Hilden Soldaten helfen Flüchtlingen ins Internet

Hilden · Die bis zu 350 Bewohner der Notunterkunft Schweitzer-Schule haben jetzt Anschluss ans weltweite Datennetz.

 Hussein (15) freut sich, dass er wieder mit Freunden in Kontakt treten kann. Die 20 Rechner des neuen Internet-Cafés waren gleich besetzt. Soldaten aus der Waldkaserne geben noch einige Tipps.

Hussein (15) freut sich, dass er wieder mit Freunden in Kontakt treten kann. Die 20 Rechner des neuen Internet-Cafés waren gleich besetzt. Soldaten aus der Waldkaserne geben noch einige Tipps.

Foto: Olaf Staschik

Die Neuigkeit hatte sich offenbar in Windeseile herumgesprochen. In der Notunterkunft Albert-Schweitzer-Schule gibt es jetzt ein Internet-Café für die Bewohner. Denn als Bürgermeisterin Birgit Alkenings mit den Spendern aus der Waldkaserne hereinschaute, waren alle 20 Plätze bereits besetzt. "Danke, vielen Dank. Das ist sehr gut für uns alle", sagt Khaled Osman auf Englisch: "So können wir Kontakt zu unseren Familien und Freunden halten." Der 29-jährige Syrer ist mit seinem Bruder nach Deutschland geflüchtet. Ihre Mutter sei in der Türkei.

Markus Braun weiß, wie es Menschen geht, die weit weg von zu Hause sind. Der Oberleutnant hat schon ein Internet-Café für deutsche Soldaten in Pakistan eingerichtet. Jetzt leitet er die Betreuungsstelle in der Hildener Waldkaserne. Dort werden aktuell 141 Soldaten zu Gesellen und Meistern in verschiedenen Richtungen aus- und weitergebildet. Als Mitte des Jahres der Computerraum der Deutschen Angestellten Akademie in der Waldkaserne neu ausgestattet wurde, hielten die Soldaten die ausrangierten Rechner zurück, erläutert Braun: "Eigentlich zum Basteln und Tüfteln für unsere Auszubildenden." Dann erfuhren die Soldaten, dass in Hilden eine Notunterkunft eingerichtet wird. "Wir wollten mit den Rechnern etwas Gutes tun", so der Oberleutnant: "Die Jungs waren sofort sehr motiviert." Stefan Richter ist der Sprecher der 22 angehenden IT-Systemelektroniker. Gut eine Woche Arbeitszeit haben die jungen Männer investiert, die Rechner technisch überprüft, verkabelt und mit Monitoren und Web-Cams ausgerüstet: "Zehn Rechner laufen auf Englisch, zehn auf Arabisch. Als Betriebssystem haben wir Linux genommen. Das ist kostenfrei und sehr sicher." Das Internet-Café hat einen Wert von rund 20.000 Euro, schätzt Bürgermeisterin Birgit Alkenings. Das zeige, zu welch schönen Ergebnissen die Partnerschaft der Stadt Hilden mit der Waldkaserne führt: "Es ist beeindruckend zu sehen, was die Bundeswehr leisten kann."

Das Internet-Café für die Notunterkunft sei ein "einmaliges Projekt", lobte Sozialdezernent Reinhard Gatzke: "So etwas gibt es in keiner anderen der 264 Notunterkünfte in Nordrhein-Westfalen." Jetzt könnten die Flüchtlinge viel einfacher den Kontakt zur Heimat halten, sich in ihrer Heimatsprache informieren - und Deutsch lernen. Bleibenden Eindruck haben die jungen Soldaten auch bei Michaela Neisser, der stresserprobten Flüchtlingsbeauftragten der Stadt Hilden, hinterlassen: "Innerhalb weniger Stunden war alles fertig. Das ging ruckzuck. Und den jungen Männer hat man angesehen, dass sie Spaß bei der Arbeit hatten." Für Neisser ganz wichtig: Die Soldaten werden auch weiterhin das Internet-Café technisch betreuen. Diese Aufgabe wird an den nächsten Lehrgang übergeben, verspricht Braun: "Auch unsere Soldaten haben bei der Aktion viel gelernt. Das war ein echtes Projekt - von der Planung über die Umsetzung bis zur Dokumentation. Von diesen Erfahrungen werden sie bei der Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer sicher profitieren."


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(RP)
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