Hilden/Haan Vorlesen macht Kinder klug und sozial

Hilden/Haan · Regelmäßiges Vorlesen unterstützt Kinder in ihrer individuellen Entwicklung und stärkt ihren Gerechtigkeitssinn. Daran erinnert der morgige bundesweite Vorlesetag.

 Jede Menge Bücher zum kleinen Preis gibt es bei den Jusos.

Jede Menge Bücher zum kleinen Preis gibt es bei den Jusos.

Foto: dpa

Regelmäßiges Vorlesen prägt das soziale Empfinden und Verhalten von Kindern positiv: Das belegt eine aktuelle Studie der Stiftung Vorlesen.

Deshalb beteiligt sich auch Hildens Bürgermeisterin Birgit Alkenings an der bundesweiten Aktion. Am Freitag um 9 Uhr liest sie Grundschulkindern in der Stadtbücherei am Nove-Mesto-Platz 3 vor. In der Kinderabteilung dürfen Kita-Kinder um 11 Uhr sogar einer echten Autorin lauschen. Heidi Oberscheidt aus Hilden liest aus ihrem Buch "Der kleine Mampfi" vor. Am Abend findet dann um 19.30 Uhr noch eine Autorenlesung mit der Hildener Lehrerin Susanne Leuders aus ihrer Fantasy-Trilogie für Jugendliche und Erwachsene "Etenya Saga" statt. Der Eintritt ist frei. Auch Christian Meyn-Schwarze macht mit: "Ich bin seit vielen Jahren ehrenamtlicher Vorlesepate in der Kita Rappelkiste und biete dort auch einen Mitmach-Zirkus an."

Nadine Reinhold arbeitet in der Stadtbücherei Hilden und ist dort zuständig für die Kinderangebote: "Lesebegeisterte jeden Alters lesen an verschiedenen Orten wie Schulen und Kindergärten aus ihren Lieblingsbüchern vor und geben so ihre Begeisterung für das Lesen an ihre Zuhörer weiter." Die Stadtbücherei koordiniert innerhalb Hildens erneut die bundesweite Aktion und kontaktiert im Vorfeld viele ehrenamtliche Vorleser sowie die Hildener Schulen und Kitas.

Auch in Haan sind viele Vorlesepaten in Kindergärten und offenen Ganztagsschulen aktiv - und das nicht nur am Vorlesetag. Seit einiger Zeit finden die Vorlesestunden auch an ungewöhnlichen Orten statt - zum Beispiel bei der Feuerwehr. Der kleine Quentin strahlt über das ganze Gesicht, als seine Mama ihn aus dem roten Feuerwehrwagen hebt. Bislang hat der Vierjährige sie nur auf der Straße gesehen. Nun darf er nicht nur damit fahren, sondern noch vieles anderes in der Feuerwehrwache an der Nordstraße erleben. Lesepatin Gabi Sterner hat ein passendes Buch zum Thema ausgewählt: "Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt". Immer wenn die Feuerwehrleute in ihre "Stulle" beißen wollen, kommt ein Einsatz.

Sterner liest nicht einfach vor, sie trägt vor, sie schauspielert, schlüpft in die einzelnen Rollen, verändert ihre Stimme. "Ich habe das schon beim Vorlesen für meine eigenen Kinder vor Jahren trainiert, das ist gar nicht so schwer", erklärt sie. Die Kinder folgen den Worten mit großen Augen und offenen Mündern. "Das ist das Schöne, wenn man Kindern vorliest. Sie hören gebannt zu, gehen in der Geschichte mit, man sieht ihnen die Spannung regelrecht an", schwärmt Sterner. Aber auch die Kinder selbst kommen zu Wort. Auf diese Weise trifft sich Leseförderung mit Sprachförderung.

Die Haaner Lesepaten waren schon auf dem Bauernhof, in der Kirche, im Möbelhaus oder einer Autowerkstatt. Der Vorlesestoff wird von den Paten passend zur jeweiligen Örtlichkeit ausgewählt: zum Beispiel "Die Kuh Lieselotte" von Alexander Steffensmeier für das Vorlesen auf einem Bauernhof, eine Ritterlesung im mittelalterlichen "Haus am Quall", Weihnachtsgeschichten in der Dorfkirche. Die Veranstaltungen sind vor allem für Kinder ihre Familien gedacht. Manchmal kommen zehn Zuhörer, manchmal sogar sechzig und mehr.

Rund 25 ehrenamtliche Vorlesepaten gibt es in Haan. Die Stadtbücherei bildet sie fort. Die Lesepaten treffen sich vierteljährlich zu Stammtisch, um sich auszutauschen und neue Ideen zu entwickeln. Dabei besprechen sie neue Projekte und planen die nächsten Veranstaltungen ihrer ganz speziellen Lesungsreihe "Haaner Lesepaten unterwegs".

Auch für die Mädchen und Jungen der Haaner Don-Bosco-Grundschule ist das Vorlesen etwas ganz Besonderes. "Meine Mama hat tagsüber wenig Zeit und abends kommt sie dann und liest und ist nur für mich da, das ist toll", schwärmt die neunjährige Marie und die sechsjährige Pauline erklärt: "Ich mag es lieber, wenn meine Mama mir abends vorliest, als eine CD zu hören, weil meine Mama eine viel schönere Stimme hat". Schulleiterin Annegret Buchart ist stolz darauf, dass es an der Don-Bosco-Grundschule nie an Lesepaten mangelt, viele Eltern und ehemalige Lehrer sich engagiert beteiligen. Mittlerweile sind auch zahlreiche Väter darunter. "Bei uns zu Hause liest mein Mann abends sehr gerne vor, weil er ja den ganzen Tag keine Zeit für die Kinder hat. Er macht das toll und vor allem, er schafft es, dass sie danach dann auch wirklich im Bett bleiben - ich schaffe das nicht", sagt Nicole Pohler, ebenfalls Mutter an der Schule und Lesepatin.

"Es ist in erster Linie die Faszination des Wortes, die es den Kindern ermöglicht, konzentriert zuzuhören", erklärt die Schulleiterin und stellt ebenfalls wie ihre Kollegen immer wieder fest, dass selbst die zappeligsten Kinder beim Vorlesen ganz ruhig werden.

Auch die Mitarbeiter des Bökerwenkels in Haan (Kaiserstraße 45) beteiligen sich morgen am Vorlesetag teil. Um 16.30 Uhr lesen sie Kindern vor: "Wir wollen Kindern biblische Geschichte vermitteln, die zunehmend in Vergessenheit geraten, und Kinder damit zum Selberlesen anregen."

(RP)
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