Hilden Reformationskirche ist innen fertig renoviert

Hilden · Sonntag findet nach fünf Monaten erstmals wieder ein Gottesdienst statt. Am Dienstag wird Martin Luthers Reformation gefeiert.

 Pfarrer Ole Hergarten und seine Kollegin Nicole Hagemann zeigen den neuen Kerzenständer aus Messing und Birnenholz.

Pfarrer Ole Hergarten und seine Kollegin Nicole Hagemann zeigen den neuen Kerzenständer aus Messing und Birnenholz.

Foto: Christoph Schmidt

Fünf Monate war Hildens älteste Kirche in Kur. Der Innenraum ist jetzt fertig, die Turmsanierung wird sich freilich noch hinziehen. Grund ist eine alte Bausünde. Ein 1696 eingebauter Eisenträger verrostet im Mauerwerk und gefährdet die Statik des Turms. Das wurde erst jetzt nach mehr als 320 Jahren entdeckt. Auf die staubsicher verpackte Orgel muss die Gemeinde weiter verzichten, sagt Pfarrer Ole Hergarten: "Möglicherweise auch an Weihnachten."

Im Innenraum wurden unter anderem Beleuchtung, Elektro-Installation und Lautsprecheranlage ersetzt. Die Kosten schätzt Hergarten auf rund 300.000 Euro. Besonders schön sind die so genannten Prinzipalstücke geworden. Maria Hänichen hat den neuen Altar, das Taufbecken und das Lesepult entworfen. Die 29-jährige Architektin (sie wuchs in Hilden auf) kombinierte Messing und Birnenholz. Ihre Prinzipalstücke sind modern, aber zurückhaltend und fügen sich gut ein in Hildens ältestes Gotteshaus (1255). Die Fachjury lobte ihre Ruhe und Leichtigkeit - und das sie den Grundriss der romanischen Kirche spiegeln. Mit der Ausführung habe die Evangelische Gemeinde bewusst hiesige Unternehmen (Metallbau Stern und Schreinerei Flach) beauftragt, betont Hergarten. "Die Prinzipalstücke sehen leicht aus, sind aber schon schwer", stellt seine Kollegin Pfarrerin Nicole Hagemann fest: "Sie sind weniger flexibel, als ich dachte." Auf romanischen Taufbecken finden sich die geflügelten Symbole der vier Evangelisten. Der Adler für Johannes, der Stier für Lukas, der Löwe für Markus und der Mensch für Matthäus, zählt Hagemann auf. Diese Tradition führt auch das neue Taufbecken - kunstreich gearbeitet - fort. Weil Messing anläuft, musste die Schale des Taufbeckens zusätzlich lackiert werden. Die Reformationskirche steht unter Denkmalschutz, die Prinzipalstücke nicht. Deshalb werden sie regelmäßig erneuert. Das geschah zuletzt 1964. Die neuen Prinzipalstücke (rund 50.000 Euro) werden ausschließlich über Spenden finanziert, betont Hergarten. Weil mit den alten Prinzipalstücken viele Erinnerungen verbunden sind (besonders bei den älteren Gemeindemitgliedern), werden sie nicht einfach "entsorgt". Sie finden einen neuen Platz und weitere Verwendung auf dem Südfriedhof. Dort ist ein sogenanntes Sternenfeld geplant, ein Begräbnisfeld für totgeborene Kinder. Dazu soll der Altar aus Stein dienen. Das alte Taufbecken wird umgegossen zu Buchstaben. Die Kanzel wurde abgegeben.

Die Turmsanierung (es geht um 640 Quadratmeter) wird die Gemeinde viel Geld kosten, möglicherweise bis zu 480.000 Euro. Der Stadtentwicklungsausschuss hat der evangelischen Gemeinde zwar eine erhöhte Zuwendung aus dem Fassadenprogramm über 19.200 Euro bewilligt. Doch die reicht bei weitem nicht aus. Die Gemeinde bittet deshalb um Spenden - und hat dafür ein kleines Kirchenmodell aufgestellt. Das lockt offenbar Diebe ein. Zweimal schon wurde die kleine Spendenkirche gestohlen. Beim letzten Mal fand man sie ausgeleert im Gebüsch an der Mittelstraße wieder. Die Reformationskirche ist das Wahrzeichen Hildens. Sie ist ein architektonischer Schatz, zählt zu den bedeutenden späten Emporenbasiliken im romanischen Stil am Niederrhein. Und ist ein Symbol für Einheit der Christen: Erbaut von Katholiken, wird sie seit 1650 von den Reformierten genutzt.

(cis)
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