Kreis Mettmann Städte müssen Ratten allein bekämpfen

Kreis Mettmann · Langenfeld und Monheim lassen Kreis-Projekt scheitern. "Es wird auf jeden Fall teurer", sagt Michael Siebert (Hilden).

 EinigeKommunen wollen die Rattenpopulation wieder selbst bekämpfen. Sie diskutieren, den Vertrag mit dem Kreis Mettmann zu kündigen. Foto: Imago

EinigeKommunen wollen die Rattenpopulation wieder selbst bekämpfen. Sie diskutieren, den Vertrag mit dem Kreis Mettmann zu kündigen. Foto: Imago

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Sie leben zu Zehntausenden unter uns. Meist tun die Ratten das unbemerkt, aber wenn sie sich im Gesichtsfeld des Menschen doch blicken lassen, geht es ihnen an den Kragen. Die Nager gelten im Sinne des Infektionsschutzgesetzes als Gesundheitsschädlinge, von denen Krankheitserreger auf Mensch und Haustier übertragen werden können. Anfang letzten Jahres hatte der Kreis Mettmann von den zehn kreisangehörigen Städten die Aufgabe übernommen, den Rattenbestand einzudämmen und zu verringern. Doch vermutlich wird der Kreis bis zum 30. Juni die mit den Städten geschlossene öffentlich-rechtliche Vereinbarung zum Jahresende 2018 aufkündigen

Denn vier Städte, darunter Langenfeld und Monheim, sind mit der Kooperation unzufrieden. Sie wollen daher die Vereinbarung mit dem Kreis wieder kündigen. "Es gibt aus vier Städten Signale, die öffentlich-rechtliche Vereinbarung aufzukündigen. Vier wollen daran festhalten. Zwei sind noch unentschlossen", sagt Kreissprecherin Daniela Hitzemann. Weil nach dem Ausscheren einzelner Kommunen eine Kooperation keinen Sinn mache, stehe jetzt die Kündigung zur Debatte. Die wird am 17. Mai im Gesundheitsausschuss beginnen. Ein Beschluss steht Ende Mai im Kreistag an. Der bestehende Vertrag mit dem Schädlingsbekämpfer wäre sowieso zum Jahresende 2018 ausgelaufen.

Eigentlich sollte die auf den Kreis übertragene Zuständigkeit bewirken, dass Ratten in allen zehn Städten wirksamer der Garaus gemacht wird als bis Ende 2016 geschehen. Nach der öffentlich-rechtlichen Vereinbarung seien Köder systematisch auszulegen. Laut Christian Benzrath, Ordnungsamtsleiter in Langenfeld, sollte die beauftragte Fachfirma zunächst in der Schmutzwasserkanalisation "flächendeckend mit Placebo-Stücken feststellen, wo sich die Ratten aufhalten. Dann werden an diesen Stellen Giftköder ausgelegt." In Grünflächen würden hierzu Giftköder-Boxen platziert.

In Langenfeld hätte die Fachfirma vereinbarungsgemäß 2900 Schmutzwasserschächte belegen müssen, habe dies aber nur bei 797 Schächten getan. Unzufrieden äußerte sich Benzrath auch über die schriftliche Dokumentation der Belegungen. Oberirdisch sind seit Anfang 2017 Grundstückseigentümer verpflichtet, Rattenbefall erstens zu melden und zweitens auf eigene Kosten zu beseitigen; sei es durch Schlagfallen aus dem Fachhandel oder durch Beauftragung eines Schädlingsbekämpfers.

Im Langenfelder Ordnungsausschuss stimmten alle Politiker für die Kündigung des Vertrags mit dem Kreis. "Wir wollen die Hoheit über unsere Ratten wiedererlangen", merkte Dieter Braschoss (CDU) an. Gerold Wenzens (BGL) bezeichnete die Vereinbarung mit dem Kreis als "Schuss in den Ofen". Auch in Monheim beraten die Politiker über die Vertragskündigung. Die Bereichsleiterin Christiane Schärfke kritisiert, dass in den ersten 14 Monaten die Belegung der Kanäle mit Ködern "mehr als schleppend verlief".

"Hilden war mit der Arbeit der Schädlingsbekämpfer zufrieden", betont Ordnungsamtsleiter Michael Siebert. Das neue Konzept sei ein Paradigmenwechsel gewesen: Statt gelegentlicher oberirdischer Bekämpfung sollen die Ratten systematisch unterirdisch bekämpft werden. "Bis man die Auswirkungen merkt, wird es zwei bis drei Jahre dauern", sagt Siebert: "Mir war das klar. Ich hätte mir mehr Geduld in Langenfeld und Monheim gewünscht." Hilden werde sich jetzt selbst um die Rattenbekämpfung kümmern müssen und diesen gesetzlichen Auftrag ausschreiben -und zwar noch in diesem Jahr. "Günstiger wird es auf keinen Fall", ist sich Siebert sicher: "Das war der eigentliche Vorteil der gemeinsamen kreisweiten Ausschreibung." Hilden hat rund 56.000 Einwohner. Fachleute schätzen, dass in so einer belebten Stadt zwei bis drei Ratten auf einen Einwohner kommen. Siebert: "Wir haben kein Problem mit Ratten, aber sie sind ein Thema, um das wir uns kümmern müssen."

Auch Haan hätte gern die Zusammenarbeit fortgesetzt, teilt Stadtsprecherin Sonja Kunders mit. Nunmehr gelte es, ab 2019 eine eigene Regelung zu finden. Wie die Rattenbekämpfung dann genau aussehen wird, bedürfe noch der internen Abstimmung. Der Kreis stellt den Städten jetzt Unterlagen zur Verfügung, um die Rattenbekämpfung selbst ausschreiben zu können.

(RP)
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