Nächtlicher Straßenlärm SPD testet Tempo 30 im Selbstversuch auf Hildens Straßen

Hilden · Die Anwohner vieler Durchgangsstraße in Hilden sind lärmgeplagt. Die Verwaltung hat vorgeschlagen, auf diesen Straßen nachts Tempo 30 vorzuschreiben. Die Politik hat Bauchschmerzen. Jetzt haben die SPD-Ratsmitglieder Jürgen Scholz und Kevin Buchner den Selbsttest gemacht.

 Die SPD-Ratsmitglieder Kevin Buchner (l.) und Jürgen Scholz (r.) haben ausprobiert, wie die Ampeln auf bestimmten Strecken geschaltet sind und welche Geschwindigkeiten sie zulassen.

Die SPD-Ratsmitglieder Kevin Buchner (l.) und Jürgen Scholz (r.) haben ausprobiert, wie die Ampeln auf bestimmten Strecken geschaltet sind und welche Geschwindigkeiten sie zulassen.

Foto: Olaf Staschik

Besonders vom Lärm betroffen sind die Anwohner der Richrather-/Baustraße, Klotzstraße, Benrather Straße, Ellerstraße, Gerresheimer-, Hochdahler-, Kirchhofstraße und Walder Straße. Deshalb hat die Verwaltung vorgeschlagen, auf diesen Durchgangsstraßen zwischen 22 und 6 Uhr streckenweise Tempo 30 einzurichten.

Doch die Politik hat "Bauchschmerzen" mit den damit verbundenen Kosten (80.000 Euro für die Ampel-Umstellung). Im städtischen Haushalt klafft wegen der eingebrochenen Gewerbesteuer ein Defizit von 9,9 Millionen Euro. Eine Entscheidung wurde in den Rat vertagt. Dieser tritt am Mittwoch (ab 17 Uhr im Bürgerhaus Mittelstraße 40) wieder zusammen.

Tempo 30 im Selbstversuch

Die SPD-Ratsmitglieder Jürgen Scholz und Kevin Buchner haben Tempo 30 nachts auf Durchgangsstraßen in Hilden getestet. Die RP war dabei.

Start um 22 Uhr am Gressard-Platz Richtung Baustraße. Auf den Straßen ist doch noch einiges los, aber kein Vergleich zu dem dichten Verkehr zur Rush-Hour morgens und abends. Jürgen Scholz sitzt am Steuer und versucht 50 zu fahren - was gar nicht so einfach ist. An der S-Bahnunterführung ist wegen einer Baustelle nur Tempo 30 erlaubt. Scholz hält sich daran. Buchner sitzt auf dem Beifahrersitz und führt Protokoll. Hinter der Baustraße wird gedreht, es geht zurück mit 50 Sachen. Dann die ganze Strecke noch mal mit Tempo 30. Auf diese Weise fahren die beiden SPD-Politiker auch die Strecken Fritz-Gressard-Platz - Westring, Gerresheimer Straße - Westring, Gabelung - Am Lindenplatz und die Hochdahler Straße zwischen Berliner Straße und Lodenheide in beiden Richtung ab. Ergebnis: Eine ganze Reihe von Ampeln sind ausgeschaltet. Die eingeschalteten Ampeln sind - bis auf wenige Ausnahmen - Grün oder springen nach wenigen Sekunden auf Grün - und zwar sowohl bei Tempo 50 als auch bei Tempo 30. Es gibt sie also doch - die häufig bestrittene "Grüne Welle" in Hilden: abends um 22 Uhr. Sie endet/beginnt jeweils an der Berliner Straße.

Welche Schlüsse ziehen die beiden Politiker aus ihrem Experiment? Scholz: "Ich neige dazu, dass eine Umstellung der Ampeln (wie von der Verwaltung gefordert) nicht nötig ist. Das müssen wir aber noch in der Fraktion diskutieren." "Zwischen 4.30 und 5 Uhr haben wir wieder mehr Verkehr auf den Straßen", meint Buchner: "Dann hätte Tempo 30 sicher einen Effekt."

Die Versuchsfahrt stellt eine Momentaufnahme dar, sagt Alexander Smeets, Sachgebietsleiter Verkehrswesen im Rathaus: "Für repräsentative Aussagen brauchen wir eine verlässliche Datenbasis - von 22 bis 6 Uhr. Das können wir aber nicht leisten, sondern nur ein Fachbüro." Und wie sind die meist grünen Ampeln zu erklären? Eine ganze Reihe von Ampeln sei in Hilden tatsächlich koordiniert, erläutert Smeets: "Wer 50 fährt, soll belohnt werden und erhält Grün." Dabei werde mit einem Zeitfenster gearbeitet, damit nicht nur ein oder zwei, sondern ein ganzer Schwung von Fahrzeugen in diesen Genuss kommt. Deshalb hätten die beiden Politiker bei ihrer nächtlichen Testfahrt sowohl bei 50 als auch bei 30 km/h meist Grün gehabt. Smeets: "Das war quasi ein glücklicher Umstand. Darauf darf ich mich als Planer aber nicht verlassen."

(RP)
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