Weihnachts-Wissen (8) Tannen- und Christbäume

Hilden · Rituale und Bräuche sind aus der Adventszeit nicht wegzudenken. Doch woher kommen Apfel, Nuss und Mandelkern? Experte Manfred Becker-Huberti erklärt, was es damit auf sich hat.

Rituale und Bräuche sind aus der Adventszeit nicht wegzudenken. Doch woher kommen Apfel, Nuss und Mandelkern? Experte Manfred Becker-Huberti erklärt, was es damit auf sich hat.

Ob Tannenbaum, Christbaum oder Festbaum - die festlich geschmückte Konifere (= Nadelgehölz) hatte zunächst gar nichts mit Weihnachten zu tun. Weil im Paradiesspiel vor dem Krippenspiel zu Beginn der weihnachtlichen Mette gezeigt wurde, wie die Schuld in die Welt kam, musste am 24. Dezember ein grüner Baum her, weil Früchte bekanntlich nicht an kahlen Bäumen hängen. So kamen Tanne, Fichte, Kiefer und andere Nadelhölzer, ja sogar Ilex und Eibe ins Spiel. Sie wurden zum "Baum der Erkenntnis", vom dem der Bibel nach Eva trotz Gottes Verbot eine Frucht pflückte.

Wenn auf dem gleichen "Spielfeld" dem Paradiesspiel das Krippenspiel folgte, blieb der Baum stehen. Die ersten, die ihn übernahmen, waren die Gilden und Zünfte, die im Mittelalter begannen, eine Weihnachtsfeier außerhalb der Kirche auszurichten. Bei ihnen wurde aus dem Baum der Erkenntnis ein Gabenbaum, an dem Süßigkeiten und kleines Spielzeug für die Kinder der Zunftmitglieder hingen, die auf ein Stichwort hin "abgeblümelt" werden durften.

Eine andere Idee entwickelte der evangelische Adel in Süddeutschland. Er stellte den Baum der Erkenntnis auf den Gabentisch, befestigte Kerzen an ihm und kreierte so einen Lichterbaum, der symbolisch den Erlöser als das Licht, das in die Dunkelheit kam, interpretierte.

Als Liselotte von der Pfalz (1652 - 1722) den Bruder des französischen "Sonnenkönigs" Ludwig XIV. heiratete, versuchte sie vergeblich, diesen Lichterbaum in Frankreich einzuführen. Erfolgreicher war Prinz Albert (1819 - 1861), der Gemahl der englischen Königin Victoria. Von England aus trat der Christbaum seinen Siegeszug um die ganze Welt an. Der Christbaum gehört als Baum zu einem Ursymbol. Er verbindet, was unter der Erde liegt, nicht nur mit der Erde, sondern auch mit dem Himmel, wohin seine Zweige reichen. Und der Baum überschreitet nicht nur im Raum das menschliche Maß, sondern auch in der Zeit. Viele Bäume entstehen vor uns und sie bestehen weiter, wenn wir längst abtreten mussten.

(RP)
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