Hilden Trotz Trauer das Lachen nicht vergessen

Hilden · Der Hildener Steffen Förster erhielt jetzt einen Ehrenamtspreis. Er engagiert sich für Kinder, Behinderte, Flüchtlinge.

 Steffen Förster ist gerne in der Natur. Bei strahlendem Sonnenschein hat er ein Selfie gemacht und der RP-Redaktion geschickt.

Steffen Förster ist gerne in der Natur. Bei strahlendem Sonnenschein hat er ein Selfie gemacht und der RP-Redaktion geschickt.

Foto: Steffen Förster

Steffen Försters Entscheidung, sein Leben umzukrempeln und ihm einen neuen Sinn zu geben, ist bereits 15 Jahre her. Damals arbeitete der gelernte Schneidermeister und studierte Designer viel, hatte eine eigene Firma in Berlin, beschäftigte 18 Angestellte. Trotzdem fühlte er sich nutzlos und einsam. "Ich wollte einfach glücklich werden", fasst er seinen damaligen Entschluss zusammen, seinem Leben eine neue Wendung zu geben.

Das Glück fand er im Ehrenamt. Steffen Förster machte eine Ausbildung bei der Aidshilfe und später eine weitere bei der Caritas zum Sterbebegleiter. Seine Freizeit und sein privates Geld investiert er seitdem, um anderen zu helfen. Für dieses Engagement ist der 55-jährige Hildener nun mit dem HelferHerzen-Preis der Drogeriemarktkette "dm" ausgezeichnet worden.

Für Förster eine Überraschung. Eine Freundin, deren Sohn er während einer Chemotherapie begleitet hatte, hatte ihn heimlich angemeldet. Dass die Jury ihn aussuchen würde, damit hatte Förster bei der Vielzahl der Bewerbungen nicht gerechnet. Dieses Jahr gingen bundesweit rund 10.000 Anmeldungen ein. Aus Düsseldorf und Umgebung wurden insgesamt 17 Projekte und ehrenamtliche Helfer ausgezeichnet. Sie erhalten jeweils eine Unterstützung von 1000 Euro.

Nach Hilden kam Steffen Förster vor drei Jahren. Zuvor lebte er in Berlin. Einen jungen Patienten aus Hilden hatte er dort ein halbes Jahr lang begleitet. Als dieser die Quarantäne und anschließend die Ronald McDonald-Stiftung verlassen und zurück in seine Heimatstadt ziehen durfte, entschloss sich Steffen Förster, als Pfleger mitzugehen. Ein Tapetenwechsel kam ihm gerade recht, außerdem war ihm der Junge ans Herz gewachsen.

Bis heute begleitet er Max,engagiert sich aber in Hilden auch im Kinderhospiz. Die Arbeit erfüllt ihn. Der Bedarf an Ehremamtlern sei groß, sagt Förster. Gerade vor der Arbeit im Kinderhospiz würden Menschen oft zurückschrecken, dabei sei die Atmosphäre dort positiv, es werde auch viel gelacht und gesungen.

Die Sterbebegleitung Erwachsener fiel Förster hingegen schwer: "Wenn ältere Menschen am Ende ihres Lebens so viel bereuen, damit konnte ich nicht gut umgehen", sagt er. Nun organisiert der Hildener auch noch Kochkurse für Menschen mit Behinderung und kümmert sich um traumatisierte junge Flüchtlinge.

Das Preisgeld will Förster in seine Schützlinge investieren. Bisher finanziert er die letzten Wünsche sterbenskranker Kinder aus eigener Tasche. "So ein glückliches Gesicht zu sehen, wenn ein Wunsch in Erfüllung geht, das ist es mir wert", sagt er. Ein Jugendlicher aus Tschetschenien mit unheilbarer Krebserkrankung hatte sich zum Beispiel gewünscht, noch einmal das Meer zu sehen. Steffen Förster fuhr mit ihm zur Ostsee. Mit einer Tauchglocke ging es unter, mit dem Schiff auf und mit dem Flugzeug über das Meer. Einen Monat nach seinem 18. Geburtstag starb der junge Mann. "Der Ausflug, das war genau das Richtige", sagt Förster.

(tak)
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