Hilden Wie das Tanzcorps auf die Füße kommt

Hilden · Ohne Fleiß kein Preis: Die zehn Tänzerinnen der KG Kniebachschiffer trainieren derzeit ohne Trainer für ihre Auftritte.

Hübsch aufgereiht stehen die zehn jungen Frauen hintereinander zwischen den Stuhlreihen und warten auf ihren Einsatz. Als die Musik beginnt, knipsen die Tänzerinnen ihr schönstes Lächeln an, schwenken die Arme zum rhythmische Gruß und marschieren elegant in Richtung Bühne. Oben angekommen, bauen sie sich nebeneinander auf, gehen mit Hebeschritten auf der Stelle weiter, bis eine ein Zeichen gibt — und mit einem Mal alle erstarren. Dann schallt eine einzelne Stimme durch den Saal: "Es begrüßt Sie das Tanzcorps Kniebach..." Die Gruppe antwortet zackig mit "Schiffer!", und alle beginnen freundlich mit nach oben gestreckten Armen zu winken.

Doch niemand winkt zurück oder applaudiert, denn die Aula des Helmholtz-Gymnasiums ist leer — der Auftritt ist Teil des Trainings. "Jede Wiederholung vermittelt uns zusätzliche Sicherheit", sagt Nadine Karbaum, die die Kommandos gibt. Karin und Michael Deprez haben die Übung genau verfolgt. "Wir sind aber nur Betreuer. Einen Trainer suchen wir derzeit noch. So lange müssen sich die Mädchen selbst trainieren", stellt der Präsident der KG Kniebachschiffer fest. Das sei aber halb so schlimm, wenn man bedenke, dass das Tanzcorps vor einigen Monaten vor der Auflösung gestanden habe.

Es gab Zeiten, da war dieses Tanzcorps das jecke Aushängeschild von Hilden, das auf den Bühnen in Köln und Düsseldorf gastierte und mit seinen 36 Mitgliedern spektakuläre Figuren zauberte. Dann aber gab es interne Querelen im Verein, Ende vergangenen Jahres gab es einen endgültigen Bruch. "Zehn Tänzerinnen entschieden sich, weiterzumachen. Damit war klar, dass wir im 40. Jahr unseres Bestehens zumindest die wichtigsten Termine besetzen können", erklärt Deprez.

In der Aula des Helmholtz-Gymnasiums feilt das "neue" Tanzcorps nun montags und mittwochs an der Ausführung der beiden aktuellen Tänze und der einzelnen Figuren. Auf der Bühne diskutieren die Tänzerinnen, die zwischen 16 und 30 Jahre alt sind, über ihre Positionen auf der Bühne, wer wem und wie Hilfestellung gibt. Es bleibt auch Zeit für Experimente: Eine Figur hat sich die Gruppe neulich bei einem anderen Tanzcorps abgeguckt und versucht nun unter Anleitung von Karoline Sehring, sie nachzubauen. Als das gelingt, bricht Jubel aus.

"Die Mädels haben beim ersten Auftritt beim Gardetreffen in Velbert gesehen, wofür sie die ganze Zeit so hart trainiert haben", bemerkt Deprez. "Seitdem arbeiten sie noch motivierter." Die aktuelle Session will das Team ordentlich über die Bühne bringen und sich dann noch stärker dem Wiederaufbau widmen. Teil davon könnten Alina Wagener und Julia Arnold werden, zwei interessierte Ex-Kniebachschiffer, die an diesem Abend vorbeigekommen sind. "Ohne Tanzen geht's nicht", stellen sie fest. Eine Rückkehr können sie sich gut vorstellen. Als sie spontan und auf Socken ins Training einsteigen, wirken sie so gar nicht wie Fremdkörper. Michael Deprez lächelt zufrieden.

Janina Haar (16) hat vor erst zwei Monaten den Sprung ins Team geschafft. "Da eine andere Tänzerin berufsbedingt ausfiel, habe ich ihre Position übernommen", freut sie sich. Manuela Schlimm und Chantal Heller sind stolz, dass sie als Gardetänzerinnen aktiv das Brauchtum pflegen. "Uns reizen sportliche Herausforderung, Auftritte und der Applaus", sagen sie. Was sie sich für die Zukunft wünschen? "Das Tanzcorps soll wieder wachsen", stellen sie fest. Lachend fügen sie hinzu: "Und wir könnten ein paar kräftige Jungs im Team gebrauchen."

(doe)
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