der Schüler fest. Durch das selbstständige Reparieren hat er rund 50 Euro für einen Neukauf gespart.

In vielen Städten gibt es so genannte "Repair Cafés". Darin können sonst vor allem Erwachsene kaputte Gegenstände wieder reparieren anstatt sie wegzuwerfen. So lernen die Menschen, ihre Dinge wieder etwas mehr zu schätzen. In vielen größeren Städten gibt es solche regelmäßigen Termine, meist in öffentlichen Einrichtungen. Nun versucht Mathias Wunderlich an der Schule ein regelmäßiges "Repair Café" zu etablieren. "Der Grundgedanke liegt mir sehr am Herzen", sagt der Lehrer. "Viele Sachen sind in unserer Wegwerf-Gesellschaft von vornherein so konstruiert, dass sie nach einiger Zeit kaputt gehen", erklärt der 46-Jährige.

Einmal im Monat begrüßt der Physik- und Techniklehrer seine Schüler daher statt zur Technik-AG zum "Repair Café". "Alle haben irgendwelche Gegenstände in der Schublade liegen, die dort verrotten, ohne dass sie wissen, was kaputt ist", ist Wunderlich überzeugt.

Neben seinem Wissen stellt der engagierte Lehrer seine Werkzeuge zur Verfügung. Ihm helfen regelmäßig auch ehemalige Schüler, die mittlerweile zur Berufsschule gehen. "Die sind jetzt genauso fit wie ich", erkennt Mathias Wunderlich an. Außer den Schülern können ebenfalls Haaner Bürger in den Raum 0.15 kommen, um ihre defekten Gegenstände selbst zu reparieren.

Am gleichen Tisch wie Ali Assakour hat Antonino Marohn die Abdeckung der Kopfhörermuscheln seines Headsets geöffnet. "Die rechte Seite funktioniert, aber die linke nicht", verrät der Achtklässler. Im Inneren des Kopfhörers hat sich offenbar ein Kabel gelöst, das der 14-Jährige mit einem Lötkolben wieder zusammenschweißt. So wie Antonino sind auch seine technikbegeisterten Mitschüler Jonas Lütz und Oliver Krick dabei. Wenn es gerade nichts zu reparieren gibt, basteln die beiden an einem kleinen Solarauto für einen Technikwettbewerb.

Hin und wieder ist das jeweilige Problem nicht zu erkennen. "Wir hatten beim letzten Mal ein Mikrofonkabel, da haben wir nicht rausgekriegt, warum das Rauschen da war", gesteht Jonas Lütz (14). Die Reparatur einer Spielkonsole Nintendo DS gestaltet sich ebenfalls nicht einfach.

Jüngere Schüler reparieren auch Holzgegenstände, etwa ein Metronom oder ein Nähkästchen. "Für Holzarbeiten sind wir vom Werkzeug her am besten ausgestattet. Außerdem erschließt sich das Problem bei einem Stuhl, dessen Bein ab ist, eher als bei Elektronik", erläutert Wunderlich. Andere Schüler, die nicht technikaffin sind, bringen sich beim "Repair Café" mit ein. Wie Tanika Kaiser. Die 15-Jährige sorgt für die Verpflegung der Besucher und Bastler und hat gestern einen bunten Kuchen gebacken.

(RP/rl)
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