Hilden/Haan Sammlung für Kriegsgräber beginnt

Hilden/Haan · Im November wird um Spenden gebeten, die internationale Arbeit des Verbandes der Kriegsgräberfürsorge zu fördern.

Kalt ist es am Mittwochvormittag, als Spendensammler aus Stadtspitze und Waldkaserne gemeinsam die Mittelstraße in Hilden abgehen. Strategisch aufgeteilt haben sie sich die Fußgängerzone: Eine Gruppe geht Richtung Stadthalle, eine zum Markt und die dritte zum Jacobuskirchhof. Viele Leute, die die Spendendosen sehen, senken den Blick und eilen vorbei.

Einige wenige, wie Herbert Schaper, zücken sofort ihr Portemonnaie: "Ich war 32 Jahre Soldat und fühle mich verpflichtet zu spenden", sagt er. Lutz Wachsmann, der Leiter des Bürgermeisterbüros, entdeckt einige Mitarbeiter aus dem Rathaus und steuert auf sie zu. Einige Euros landen in der Sammeldose. Es ist ein mühsames Geschäft, aber die Spendensammler aus Stadt und Waldkaserne sind überzeugt davon, dass die Spenden für die Kriegsgräberpflege wichtig sind. Tobias Schlusche, Geschäftsführer der Kriegsgräberfürsorge Ortsverein Hilden und Mitglied des "Teams Bürgermeisterbüro", erklärt gerne jedem, der fragt, wofür das Geld benötigt wird: "Es wird benötigt, um deutsche Kriegsgräber im Ausland zu pflegen."

Standortfeldwebel Christoph Weber, der mit ihm zusammen sammelt, ergänzt: "Es werden auch Umbettungen von Soldaten vorgenommen und immer noch werden Tote gefunden und begraben." Außerdem werden Projekte der Friedenserziehung in Jugendeinrichtungen unterstützt. Die Straßensammlung wird von Jahr zu Jahr schwieriger - darin sind sich beide einig, denn die Kriegsteilnehmer sterben langsam aus und jüngere wissen oft überhaupt nicht, worum es geht. "Ab Montag beginnt die Haussammlung, ganz offiziell mit Sammelausweis und Spendendose." Schlusche hat allerdings festgestellt, dass auch an der Haustür immer weniger gegeben wird. Da braucht es schon überzeugende Menschen wie Erwin Hermann in Haan, dem die Arbeit des Volksbunds für Kriegsgräberfürsorge (VDK) eine persönliche und emotionale Angelegenheit ist. "Ich habe meine halbe Familie in diesem verdammten Krieg verloren", sagt der 87-Jährige mit erhobener Stimme. Sein Vater und zwei ältere Brüder wurden getötet. "Es gehört sich einfach, dass man das Andenken an diese Menschen wahrt", findet er. "Soldatenfriedhöfe haben ein ewiges Ruherecht. Um die Erinnerung aufrecht zu erhalten, hilft der alte Herr bereits seit über 20 Jahren mit, Spenden für den VDK zu sammeln: "Solange ich das noch kann." Auch dieses Jahr will er wieder Hausbesuche bei Freunden und Bekannten machen: Fünf Euro, zehn, auch mal 20 bekomme ich pro Hausbesuch." 2013 sind in Haan insgesamt 2200 Euro zusammengekommen. Im Jahr davor waren es 2013 Euro. Der VDK nutzt die Spendeneinnahmen aber auch, um für junge Leute Workcamps im Ausland zu finanzieren. "In Schulen und Jugendeinrichtungen finden wir neue Vereinsmitglieder. Die müssen aber nicht Mitglieder sein, um an den Workcamps teilzunehmen", sagt Schlusche.

Er hat im Blick, was in den letzten Jahren in Hilden gespendet wurde: 2011 waren es 1648,51 Euro, 2012 2408,82 und im vergangenen Jahr bereits 2745,93 Euro. Den Grund für das gestiegene Spendenaufkommen glaubt er zu kennen: "Wir gehen neue Wege und sammeln seit einigen Jahren an Allerheiligen mit vielen Leuten an allen Ein- und Ausgängen der drei Hildener Friedhöfe. Wenn die Familien von den Gräbern kommen, spenden sogar die jungen Leute", hat er festgestellt.

Auch in der Waldkaserne werden neue Sammelmethoden getestet: Bei uns stehen Spendendosen, in die unsere Soldaten 2012 immerhin 290 Euro geworfen haben."

(RP)
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