Hilden Schnäppchenjäger unterwegs

Düsseldorf · Der Hildener Büchermarkt litt morgens unter dem schlechten Wetter. Aber als um 13 Uhr die Geschäfte öffneten, war die Stadt voll. Ob Lektüre oder Klamotten: Mit Muße ließ sich das Angebot ausführlich begutachten.

Der gute alte Wilhelm Busch hätte sich wohl in Galgenhumor geflüchtet: "Der Herbst wird störend oft empfunden, dieweil mit Nässe er verbunden". Und genau das konnten die rund 50 Beschicker des 14. Hildener Büchermarktes überhaupt nicht gebrauchen. Angesichts des nervigen Nieselregens hielt sich gestern der Besucherandrang auf der oberen Mittelstraße auch zunächst in sehr überschaubaren Grenzen.

Seltene Schätzchen

Während sich die meisten mit Partyzelten oder ausgerechnet Sonnenschirmen gegen die Tropfen gewappnet hatten, machten die Unbehüteten ein langes Gesicht. Entweder packten sie ihre Kartons überhaupt nicht aus oder sie schützten ihr Angebot mit Klarsichtfolie. Einer Spezies indes war das Wetter völlig egal: Buchhändler und Antiquare sind stets froh, wenn das "normale" Publikum nicht in Dreierreihen durch das Sortiment stöbert. Vor allem die (semi)-professionellen Jäger des verlorenen Schatzes kamen so auf ihre Kosten. Denn für Historiker und Sammler seltener Schätzchen gab es einiges zu entdecken. Kriegs- und Anti-Kriegsliteratur bis hin zu unsäglichen glorifizierenden Machwerken waren ebenso zu finden wie Comics, die heute Kultstatus bei Sammlern besitzen: Tim und Struppi in Topzustand oder der dicke Wastl und der rauchende Cowboy, der schneller zieht als sein Schatten.

Wie im Fernsehen nahmen neben Kinderbüchern, Belletristik bis hin zu aktuellen Topsellern vor allem Kochbücher einen breiten Raum ein. "Lafer, Lichter, Rach – ach!", reimte Jürgen Stübner verächtlich. Auf die Frage, was er denn suche, antwortete der Rüttenscheider: "Alte Schach-Bücher." Am Ende wurde er fündig. Max Euwes Bücher zur Schachtaktik hatten es ihm angetan. Diese sind zwar in etwa so aktuell wie Herbergers WM-Taktik, aber wer 's braucht... "Ich brauche Krimis, am liebsten vom Horst Eckert oder diesem Eifel-Typ da – dem Baumeister", meinte Burkhard Krontal. Nach dem Hinweis, dass der Typ Berndorf heiße, wollte er sich gerade auf die Pirsch machen, da mahnte die Gattin, dass bald der verkaufsoffene Sonntag beginne. Ein paar Schuhe wären doch mal nicht schlecht.

Fan von Hörbüchern

Jedem sein Pläsierchen – Stefanie Wittke aus Solingen stand der Sinn nach Hörbüchern. Unter dem Angebot aus rund 150 000 Artikeln hatte auch sie Glück. Ihr Auswahl-Kriterium: die Vorleser. "Ich liebe Anna Thalbach". Sprach´s, schnappte sich "Hallo Mister Gott – und war verschwunden. Sie hatte gefunden, was sie wollte, da war auch der Regen nicht länger störend.

(RP)
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