Hilden Wenn die Schüler den Discounter stürmen

Hilden · Am frühen Nachmittag ist die Aldi-Filiale an der Gerresheimer Straße fest in Schülerhand. Die Kids nutzen Schulpausen und Freistunden, um den kleinen Hunger zu stillen. Drei 14- und 15-jährige Mädchen versorgen sich mit frischen Backwaren.

Das eine hat eine große Tüte Croissants gekauft, das andere kaut eine Brezel, und die Dritte im Bunde bevorzugt ebenfalls Croissants: "Wir haben jetzt eine Freistunde und bringen noch für ein paar andere etwas zu essen mit", erklärt eins der Mädchen. Die drei besuchen die benachbarte Theresienschule. Die Backwaren bezahlen sie von ihrem Taschengeld, sagen sie. Burghard Langensiepen, der Schulleiter der Theresienschule, würde sie streng bestrafen, wenn er von ihrem Ausflug wüsste. "Die dürfen das nicht", stellt er klar. Seine Fünft- bis Zehntklässlerinnen besuchen die Sekundarstufe 1 und dürfen das Schulgelände nicht verlassen. Es sei denn, sie wären bereits volljährig, aber das kommt in der 10. Klasse kaum vor. "Oberstufenschüler dürfen das Schulgelände verlassen, aber die haben wir ja gar nicht an der Realschule", erklärt Langensiepen. Es gibt nur eine Ausnahme: Schüler, die zu Hause Mittag essen, dürfen dafür das Schulgelände verlassen. "Sie sind aber in dieser Zeit nicht über die Schule versichert, und die Eltern wissen das." Diese Regel ist ganz eng gefasst: "Es ist sogar verboten, dass Schülerinnen bei den Eltern der Freundin essen dürfen." Natürlich kommt es trotzdem vor, dass Schülerinnen zum Einkaufen gehen. Werden sie erwischt, gibt es Strafen. "Entweder mit Sozialstunden oder mit einer Missbilligung." Soll heißen: Den Eltern wird mitgeteilt, dass ihr Kind das Gelände verlassen hat.

Auch vom Bonhoeffer-Gymnasium nutzen viele Schüler die Pausen, um sich im Discounter zu bevorraten. Vier Teenager - deutlich unter 18 - unterhalten sich lautstark über die Sonderangebote, die sie gefunden haben: "Die Chips kosten nur 1,29 Euro", freut sich ein Junge. Routiniert zückt er sein Handy und ruft den Taschenrechner auf: "Normalerweise kosten die 1,84." Er tippt auf dem Handy: "Da habe ich 51 Cent gespart", erklärt er den anderen. Sie haben sich für eine große Tüte Haribo entschieden.

"Oh, der Bus kommt", warnt eine Schülerin. "Wo ist eigentlich mein Busticket?", fragt sie und beginnt, hektisch in ihrem Portemonnaie zu suchen. Inzwischen ist der Sparfuchs an der Reihe. Er bezahlt und sagt dann großzügig zur Kassiererin: "Den einen Cent können Sie behalten", und strebt dem Ausgang entgegen. Ab zum Bus - oder in die nächste Unterrichtsstunde. Wer weiß.

(ilpl)
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