Hilden Stadtarchiv hilft bei der Ahnenforschung

Hilden · Die städtische Einrichtung präsentiert aktuell Zeugnisse über die Hildener Hausbesetzer-Szene aus den 1980er Jahren.

 Stadtarchivar Wolfgang Antweiler greift bei der Dokumentation der Stadtgeschichte auf Medien aller Art zurück.

Stadtarchivar Wolfgang Antweiler greift bei der Dokumentation der Stadtgeschichte auf Medien aller Art zurück.

Foto: Stephan Köhlen

Der Leiter des Stadtarchivs Hilden, Dr. Wolfgang Antweiler, öffnet ein Buch und deutet auf einen Namen: Petrus Heinrich Lampenscherf. Ein Fünfjähriger, gestorben 1807 und begraben auf dem Hildener Hauptfriedhof, den man damals noch als Kirchhof bezeichnete. Darum hieße die angrenzende Straße auch Kirchhofstraße, erklärt Antweiler. Aus zweierlei Gründen wählte der Archivar den kleinen Jungen aus dem 19. Jahrhundert: "Zum einen wurde durch dieses Kind der Hauptfriedhof eingeweiht. Es war das erste Begräbnis dort." Zum anderen sei der Name Lampenscherf ein noch heute vorkommender Name im Raum Hilden. Das Hildener Stadtarchiv öffnete am Samstag seine Türen für interessierte Bürger. Anlass war der"Tag der Archive" des Verbandes deutscher Archivare. Zum neunten Mal stellten bundesweit zahlreiche Archive - ob Staats-, Firmen-, Kirchen- oder Stadtarchive - ihre Materialen für die Öffentlichkeit aus. Dieses Jahr lautete das Motto "Demokratie und Bürgerrechte". Da jedes Archiv ein individuelles Angebot habe, könne man unglaublich viel entdecken, sagt Antweiler.

Demokratie und Bürgerrechte bezogen auf Hilden - das bewog das hiesige Archiv zu Themen wie politische Wahlen, Streiks und Demonstrationen, "aber vor allem an eine sehr aktive Hausbesetzer-Szene zu erinnern, die in den 1980er Jahren hier präsent war", fügt Antweiler hinzu: "Das ist vielen älteren Hildenern noch bewusst. Damals war viel in Bewegung und es existieren viele Presseberichte und Fotos zu dem Thema." Das Archiv stellte in seinen Büroräumen diese Zeitungsberichte und Fotoabzüge über die Hildener Hausbesetzer-Szene aus. Sie bezeugen, dass einst viele Bürger gegen eine Umgestaltung der Hildener Innenstadt sowie der angrenzenden Straßenzüge protestierten. Da Hilden während des Zweiten Weltkriegs bei Bombenangriffen nicht so viel Zerstörung erlitt wie andere deutsche Städte, blieben zahlreiche Altbauten erhalten. "Aber später gab es auch Bemühungen, sie einzureißen, um neue Gebäude im Stile der 1960er und 70er Jahre zu errichten", erklärt Antweiler.

Auch Besucher Karl-Heinz Sieger erinnerte sich: "Ich habe Hausbesetzungen an der Benrather Straße mitbekommen. Es gab Altbauten auf Höhe der Stadthalle, die für die vierspurige Verbreiterung der Straße abgerissen wurden. Bis dahin ging der Hauptverkehr durch die Mittelstraße - samt Straßenbahn." An der Reformationskirche sowie bei der Adler-Apotheke sollen die Bürgersteige so schmal gewesen sein, "dass kaum eine Mutter mit Kinderwagen dort durchkam", erzählt Sieger. Der alteingesessene Hildener nutzt regelmäßig das Stadtarchiv. Er schreibt und bearbeitet Artikel auf Wikipedia über seine Heimatstadt. Wer sich für die Geschichte seiner Familie und seiner Vorfahren interessiert, kann mit der Suche im Stadtarchiv beginnen. Es sei aber unverzichtbar, von eindeutigen Anknüpfungspunkten zu wissen, auf denen die Ahnenforschung aufbauen kann, sagen die Experten dort. Dann können im Stadtarchiv Urkunden herangezogen werden. Besonders hilfreich seien Heiratsurkunden, da sie nicht nur etwas über die Eheleute und deren Eltern verraten, sondern auch, ob die Eltern bei der Heirat noch lebten oder schon gestorben waren. So taste man sich vorwärts, suche nach Hinweisen und nutze die zahlreichen Quellen des gut organisierten Stadtarchives. "Einer Genealogie nachzugehen ist zeitraubend", sagt der Leiter des Stadtarchivs: "Und muss nicht immer zum Ziel führen."

(RP)
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