Hilden Stadt nimmt Jugendliche an die Hand

Hilden · Hilden hat den Zuschlag für ein Modellprojekt des Europäischen Sozialfonds erhalten.

Netzwerken - das kann Hilden. Die hiesige Bundestagsabgeordnete Michaela Noll aus Haan erfuhr in Berlin von dem Modellprogramm "Jugend stärken im Quartier". "Ist das nichts was für Euch?", informierte sie Bürgermeisterin Birgit Alkenings. Innerhalb von sechs Tagen brachte das Jugendamt gemeinsam mit Bildung hoch 3 eine Bewerbung auf den Weg. Mit Erfolg: Bildung hoch 3, die gemeinsame Jugendwerkstatt der Städte Hilden, Langenfeld und Monheim, und die Stadt Hilden bekamen den Zuschlag. "Zukunft aktiv gestalten", heißt das Projekt. Treffender wäre: "Die Kümmerer". Ein Team von Juggendamt und Bildung hoch 3 nimmt Jugendliche an die Hand, die häufig einen ganzen Sack voll von Problemen haben. Kein Schulabschluss, Lehre geschmissen, Stress mit den Eltern, Rauschgift, Berg voller Schulden, drohende Haft: Auch in jungen Jahren kann schon vieles schief laufen. Das lässt häufig nicht nur die Jugendliche selbst, sondern auch manche Eltern verzweifeln. "Wir helfen den Jugendlichen, ihr Leben wieder auf die Reihe zu bringen", sagt Sozialarbeiter Sascha Göbeler. Beraterin Dorothee Mittelbach-Weichler drückt das so aus: "Wir begleiten die Jugendlichen, versuchen ihr Vertrauen zu gewinnen, vermitteln Hilfen und kontrollieren, ob das auch klappt." Der Fall von Tim (Name geändert) fällt etwas aus dem Rahmen, zeigt aber auch, um was es geht. Tim ist mit 16 Vater geworden. Als die überforderte Mutter seinen Sohn abgeben will, nimmt er den fast Dreijährigen zu sich. Jetzt ist der 19-Jährige kurz vor der mittleren Reife plötzlich alleinerziehender Vater. Die "Kümmerer" haben ihm eine Wohnung und einen Kitaplatz besorgt. Tim will Optiker oder Hörgeräteakustiker werden. "Da finden wir bestimmt was", ist Mittelbach-Weichler optimistisch. Im Januar ist das Projekt gestartet, es gibt schon erste Erfolge. 28 Jugendliche zwischen 15 und 23 aus Hilden und Umgebung, darunter sechs Frauen, werden betreut. "Drei konnten wir in eine Ausbildung vermitteln", berichtet Mittelbach-Weichler: "Fünf in Berufsvorbereitende Maßnahmen". Vier Jahre lang läuft das Projekt, 110 Jugendliche sollen in dieser Zeit betreut werden. Zwei Bundesministerien und der Europäische Sozialfonds geben dafür 360.000 Euro, die Stadt Hilden steuert 120.000 Euro bei.

Als sich Michaela Noll gestern bei Bildung hoch 3 informierte, war die Bundestagsabgeordnete aus Haan ganz angetan von dem, was sie da hörte: "Wir haben hier viele Kümmerer. Der Kreis Mettmann ist da wirklich gut aufgestellt."

(RP)
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