Hilden Treffen der sicherheitspolitischen Experten

Hilden · Der Reservisten-Präsident fordert in der Waldkaserne mehr Mut bei der Definition deutscher Interessen.

 Gastgeber Jörg Orth, Vorsitzender der Reservistenverbands-Kreisgruppe Bergisch-Land, Bernd Wilz, Michaela Noll und Roderich Kiesewetter (v.l.).

Gastgeber Jörg Orth, Vorsitzender der Reservistenverbands-Kreisgruppe Bergisch-Land, Bernd Wilz, Michaela Noll und Roderich Kiesewetter (v.l.).

Foto: MIC

Von der Region sind schon immer wesentliche Impulse für die Sicherheitspolitik Deutschlands ausgegangen. Symbolisch dafür stehen Michaela Noll (54) aus Haan, seit Kurzem Mitglied im Verteidigungsausschusses des Bundestages, und Bernd Wilz (71) aus Solingen, einst Verteidigungs-Staatssekretär in der Regierung Helmut Kohls. Sie trafen sich jetzt beim Vortragsabend der Kreisgruppe Bergisch-Land des Reservistenverbandes in der Wald-Kaserne in Hilden.

Im Mittelpunkt stand aber Roderich Kiesewetter (50, ebenfalls CDU). Der Oberst a. D. aus Baden-Württemberg führt als Präsident den Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr, der bundesweit rund 120 000 Mitglieder umfasst. Organisiert in der Rechtsform eines zivilen Vereins, ist der Verband unter anderem verantwortlich für die Betreuung und Ausbildung interessierter Bundeswehr-Reservisten außerhalb von Wehrübungen. Er ist das Sprachrohr für insgesamt 1,2 Millionen Angehörige der Reserve. Umso aufmerksamer lauschten die rund 100 geladenen Gäste dem hohen Gast.

Deutschland muss neue Wege in der Außen- und Sicherheitspolitik gehen und international mehr Verantwortung übernehmen. Darüber waren sich alle Experten einig. "Wir machen uns zu wenig Gedanken, wovon wir leben wollen", sagte Kiesewetter. Dazu gehörten zum Beispiel sichere Handelswege. Es gelte, Krisen früh gegenzusteuern. "Wir müssen aufpassen, dass wir die Bundeswehr nicht immer nur als allerletztes Mittel anpreisen", warnte der Reservisten-Chef. Es gehe auch um die Absicherung von Entwicklungshelfern in Krisengebieten, die Vermittlung zwischen feindlichen Gruppen und das Flaggezeigen des Militärs, um Kämpfe zu verhindern. Bundeswehr-Einsätze seien nur dann sinnvoll, wenn sie in ein Gesamtkonzept eingebettet würden.

Deutschland müsse den Mut haben, seine außen- und sicherheitspolitischen Interessengebiete deutlicher zu definieren. Laut Kiesewetter gehören dazu Osteuropa, Nordafrika und der Nahe und Mittlere Osten. "Auch in den hohen Norden müssen wir schauen." Denn durch den Klimawandel verschwinde das Eis um den Nordpol, die Passage durch den Arktischen Ozean werde frei, und die Großmächte orientierten sich neu. Deshalb baue China auf Island mit Milliardenaufwand "einen Hafen größer als Rotterdam". Die Europäer dürften diese Entwicklung nicht verschlafen.

Europa müsse in der Sicherheitspolitik enger zusammenrücken, auch um zu sparen. "Wir haben in der EU rund 1,7 Millionen Soldaten. Diese Zahl könnten wir bei einer besseren militärischen Aufgabenteilung halbieren ", meinte der Unionspolitiker.

Einig waren sich alle Teilnehmer, dass die Bürger mehr in die sicherheitspolitische Diskussion eingebunden werden müssten. Dazu wollen auch die Reservisten der Region mit öffentlichen Informationsangeboten ihren Teil beitragen.

(RP)
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