Hilden Vom Karussell schallt nur Adventsmusik

Hilden · Auf vielen Weihnachtsmärkten wird der Gast von allen Seiten beschallt. Das Hildener Weihnachtsdorf dagegen hat nur einen einzigen "DJ": Schausteller Markus Herweg.

 Markus Herweg betreibt das Kinderkarussell im Hildener Winterdorf. Der Hildener Schausteller versorgt die Stände zentral mit Musik.

Markus Herweg betreibt das Kinderkarussell im Hildener Winterdorf. Der Hildener Schausteller versorgt die Stände zentral mit Musik.

Foto: Staschik

Gut besucht ist das Weihnachtsdorf an diesen Regentagen Anfang Dezember nicht. Was auffällt: Man hört nur eine Musikquelle. Es ist das Kinderkarussell, und der Besitzer spielt - Weihnachtsmusik: Hohe Kinderstimmen trällern Weihnachtslieder und zwischendurch stimmt Rolf Zuckowski das Loblied auf die "Weihnachtsbäckerei" an. Egal ob Waffelbäcker, Bratwurstbude oder Schmuckverkäufer - niemand sonst hat Musik an seinem Stand laufen. Monika und Manfred Pentek verkaufen zum dritten Mal in Folge Schmuck im Hildener Weihnachtsdorf. Selbst Musik abzuspielen, käme ihnen nicht in den Sinn: "Am Wochenende war das schlimm. Da war Weihnachtsmarkt und hinter uns stand die Bühne. Wir wurden also von zwei Seiten beschallt: vom Kinderkarussell und eben von der Bühne", erzählt Monika Pentek. Das hat die beiden genervt. Seit Dienstag ist wieder alles beim Alten und sie hören nur noch die Weihnachtslieder vom Kinderkarussell. Manfred Pentek scherzt: "Wenn ich etwas anderes hören will, singe ich selbst."

Karussellbetreiber Markus Herweg sitzt in seinem winzigen Wohnwagen, der Ticket-Verkaufsbude und Musikzentrale zugleich ist. Einige CDs liegen vor ihm, weitere hat er in Körben gestapelt: Rolf Zuckowski und Freunde, Wolfgang Petry, James Last, Roger Whittaker, aber auch "Christmas Rock" - alles, was irgendwie mit Weihnachten zu tun hat oder im Titel führt. Traditionelles genauso wie Weihnachtslieder, die Pop- und Rockstars gerne herausbringen: "Die will man dann ja auch hören", glaubt er. "Seit dem ersten Tag hier spiele ich ausschließlich Weihnachtsmusik. Alles andere gehört auch nicht auf einen Weihnachtsmarkt", findet er. Alle in Frage kommenden Titel hat er auf Festplatte. Er allein trifft die Auswahl und niemand redet ihm rein.

Ordnungsamtsleiter Michael Siebert fühlt sich nicht zuständig: "Mit der Musikauswahl habe ich Gott sei Dank nichts zu tun. Wer soll denn entscheiden, was ein Weihnachtslied ist, und was nicht? Das muss ich zum Glück nicht entscheiden. Darf ich auch nicht. Es wäre meiner Meinung nach ein Eingriff in die Gewerbefreiheit, wenn ich den Händlern Vorgaben machen würde."

Außerdem, freut er sich, ist ohnehin das Stadtmarketing zuständig. Genauer gesagt Anton Sawadski, und der sagt: "Wir machen keine Vorgaben." Am Wochenende, auf dem Weihnachtsmarkt, habe man experimentiert: "Es gab unter anderem Feuerzangenbowle und kölsche Lieder. Das kam gut an." Bei den einen bestimmt, bei den anderen nicht. Herweg hat beobachtet, dass insbesondere ältere Leute die Weihnachtsmusik der Stimmungsmusik vorziehen. Als Dienstleister legt er natürlich auch Titel auf, die sich die Karussellnutzer wünschen: "Ich habe bestimmt 700 Titel, aber davon laufen eigentlich nur 40 bis 60 regelmäßig. Zum Beispiel die "Weihnachtsbäckerei". Er legt sie auf und verspricht eine prompte Reaktion: Schräg gegenüber beugt sich eine Imbissverkäuferin aus dem Geschäft und droht ihm mit einem Messer. "Rache" dafür, dass er das Lied am Tag zuvor "bestimmt acht Mal gespielt" hat. Dann verrät er: "Bei mir im Auto und zu Hause höre ich keine Weihnachtsmusik. Acht Stunden am Tag reichen."

(RP)
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