Kreis Mettmann Regio-Plan: Tausende Einwände erwartet

Kreis Mettmann · Der Regionalplan für den Kreis Mettmann entsteht neu. Er regelt das zukünftige Zusammenspiel von Industrie, Wohnen und Natur. Jedermann kann sich beteiligen - bei einer Anhörung Mitte Januar und darüber hinaus.

 Blick auf das Ittertal und die Siedlungsgebiete von Haan (links) und Solingen. Die Städte überlegen, in Grenzbereichen gemeinsam Gewerbegebiete zu schaffen. Der Regionalplan nimmt den gesamten Großraum in den Blick.

Blick auf das Ittertal und die Siedlungsgebiete von Haan (links) und Solingen. Die Städte überlegen, in Grenzbereichen gemeinsam Gewerbegebiete zu schaffen. Der Regionalplan nimmt den gesamten Großraum in den Blick.

Foto: Blossey

Eigentlich könnten sich Georg Görtz und Karl Heinz Reuter entspannt zurücklehnen. Die beiden Planer sind beim Kreis Mettmann die Experten für den Entwurf des Regionalplans, der zurzeit fertig gedruckt in den Rathäusern zur Ansicht bereit liegt. Ebenso im Kreishaus. Außerdem im Internet. Insofern ist ihre Arbeit getan. Aber nur auf den allerersten Blick.

Denn vor ihnen liegen - je nach erwünschter Version - zwischen 188 und rund 2000 Druckseiten. Ein Stapel Karten gehört dazu, ein gewichtiger Umweltbericht auch. All das bekommen Interessenten derzeit auf Wunsch vorgelegt und erläutert. Private Nachfrage hält sich nach Reuters Erfahrung in Grenzen. Was nicht nur am Volumen des Werks liegt, Wenn endgültig beschlossen, wird es mindestens 15 Jahre den Gang der Planerdinge leiten. "Unmittelbare Rechtswirkung gegenüber Privatpersonen und Investoren" habe der Plan nicht, heißt es aus der Kreis-Wirtschaftsförderung. Rahmenbedingungen sind das Leitmotiv.

Dafür 2000 Seiten? Es geht auch komprimierter. Ein Teil-Plan in absoluter Miniversion ist immer noch zwei DIN A 3-Farbdrucke groß: eine Karte des Kreises Mettmann. Sie enthält alle bisher vorgesehenen Festsetzungen dazu, wie das Zusammenspiel von Industrie, Wohnen und Natur in den Städten des Kreises künftig aussehen soll. Und schon an dieser Stelle erläutert Görtz dem Besucher die ersten Einschränkungen: "Der Regionalplan dient nicht dazu, Städten bis auf den Quadratmeter vorzuschreiben, wo etwas erlaubt oder etwas anderes verboten ist." Stattdessen eine Fülle von Zielen ("sind zu beachten") und Grundsätzen ("sind zu berücksichtigen"). Formeln in feinster planbürokratischer Abschattierung. Aber es gibt Maßgaben für die Städte, die in einem regionalen Zusammenhang stehen. Görtz nennt ein Beispiel: "Nach dem Entwurf sind beispielsweise die Orte Mettmann und Metzkausen nicht mehr durch einen sogenannten regionalen Grünzug voneinander getrennt. Das heißt: Sie dürfen zusammenwachsen." Theoretisch. Denn der Regionalplan regelt eben nicht, wie irgendeine neue Bebauung im Detail aussehen könnte, ob sie überhaupt realisierbar oder erwünscht ist. Das Gegenteil gelte für Monheim und Baumberg. Hier bleibe es bei der Trennung.

Für Haan gibt es 15 Punkte, in denen Darstellungen verändert werden. Das Spektrum reicht von Korrekturen für den Industriepark Haan-Ost über die Umwandlung bisheriger Industrieflächen in Allgemeine Siedlungsbereiche bis hin zu Veränderungen geplanter Siedlungsbereiche - etwa unterhalb der Sinterstraße am Düsselberg. Allerdings: Als Ende 2012 der Stadtrat über den Regionalplan beriet, fehlten noch Untersuchungsdaten, die für die Gartenstadt Zu- oder Abschläge bedeutet hätten. Eine neuerliche Debatte hat es im Rathaus noch nicht gegeben.

Einige bisher als Freiflächen vorgesehene Areale - daran will die Stadt Hilden auch festhalten - könnten gemäß Regionalplan-Entwurf Siedlungsflächen werden. Weiterer Klärungsbedarf scheint es bei den möglichen Wohneinheiten zu geben. Hilden ist bisher von 1127 Wohnungen pro Hektar ausgegangen und hätte bei Inanspruchnahme aller Freiflächen noch ein Potenzial von 2042 Wohnungen. Theoretisch. Tatsächlich reduzieren sich die Möglichkeiten wohl nur auf 656, da die meisten freien Flächen in Privatbesitz stehen und - derzeit zumindest - überhaupt nicht bebaut werden könnten.

Für den gesamten Kreis haben Städte, Kreisverwaltung und IHK schon vor Monaten ein abgestimmtes Gewerbeflächenkonzept auf den Weg Richtung Bezirksregierung gebracht. Ebenso ist in den Entwurf ein "Flächen-Ranking" eingeflossen. Hintergrund: "Düsseldorf hat rechnerisch zu wenig Wohnraum. Der muss auswärts gesucht werden, soll aber nicht zu mehr Autoverkehr nebst Pendler-Staus führen", sagt Görtz zu den Vorüberlegungen. Ein Ergebnis: Städte wie Velbert und Monheim - mit S-Bahn-Anschluss - erhielten sogenannte "Bedarfszuschläge", dürfen also in Grenzen mehr bauen.

Gleich zu Jahresbeginn 2015 wird das komplette Plan-Verfahren eine neue Dimension erhalten. "Die Städte müssen sich jetzt aufstellen", so formuliert es der Kreis-Planer. In dieser Weise werden nicht nur die Städte verfahren. Rund 400 einzelne Stellen, Organisationen und Verbände aus den gesamten Plangebiet - es reicht grob von Kleve im Norden bis Remscheid im Südosten - werden Stellungnahmen und Einwände in voraussichtlich vierstelliger Zahl vorlegen. "Die sollen im Lauf des Jahres 2015 abgearbeitet werden, schneller ist das wohl auch unter Hochdruck kaum zu schaffen", so die Prognose von Georg Görtz. Vorerst gilt der rund 20 Jahre alte Regionalplans weiter.

(RP)
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