Hilden Staatsschutz beobachtet Koran-Verteiler in Hilden

Hilden · Eine "Privatperson" hat für Samstag erneut einen Stand in der Innenstadt angemeldet: Schon Ende September hatte es eine Verteil-Aktion von "Lies!" gegeben. Die Moschee-Gemeinde distanziert sich.

Salafisten verteilen den Koran
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Nach dem 27. September hat eine "Privatperson" für Samstag erneut einen Stand zum kostenlosen Verteilen des Koran in der Hildener Innenstadt vor dem Rathaus-Center auf der Mittelstraße angemeldet, bestätigt Daniel Beier, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes. Zum Hintergrund:

Die Kampagne "Lies!" wurde Ende 2011 von der salafistischen Gruppierung "Die wahre Religion" (DWR) ins Leben gerufen, so das Bundesamt für Verfassungsschutz. Ziel sei die Verteilung von 25 Millionen Koranexemplaren an deutsche Haushalte. Im Herbst 2013 hat die DWR erklärt, den Koran an Nicht-Muslime in ganz Europa in den jeweiligen Landessprachen verteilen zu wollen. "Wir denken, dass diese Aktion nicht nur für die Missionierung, sondern für eine weitergehende Radikalisierung genutzt wird", sagt Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz: "Dabei richten sich die Salafisten vermehrt an ein sehr junges Publikum." Verfassungsschutz und Staatsschutz hätten die Salafisten fest im Blick, versichert NRW-Innenminister Ralf Jäger. Seine Meinung zu der Koranverteilung: Nicht der Koran sei das Problem, sondern die Absicht, mit dem Koran in der Hand extremistische Ideologien zu verbreiten. Jede Gemeinde habe das Recht, einen Informationsstand der Salafisten zu untersagen, wenn Teilnehmer dort zur Gewalt aufrufen, betont der Innenminister.

Das wissen auch die Koran-Verteiler. Ordnungsrechtlich sei die kostenfreie Verteilung des Korans nicht zu beanstanden, betont Ordnungsamtsleiter Michael Siebert. Polizei und Staatsschutz würden vom Ordnungsamt über die Aktionen stets im Vorhinein informiert. "Wir haben die Personen am Stand überprüft", bestätigt Frank Bauernfeind, Leiter der Hildener Polizeiwache: "Wir haben nichts Verdächtiges festgestellt." Der Staatsschutz Düsseldorf habe aber ein Auge auf die Koran-Verteiler, versichert Staatsschützer Peter Hofmann. Sie seien in der ganzen Region aktiv. "Wir wollen wissen, wer den Stand anmeldet und wer dabei ist." Die Verteiler seien "vorsichtig": "Sie wissen, was sie sagen dürfen und was nicht." Die Gemeinden könnten gegen die Verteilung des Korans kaum etwas tun, weil sie an Recht und Ordnung gebunden seien. Beantragt worden seien drei Termine, berichtet Bürgermeisterin Birgit Alkenings. Einer sei wegen des Itterfestes nicht genehmigt worden. "Die Verteiler dürfen - wie die Zeugen Jehovas - keine Passanten ansprechen", betont Alkenings.

Die islamischen Gemeinden in Hilden seien moderat und sensibilisiert. Die Koran-Verteiler versuchten - ähnlich wie Scientology oder Sekten - Menschen anzusprechen, die gesellschaftlich und sozial wenig verwurzelt seien: "Das ist kein speziell islamisches, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem. Viele Eltern waren nicht darauf gefasst, dass ihre Kinder so angegangen werden."

"Wir kennen diese Leute nicht", betont Mohamed Bouziani, Vorsitzender des Islamisch-Marokkanischen Kulturzentrums Moschee Arrahman: "Wir sind gegen sie, weil sie uns als Gemeinde und der Stadt Hilden schaden. Sie machen alles kaputt, was wir uns als Muslime positiv aufgebaut haben." Beim letzten Freitagsgebet habe der Imam klar und deutlich gesagt, dass der Islamische Staat (IS) nichts mit dem Islam zu tun habe und allen Muslimen in Deutschland schade. Darüber werde auch mit den Jugendlichen in der Gemeinde intensiv diskutiert: "Wir machen unsere Hausaufgaben." Erst kürzlich hätten die Muslimischen Gemeinden gemeinsam mit den christlichen Gemeinden in Hilden auf der Mittelstraße gegen den Terror der IS-Milizen im Nahen Osten demonstriert. Der Vorsitzende der türkisch-islamischen Moschee-Gemeinde war gestern nicht zu erreichen.

(RP)
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