Hilden Rettungstaucher erstellen Chronik

Hilden · Es war im Jahr 1963, als gleich zwei Hildener Bürger in heimischen Gewässern ertranken. Daraufhin beschloss die Stadt, sich eine eigene Rettungstaucherstaffel zuzulegen. Sie wurden der Freiwilligen Feuerwehr angegliedert. Vor zwei Wochen erst hatten sie einen Einsatz.

 60er Jahre: Die Retter gehen Üben im Elbsee.

60er Jahre: Die Retter gehen Üben im Elbsee.

Foto: Staffel

Die Hildener Baggerseen sind tief. Da die Feuerwehr in den frühen 60er Jahren nicht über die nötige Ausrüstung verfügte, konnten die Leichen der Ertrunkenen oft nicht geborgen werden. Stattdessen mussten die Helfer darauf warten, dass sie von selbst wieder auftauchten. Das wollte der Rat nicht länger hinnehmen und finanzierte 1963/64 die Ausbildung und die Ausrüstung von zunächst zwei, dann weiteren drei Rettungstauchern.

Rettungstaucher Walter Janeck arbeitet jetzt, ein Jahr vor dem 50-jährigen Bestehen der Staffel, an einer Chronik über die Hildener Taucher: "Die ersten fünf wurden Mitte der 60er Jahre in Essen ausgebildet. 1970 legte einer unserer Taucher als erster die Lehrtaucherprüfung ab. Seitdem bilden wir selbst aus." Anfangs bestand die Ausrüstung der Taucher nur aus einem Schlauchboot und den Tauchanzügen. "1970 wurde ein alter Rettungswagen ausrangiert und von den Tauchern in mühevoller Kleinarbeit umgebaut. Er wurde liebevoll 'Micky Maus' genannt", erinnert sich Walter Janeck, der 1978 Mitglied der inzwischen zwölfköpfigen Feuerwehr-Tauchergruppe wurde.

Die Hildener sind übrigens für den ganzen Kreis Mettmann zuständig, in dem es bekanntlich zahlreiche Gewässer gibt. Vor gut zwei Wochen war die Staffel zuletzt im Einsatz: Ein polnischer Familienvater ertrank im Elbsee. Bevor die Taucher tauchen mussten, hatten andere Helfer den Mann an Land gezogen, er starb später auf der Intensivstation der Klinik.

Die Ausrüstung der Truppe wird immer noch von der Stadt finanziert. Die Taucher arbeiten ehrenamtlich. Seit den 90er Jahren sind es immer etwa 16 Aktive, von denen sechs bei Bedarf sofort ausrücken. "Die Ausbildung zum Feuerwehrtaucher erstreckt sich über einen Zeitraum von zwei Jahren. Sie umfasst mindestens 35 Stunden Theorie und 20 Stunden Praxis sowie wenigstens 50 Tauchgänge", erläutert Walter Janeck. Bei den Tauchgängen sind sowohl Suchübungen, als auch Arbeiten mit technischem Gerät sowie Rettung von eingeklemmten Personen, Objektbeschreibungen und -markierungen zu üben.

Die Feuerwehrtaucher werden etwa fünf bis sechsmal pro Jahr angefordert. Getaucht wird allerdings häufiger: "Jeder Rettungstaucher muss pro Jahr zehn Tauchgänge absolvieren und sich regelmäßig gesundheitlich durchchecken lassen. Zu unseren Aufgaben gehört nicht nur die Rettung von Menschen, sondern auch von Tieren, etwa Pferden, erklärt Janeck. Es gab aber in der fast 50-jährigen Geschichte der Hildener Taucher immer auch ungewöhnliche Einsätze. "Einmal mussten wir eine Mordwaffe im Schwanenspiegel in Ratingen suchen. Wir haben das Eisenrohr, mit dem eine Frau erschlagen worden war, gefunden", berichtet Janeck. Mehrfach mussten verdächtige Fässer geborgen werden. Außerdem wurden Autos, Räder und sogar ein Kleinbus aus Gewässern im Kreis Mettmann herausgeholt.

"Wir konnten mehrmals Sporttaucher in Not retten", freut sich Janeck. Im Laufe der Jahre mussten aber auch immer wieder Tote geborgen werden. Eine Selbstmörderin war darunter, ein vierjähriges Mädchen und mehrfach Männer, die zu viel getrunken hatten. Zu den Letztgenannten gehörte auch der Mann aus Polen.

"2011", weiß der Chronist der Truppe, "hatten wir bisher die meisten Einsätze. Das fing an mit einem Pferd, das ins Eis eingebro-chen und ertrunken war und endete mit einer Leichenbergung am 23. November im Elbsee. Walter Janeck ist übrigens immer noch aktiver Taucher und Lehrtaucher.

Er scheidet Ende dieses Jahres nach 42 Jahren Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr und 35 Jahren als Aktiver aus der Tauchergruppe aus.

(ilpl)
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