Hilden Stadt verlangt für Radboxen jetzt Miete

Hilden · Ab 1. Juli sind die 160 Fahrradgaragen nicht mehr gratis. Pro Monat werden acht Euro, pro Jahr 80 Euro fällig.

 Die neue Gebühr für die Fahrradboxen ist zu hoch, kritisiert Georg Blanchot vom ADFC Hilden.

Die neue Gebühr für die Fahrradboxen ist zu hoch, kritisiert Georg Blanchot vom ADFC Hilden.

Foto: Olaf Staschik

Die Stadt Hilden hat an den beiden S-Bahnhöfen Hilden und Hilden-Süd 160 abschließbare Fahrradboxen aufgestellt. Sie bieten zuverlässigen Schutz vor Diebstahl, Beschädigung und Regen. 131 Boxen sind ständig belegt. Für die 88 Boxen am Bahnhof Hilden-Süd existiert sogar eine Warteliste. Inhaber von Dauerkarten des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr (VRR) konnten die Boxen bislang gratis nutzen. Das ändert sich zum 1. Juli. Auf Vorschlag von Bürgermeisterin Birgit Alkenings hat der Stadtrat mit der Mehrheit von SPD, CDU, Allianz und FDP beschlossen, eine Gebühr von acht Euro im Monat oder 80 Euro pro Jahr einzuführen. Sie soll dazu beitragen, dass die Boxen tatsächlich genutzt werden. Nahezu 100 Prozent der heutigen Nutzer verlängerten Jahr für Jahr ihren Vertrag, berichtet Gisela Kleinen-Piel, Leiterin des Bürgerbüros: "Ob sie ihr Rad tatsächlich dort einschließen oder sich nur die kostenfreie Option offen halten wollen, können wir leider nicht feststellen."

In vielen anderen Städten gebe es ein gestaffeltes Mietsystem für die Fahrradboxen, hat die Verwaltung recherchiert. In den meisten Fällen würden 80 Cent pro Tag, acht Euro im Monat und 80 Euro im Jahr verlangt. Bürgermeisterin Birgit Alkenings hatte vorgeschlagen, sich daran zu orientieren. Es gibt noch einen weiteren Grund für die neue Gebühr. Im städtischen Haushalt klaffen Millionen-Defizite: 2016 fehlten 9,9 Millionen Euro, 2017 und 2018 jeweils vier Millionen Euro. Deshalb haben Rat und Verwaltung zahlreiche "freiwillige Leistungen" auf den Prüfstand gestellt - und gekürzt und gestrichen. Durch die neue Gebühr könne die Stadt rund 12.000 Euro zusätzlich einnehmen, schätzt die Bürgermeisterin. In Hilden müssen die Boxen mindestens einen Monat und können maximal für ein Jahr gemietet werden. Gebucht wird - wie bisher auch - im Bürgerbüro im Rathaus. Ab 1. Juli fällt einmalig eine Kaution von 50 Euro an. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Hilden hatte die neue Gebühr als zu hoch kritisiert. Die Stadt habe Kosten von weniger als vier Euro jährlich pro Box, rechnete Georg Blanchot vor: "Die Stadt ist nach Auskunft des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr als Fördergeber noch für einen Teil der Boxen an die genannten Vorgaben gebunden. Auch wenn die Bindungsfrist für die Fördermittel abgelaufen sein sollte, darf dies kein Freibrief dafür sein, die Nutzer mit 80 Euro in 20-facher Höhe der Betriebskosten in Anspruch zu nehmen." Am S-Bahnhof Hilden Süd werden wohl noch in diesem Jahr weitere 44 Stahlkisten mit mechanischen Schließsystemen aufgestellt. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr übernimmt 72.800 von 96.000 Euro. Der städtische Anteil beträgt 23.200 Euro. Die Mehrheit im Stadtrat entschied sich für das bewährte mechanischen Schließsystem und gegen Boxen mit elektronischen Schlössern. Weil die Fahrrad-Container mit elektronischen Schlössern deutlich teurer sind - und offenbar auch nicht ganz so sicher, wie Erfahrungen von Nachbarstädten zeigen. Über 18.000 Hildener fahren zum Arbeiten in die Nachbarstädte, etwa eben so viele Menschen pendeln täglich nach Hilden. Angesichts der Dauerstaus auf den Straßen und Parkplatznot wollen Rat und Verwaltung als umweltfreundliche Alternative die Mobilität mit Fahrrad, Bus und Bahn fördern. Fahrradboxen können unter E-Mail "buergerburo@hilden.de" gebucht werden.

(cis)
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