Hilden Schüler lösen Konflikte gewaltfrei

Hilden · Hildener Kindergärten und Grundschulen nehmen an dem Gewaltpräventionsprogramm "Faustlos" teil.

Lea und Leon sitzen an einem Schultisch und tun so, als würden sie eine Klassenarbeit schreiben. Lea aber stört ihren Mitschüler permanent, rüttelt an seinem Arm, schubst ihn an. Leon reagiert weder mit Worten, noch mit Gewalt - er beachtet Lea schlichtweg nicht. "Moment", ruft Faustlos-Trainer Uwe Blankenburg und unterbricht das Rollenspiel. "Was passiert hier gerade ?", fragt er die zuschauenden Mitschüler von Lea und Leon. Sofort gehen zahlreiche Finger in die Höhe "Lea ärgert den Leon, aber der rutscht nur ein bisschen weg von ihr", beschreibt die siebenjährige Luca die Situation. Victoria meint. "Er hört ihr einfach nicht zu." Uwe Blankenburg nickt. "Wie könnte man sich denn noch verhalten, wenn man permanent geärgert oder gestört wird?", will er von den Zweitklässlern wissen.

Es geht ums Ignorieren - ein Thema, mit dem sich derzeit die Eulenklasse der Wilhelm-Busch-Grundschule im Rahmen konfliktfreier Lösungsstrategien auseinandersetzt. "Wir lehren die Kinder Strategien zur Selbsthilfe. Lösungswege sollen dabei möglichst selbst erarbeitet werden", erläutert Klassenlehrerin Nadine Beilfuß. Auch sie hat, genauso wie das gesamte Schulteam der Grundschule, eine Fortbildung zum Faustlos-Programm besucht. Dem altersentsprechenden Entwicklungsstand angepasst, stehen Materialien zur Verfügung, die den Schülern zusätzlich veranschaulichen sollen, wie Gewalt erst gar nicht entstehen muss.

Seit 2007 wird das Curriculum an Hildener Schulen und Kindergärten praktiziert, ermöglicht durch den Lions Club, dessen Hilfswerk das Programm finanziert. Schuldezernent Reinhard Gatzke, damals selbst Präsident des Lions Clubs, hatte Faustlos als unterstützungswürdiges Konzept vorgestellt und die anderen Mitglieder sofort dafür gewinnen können. "Vor allem gefällt uns, dass es kein Anti-Gewalt-Programm ist, sondern präventiv arbeitet. Nicht wünschenswertes Verhalten wird im Keim erstickt, weil es ja auch schon bei den Kindergartenkindern geschult wird" , erklärt Ralf G. Kraemer, Vorsitzender des Stadtmarketing und ebenfalls Lions Club Mitglied. Auch Rolf Schnatenberg glaubt, dass ein solches Konzept gerade in den heutigen Zeiten unverzichtbar ist. "Früher habe ich mit meinen Kinder geredet, ihnen klare Grenzen aufgezeigt, wenn sie Dinge getan haben, die nicht in Ordnung waren. Heutzutage ist das ja leider häufig nicht mehr der Fall."

Eine Aussage, die Schulleiterin Tina Ritterbecks nur bestätigen und ergänzen kann. "Auch das immer größer werdende Thema Mobbing zeigt uns, dass wir heute mehr denn je aktiv, etwa mit solchen Programmen, handeln müssen."

Auch Susanne Hentschel von der städtischen Präventionsstelle gegen Gewalt begrüßte Faustlos. "Schön wäre es natürlich, wenn noch mehr Lehrer sich zu Faustlos-Trainern ausbilden lassen würden, optimal wäre es , wenn wie hier oder an der Ferdinand-Lieven-Schule, überall das gesamte Team geschult wäre."

Die Pausenklingel schellt, Uwe Blankenburg entlässt die Kinder in die Pause. Alle rennen los, nur die siebenjährige Lucy muss unbedingt noch etwas loswerden. "Ich finde die Faustlos-Stunden toll. Man soll niemanden ausschließen auf dem Schulhof, der ist sonst traurig und man selbst will das ja auch nicht. Jeder braucht ja Freunde, denn die sind immer für einen da."

(dani)
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