Hilden Sauerkraut statt blauer Dunst

Düsseldorf · Einen Monat, nachdem das OVG Münster das Rauchen in der Gastronomie von Einkaufszentren verboten hat, eröffnete in der Bismarck-Passage die aus Sicht einiger Kunden nächste Geruchs-Emission. Stüberl-Chef rüstet auf.

Der Frühling riecht nach Sauerkraut. "Sobald ich den Deckel abnehme, zieht's nun mal durch", zuckt Horst Köfl entschuldigend mit den Schultern. Seit knapp drei Jahren verkauft der gebürtige Österreicher in der Bismarckpassage Salate, Käse, Fleisch, Wurstwaren und Weine. Doch erst, seit er im Dezember sein Ladenlokal durch die "Stüberl"-Gastronomie mit 67 Sitzplätzen erweitert hat – Spezialität: Leberkäs mit Kraut –, rümpfen manche Passanten die Nase. Oder kommen nach eigenem Bekunden erst gar nicht mehr in die Passage.

"Textiler profitieren vom Stüberl"

"Etwa 5000 Menschen ziehen hier samstags durch", schätzt Centermanager Oliver Vennedey. Die Anzahl derer, die sich über die Geruchsemissionen mokieren, sei im Vergleich dazu äußerst gering. Vom benachbarten Herren-Textiler habe es zwar Beschwerden des Personals gegeben, räumt Vennedey ein. Aber als sich der Expansionsleiter vor Ort ein Bild machte, habe es "ein freundliches Gespräch" gegeben. "Engbers profitiert doch vom Stüberl", glaubt Vennedy, der als Kundenschiene den bürgerlichen Mittelstand ausmacht. Und der möge schließlich Hausmannskost.

Besänftigt habe den Nachbarn auch die Aussicht auf eine Lüftungsanlage, für die Köfl derzeit Kostenvoranschläge einholt. Noch konkreter hört sich das von Michael Siebert an: "Die Baugenehmigung für den erweiterten Gastronomie-Betrieb ist so lange nur geduldet, bis der Betreiber eine Abzugsanlage installiert hat", verweist der Leiter des Ordnungsamtes auf eine entsprechende "Frist bis Ende März".

Freilich werde es schwierig sein, offene Räume zu entlüften: Eine Absauganlage könne die Luft nur effektiv filtern, wenn über dem Projekt eine Glocke hinge, glaubt Köfl. Stattdessen sind sowohl der Verkaufstresen als auch das "Stüberl" nach außen hin offen. Im Sommer öffnet die Passage zwar zuweilen das Dach, aber ansonsten könne man nicht verhindern, dass der Essensgeruch durch die Gänge wabert. "Das ist übrigens auch in den neuen Shopping-Malls in Essen oder Duisburg so", erklärt Vennedey, der als zusätzliches Problem der Bismarckpassage drei verschiedene Vermieter ausmacht. "Ein schwieriges Rechtskonstrukt" sei deshalb die vor 22 Jahren gebaute Passage, in der sich die Betreiber auf ein Hausrecht einigen müssen (siehe Info).

Gelüftetes Café öffnet am 23. April

Vennedey selbst hat 21 Ladenlokale vermietet; das "Marlin" und die Bäckerei Schüren gehören nicht dazu. Während das kreolische Bistro als geschlossene Gastronomie bislang keine gravierenden "Ausdünstungen" verursachte, zeigt sich Roland Schüren wenig angetan von der Geruchs-Intensität der Stüberl-Produkte. "Natürlich profitieren alle in der Passage von der gestiegenen Frequenz", räumt der Bäcker ein. Doch plane er für sein am 23. April startendes Snack-Café ja auch "den Einbau einer Lüftungsanlage mit Überdrucksystem, damit nichts riecht".

(RP)
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