Hilden Tag der Frau – reichen Schönheitstipps?
Hilden · Zum Internationalen Frauentag gibt es in Hilden Stilberatung, Gesichtsmassage und "Heilsames Singen".
Dieser Satz, den ihre Mutter sagte, klingt Monika Ortmanns noch heute in den Ohren. "Sieh' zu, dass du nie abhängig wirst", so lautete die Botschaft. "Das hat mich sehr stark geprägt", sagt die 57-Jährige. Sie beherzigte den Grundsatz, ließ sich zur Diplom-Verwaltungswirtin ausbilden und hat jetzt als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hilden in Teilzeitanstellung ein zufriedenstellendes Auskommen.
Doch die Botschaft ihrer Mutter, die Lehren aus einer Zeit zog, in der Frauen noch eine untergeordnete Stellung hatten, ist auch heute aktuell. "63,5 Prozent aller Rentnerinnen haben weniger als 650 Euro in der Tasche", berichtet Ortmanns. Anlässlich des "Equal Pay Day" am 21. März, der die Entgeltunterschiede bei Männern und Frauen zum Thema macht, hat sie daher bereits für Donnerstag, 20. März, 17.30 Uhr, in der Caféteria des Bürgerhauses einen Vortrag zur "Steigenden Altersarmut bei Frauen" organisiert. Die Zuhörerinnen erhalten Tipps, wie sie auch in Rente noch gut leben können. Weitere Aktionen sind in Planung: Im September gibt es eine Messe für den beruflichen Wiedereinstieg, und am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November werden Brötchentüten verteilt. Motto: "Gewalt kommt nicht in die Tüte."
Leichtere Kost bietet hingegen das Programm zum Internationalen Frauentag, der für heute ausgerufen ist. So steht von 10 bis 14 Uhr in der Cafeteria des Bürgerhauses ein Frühstücksbrunch auf dem Programm. Währenddessen widmen sich Vorträge und Workshops den Themen "Essen Sie sich schön", "Stilberatung", "Homöopathie" und "Heilsames Singen". Am 11. März dreht sich eine Philosophische Diskussion um das Thema "Denken Frauen anders?", und am 15. März behauptet Kabarettistin "Kriszti Kiss" ab 19 Uhr im Alten Ratssaal des Bürgerhauses "Mein Bauch gehört dir".
Schönheit, Figurprobleme und Gesundheit — hat Monika Ortmanns nicht die Sorge, dass Frauen auf diese Weise erneut lediglich auf kuschelige Nischenthemen reduziert werden? "Ich möchte ein Türöffner sein, die Frauen ansprechen, vor allem jüngere", antwortet sie. Durch leichtere Kost könne man ein größeres Publikum erreichen. "Mit unangenehmen Themen beschäftigen sich Frauen erst, wenn sie's müssen", bedauert Ortmann. Immerhin hätten sich bereits im Vorfeld des Frauentages gut 45 Teilnehmerinnen angemeldet. "Das Programm kommt super an", sagt die Gleichstellungsbeauftragte. Außerdem "ist es mir wichtig, dass wir unseren Tag feiern".
Das steht bei ihr nicht immer auf der Tagesordnung. Seit 2009 ist Ortmanns Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hilden, und in dieser Zeit sei der Anteil von Frauen in Führungspositionen bei der Stadtverwaltung von 29 auf 33 Prozent gestiegen. "Es klettert langsam", sagt Ortmanns. Ist sie damit zufrieden? "Es ist sehr wenig", gibt sie zu, und es könnte mehr sein. Doch als Erfolg verbucht sie schon, dass viele Frauenthemen nicht mehr als Nischenthemen angesehen würden: "Das Gute ist, mittlerweile wird man auch gehört."
