Hilden Vom Glück beim griechischen Empfang

Hilden · Beim Treffen des Freundeskreises "Philia" war es voll, ausgelassen und äußerst kommunikativ. Ein Stimmungsbericht

Das Motto war ein wenig provokativ gewählt: "Integration durch einen Kuchen" hatte Thalia Banti den Neujahrsempfang am Dienstagabend überschrieben. Das war deswegen provokativ, weil es erstens, bei aller Vorstellungskraft, nicht gelingen kann und zweitens auch gar nicht nötig war. Denn die vielen Teilnehmer, die beim Empfang des Griechisch-Deutschen Freundeskreises "Philia" dabei waren, sind bestens in Hilden integrieret. Zudem kennen sie sich untereinander seit langem, da die meisten zum Integrationsrat der Stadt gehören oder doch einst dabei waren.

Trotzdem hörten die Hildener Portugiesen, Türken, Jugoslawen, Marokkaner und Russen interessiert zu, als Pater Johannes Psarakis das uralte griechische Ritual des Neujahrskuchen-Anschneidens im Saal der Gaststätte "Alter Bahnhof" erklärte. Die "Wassilopita" als Symbol des Lebens wird gerecht zerteilt und an alle in gleich großen Stücken gereicht. "Das ist es, was die Welt braucht", sagte der Pater, der in der orthodoxen Gemeinde Andreas Apostel Düsseldorf zu Hause ist: "Liebe und Gerechtigkeit."

Hinzu kommt dann noch das Glück. Denn in dem Gebäck ist eine Münze versteckt. Wer sie findet, hat das ganze Jahr hindurch noch mehr Glück als ohnehin schon - worüber sich nun Dragica Schröder freuen kann. Die Vorsitzende des jugoslawisch-deutschen Kulturvereins ist die Glückliche, die die ihr entgegengebrachten Glückwünsche deswegen eigentlich gar nicht mehr nötig gehabt hätte.

Essen, trinken, feiern: Im Nu war die Stimmung nach dem feierlichen Ritual fröhlich, wurde im Kreis zu griechischen Klängen getanzt. Die Vertreterin des griechischen Generalkonsuls, Zetta Markozammes, war ebenso dabei wie Bürgermeisterin Birgit Alkenings und Ex-Bürgermeister Horst Thiele. "Unser großer Vorteil in Hilden", sagte er, "ist der, dass wir eine wunderbare Durchmischung von vielen Nationalitäten in allen Stadtgebieten haben und nirgendwo ein Ghetto." Schnell war die Unterbringung von Flüchtlingen Thema: Tobias Wobisch, Integrationsbeauftragter bei der Verwaltung, erzählte von kaputten und nicht sachgerechten Spenden für Asylsuchende. "Wir brauchen keine Cognac-Schwenker, sondern Teller und Töpfe."

Philia, der gastgebende Freundeskreis, besteht seit zehn Jahren und von Anfang an nicht nur aus Deutsch-Griechen. Auch andere Nationalitäten kommen vor. "Wir lieben unsere deutsche Heimat Hilden, wollen interkulturelle Freundschaften vertiefen. Und wir treten hier für ein weltoffenes und tolerantes Miteinander ein", sagte Vorsitzende Banti über die Vereinsziele - während am Nebentisch sehr weltoffen und tolerant darüber debattiert wurde, ob nun der griechische Ouzo oder der türkische Raki der bessere Anisschnaps seien. Die Meinungen blieben geteilt, die Fronten verhärtet - allerdings waren das an diesem Abend, der bis in die Nacht dauerte, die einzigen Fronten, die sich auftaten.

(RP)
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