Hilden Schweitzer-Areal: Offenlage wiederholen

Hilden · Die Verwaltung begründet dies mit einem Gerichtsurteil. 498 Einwendungen gegen das Bauprojekt liegen vor, 302 dafür.

 Pro und kontra derzeitige Bauplanung: Gerd Wimmershoff (links) und Dieter Donner vor dem Gelände

Pro und kontra derzeitige Bauplanung: Gerd Wimmershoff (links) und Dieter Donner vor dem Gelände

Foto: Staschik, Olaf (OLA)

Die geplante Bebauung des städtischen Grundstücks der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule zwischen Kunibert-/Lindenstraße/Am Lindengarten/Am Wiedenhof mit bis zu 140 Wohnungen (Siegerentwurf des Architekturwettbewerbs) ist heiß umstritten. Wie sehr lässt sich an den aktuellen Ergebnissen der Beteiligung der Öffentlichkeit ablesen.

498 Bürger haben Einwände gegen die Planung, 408 gegen die Änderung des Flächennutzungsplanes, listet Baudezernentin Rita Hoff in einem Zwischenbericht für den heute Abend tagenden Stadtentwicklungsausschuss auf.

Der Senioren- und Behindertenbeirat habe 302 Unterschriften für das Vorhaben gesammelt. 90 Kauf- und Bauwünsche seien eingegangen: 74 von privaten Bauherren (darunter 58 von Hildenern, 43 von Familien). Drei private Baugruppen wollten Mehrgenerationenwohnen dort verwirklichen. Dazu hätten 13 Bauträger-Firmen Interesse bekundet. Heute schlägt die Verwaltung dem Stadtrat vor, die öffentliche Auslegung des Flächennutzungsplans und des Bebauungsplanes "aus Gründen äußerster Vorsicht" zu wiederholen. Begründung: Nach einem aktuellen Urteil des Bundesverwaltungsgerichts sollen die "in den vorhandenen Stellungnahmen und Unterlagen behandelten Umweltthemen nach Themenblöcken zusammengefasst und schlagwortartig charakterisiert werden". Das sei bislang nicht so gehandhabt worden.

Das Wohn-Projekt sei durch eine erneute Offenlage "überhaupt nicht gefährdet", betont Bürgermeister Horst Thiele: "Es handelt sich um eine reine Formalie und Vorsichtsmaßnahme. Wir wollen uns nicht dem Risiko aussetzen, das Vorhaben zu gefährden." Folge die Politik dem Vorschlag der Verwaltung, könne die Offenlage praktisch sofort wiederholt werden, erläutert Baudezernentin Rita Hoff.

Die bereits vorgebrachten Einwendungen gingen nicht verloren. Anders als bei einer Wiederholung der Offenlage müsse ein geänderter Plan erneut vom Rat beschlossen werden. Wegen der knappen politischen Mehrheiten im Rat hält Hoff einen Satzungsbeschluss vor der Kommunalwahl am 25. Mai zwar für möglich aber unwahrscheinlich. Dieser könnte dann im Oktober gefasst werden. "Für mich ist das ein ganz wichtiges Projekt für bezahlbaren Wohnraum in Hilden", so Hoff: "Es wäre traurig, wenn es in den politischen Mühlen zermahlt werden würde."

Ein Baumgutachter hat festgestellt, dass einige der früher als schutzwürdig oder erhaltenswert bewerteten Bäume nicht erhalten werden können, weil sie krank oder in ihrer Vitalität geschädigt sind. Nach dieser Neubewertung sind 20 Bäume schutzwürdig oder erhaltenswert. Davon könnten bei der Umsetzung des Bauvorhabens elf erhalten werden.

Dieter Donner spricht für die Initiativen "Mut", "Grüne Lunge für Hilden-Süd" und den Bund für Umwelt und Naturschutz Hilden. Sie protestieren gegen die Baupläne, wollen weniger Wohneinheiten und mehr Bäume und Freiflächen erhalten. "Die Sitzungsvorlage ist nicht klar", kritisiert Donner: "Sie gibt den Ratsmitgliedern keine klare Auskunft. Wesentliche Teile der Einwendungen werden nicht behandelt." Die Straße Am Lindengarten und die Kunibertstraße sollen für die neuen Wohnungen ausgebaut und "erstmalig hergestellt" werden. Daran müssen sich die Anwohner finanziell beteiligen. Donner: "Deshalb wird es mit Sicherheit einen Rechtsstreit geben." Gerd Wimmershoff ist Vorsitzender des Seniorenbeirats, der sich für das neue Wohngebiet starkmacht.

"Wir brauchen barrierefreie und bezahlbare Wohnungen in Hilden — übrigens auch für junge Familien. Das Projekt Schweitzer-Gelände bietet sich dafür an, weil das Grundstück der Stadt gehört." In der Tat sei Hilden dicht besiedelt, wenn man das kompakte Stadtgebiet in Relation zur Zahl der Einwohner setze. Das sei aber nur ein "statistischer Wert".

Hilden habe viele Freiflächen wie den Elbsee oder den Unterbacher See abgeben müssen. Die Stadt sei von viel Grün umgeben. Wimmershoff: "Das kompakte Stadtgebiet ist kein Nachteil, sondern ein Vorteil. Für Senioren bedeutet das nämlich kurze Wege. Auch deshalb ziehen viele Ältere nach Hilden."

(RP)
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