Hilden Wildschweine sind in der Dunkelheit eine Gefahr auf der Straße

Hilden · Eine Rotte Wildschweine hat in der Nacht auf Sonntag bei dem Versuch, die A 3 im Bereich Langenfeld zu queren, einen Unfall mit mindestens sieben beteiligten Fahrzeugen ausgelöst. "Die beiden erwachsenen Tiere und etliche Frischlinge kamen dabei zu Tode", sagt ein Mitarbeiter der Autobahnpolizeiwache Hilden.

Die Jungtiere waren unter der Mittelleitplanke hergelaufen, so dass es in beiden Fahrtrichtungen zu Kollisionen kam. Schon seit Jahren verzeichnen die Jäger und Landwirte in Langenfeld starke Wanderungsbewegungen aus dem Bergischen Land. Nicht immer gelingt es den Tieren, die Barriere Autobahn zu überwinden. 2015 verzeichnete die Autobahnpolizei vier Unfälle mit Schwarzwild.

Wem trotz geringer Reaktionszeit eine Vollbremsung gelingt, riskiert möglicherweise einen Auffahrunfall, warnt Gunter Herring von der Autobahnpolizei. Andererseits entwickelt ein ausgewachsenes Wildschwein schon bei einer Fahrtgeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern ein Aufprallgewicht von 2,5 Tonnen. "Dennoch stellen die Tiere wegen ihrer geringen Körperhöhe selten eine Gefahr für die Insassen dar, weil sie durch den Aufprall an der Frontmaske meist zur Seite geschoben werden", so Herring. Nur wenn der Fahrer auszuweichen versuche, dabei die Kontrolle über das Fahrzeug verliere und womöglich in einen Straßenbaum oder die Leitplanken rase, gehe das nicht ohne schwere Verletzungen ab.

Nach einer Kollision mit einem Wildtier sollte der Autofahrer rechts ranfahren, die Unfallstelle durch ein Warndreieck absichern und die Polizei rufen. "Wir holen den Tierkadaver dann von der Fahrbahn", so Herring. Aber selbst wenn das angefahrene Tier nur verletzt sei, sollte man als Unfallbeteiligter dem Versuch widerstehen, es anzufassen.

Grundsätzlich empfiehlt er, auf die "Vorsicht Wildwechsel"-Schilder zu achten, wenn man in der Dämmerung oder nachts unterwegs ist - und sich in einer solchen Gefahrenzone mit angepasster Geschwindigkeit fortzubewegen. "Mit solchen Hinweisschildern haben wir unserer Verkehrssicherungspflicht Genüge getan", erklärt Timo Stoppacher, Sprecher beim Landesbetrieb StraßenNRW. Wildschutzzäune würden nur in solchen Autobahnabschnitten errichtet, wo mehr als fünfmal im Jahr Wildwechsel beobachtet worden seien, etwa im Bereich der Ohligser Heide.

"Die letzten drei Jahre haben den Wildschweinen top Lebensbedingungen beschert: milde Winter und eine reiche Eichel- und Bucheckernmast", sagt Stefan Krayer, Leiter des Hegerings Langenfeld. Laut NRW-Jagdgesetz dürfen von Ende Januar bis August nur Frischlinge erlegt werden. Und obwohl Wildschweine nur nachts wandern und bejagt werden können, sind Nachtsichtgeräte verboten. Bleiben also nur die hellen, wolkenfreien Vollmondnächte innerhalb der Jagdsaison - das ist eine Handvoll im Jahr. "Um eine Sau zu schießen, muss man gut 72 Stunden ansitzen", so Krayer.

(RP)
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