Postskriptum Die Woche In Unserer Stadt Warum Hilden derzeit besonders auffällt

Hilden · Asyl, Flüchtlinge, Unterkünfte, Kosten - keine Stadt, die sich in diesen Tagen nicht damit beschäftigt. Hilden agiert vergleichsweise unaufgeregt.

Was Kriege für die Länder bedeuten, die in Frieden leben dürfen, erleben wir gerade. Millionen Menschen sind auf der Flucht, sie versuchen , ihr Leben und ihre Lieben zu retten. Hilden gibt derzeit so vielen Asylsuchenden Obdach wie noch nie zuvor, 180 hatte die Stadt im August 2014 aufgenommen, 260 sind es jetzt und es werden täglich mehr. Vor allem steigt die Zahl allein reisender Jugendlicher, und: Viele sind krank, traumatisiert, völlig fertig nach dem Erlebten und den Strapazen ihrer Flucht. Ein 19-jähriger Syrer hat sieben Monate für seine Reise bis Hilden gebraucht. Er ist einen großen Teil der Strecke gelaufen. Unvorstellbar.

Hilden fällt dadurch auf, dass es vollkommen unaufgeregt auf die Lage und die besonderen Erfordernisse reagiert. Schon im Herbst 2012 begann die Verwaltung, alte Unterkünfte wieder zu aktivieren - eine sehr kluge Entscheidung. Anders als in anderen Städten gibt es bisher genügend Raum für Flüchtlinge und Asylsuchende, das entspannt. Doch nicht nur Verwaltung und Rat handeln besonnen, auch die Hildener fallen positiv dadurch auf, dass sie helfen und spenden. Lamentieren bringt nichts. Die Bürgermeisterin sagt zu Recht, dass es der offensichtliche Asylmissbrauch ist, der Bürger verärgern kann und es wäre sicher richtig, Menschen, die ganz sicher keinen Anspruch darauf haben, nicht über Jahre in der Stadt finanzieren zu müssen: Ein Asylverfahren kann leicht bis zu sechs Jahre dauern. Dennoch gilt: Machen wir das Beste daraus. Diese Haltung macht Hilden sympathisch.

Wichtig ist aber auch, dass die bereits ins Feld geführte Verwaltung besonnen ist und bleibt und nicht mit wirren Ideen an die Öffentlichkeit geht. Das Gegenteil davon hat die Verwaltung der Nachbarstadt Mettmann gerade gezeigt. Sie hat in dieser Woche gleich zwei Böcke geschossen: Erst gab sie an, die Grundsteuer steige (auch) wegen der steigenden Asylkosten. Dann plante sie, in einer Sporthalle den Sport und die Unterkünfte für Asylsuchende lediglich durch eine dünne Wand abzutrennen und somit dort beides zu ermöglichen. Erst nach unseren Berichten und Kommentaren gab es Erklärungen und kamen andere Überlegungen auf den Tisch - zum Glück. In Wahrheit, so war zu hören, hätten wir alles ganz falsch verstanden. Natürlich.

Zumindest zeugen diese Vorfälle von der zunehmenden Hilflosigkeit, mit der Städte angesichts der geschilderten Lage agieren.

Möge es in Hilden anders bleiben.

(RP)
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