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Interview: Friederike Von Wiser "Wir werden 2019 in den Neubau ziehen"

Haan · Die Leiterin des städtischen Gymnasiums in Haan sieht bei einer Dreizügigkeit die Qualität ihrer Schule in Gefahr.

Erneut ist eine Diskussion darüber entbrannt, ob das Gymnasium künftig drei- oder vierzügig sein soll. Dazu wurden in der Ratssitzung wieder ganz unterschiedliche Zahlen zur Bewertung herangezogen. Von welchen ist denn nun auszugehen?

Von Wiser Diese Irritationen sind dadurch entstanden, dass in der Untersuchung, die vor zwei Jahren durchgeführt wurde und die dem Rat als Grundlage dient, der doppelte Abiturjahrgang nicht einberechnet wurde. Durch den Wegfall des Doppeljahrgangs beim Wechsel von G 9 auf G 8 sind weniger Schüler im Gymnasium, das ist bei der Prognose nicht berechnet worden. Sie bezieht sich auf ein neunjähriges Gymnasium. Das haben wir damals zu bedenken gegeben, dass von acht Jahren Schulbesuch bis zum Abitur ausgegangen werden muss.

In diesem Jahr gab es erstmals drei statt vier Eingangsklassen. Muss das als Hinweis auf künftige Entwicklungen gesehen werden?

Von Wiser Dass in diesem Jahr nur drei Klassen aufgemacht wurden, lag daran, dass uns sechs bis zehn Schüler fehlten. Wir haben 97 Anmeldungen, das sind drei große, stabile Klassen. Wir haben ganz allgemein sehr stabile Zahlen. Als ich vor siebeneinhalb Jahren hier angefangen habe, hatten wir 850 Schüler. Damals war das Gymnasium noch neunjährig. Jetzt sind es 870 Schüler bei einem achtjährigen Gymnasium. Die Zahlen sind also im Laufe der Jahre kontinuierlich gestiegen. Vor allem in der Sekundarstufe 2 hat jeder Jahrgang mehr als 100 Schüler.

Laut Meike Lukat, Chefin der Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH), darf bei einer Vierzügigkeit die Zahl von 850 Schülern an einer Schule nicht unterschritten werden. Können Sie diesen Wert bestätigen?

Von Wiser Dieser Wert beruht auf einer Aussage von mir. Das habe ich vor einem Jahr bei einer Sitzung der Projektgruppe Neubau gesagt. Damals wurde schon die Frage nach den Schülerzahlen gestellt. Wir haben prognostiziert, dass wir während der Bauphase geringere Anmeldezahlen haben werden. Diesem Effekt schreibe ich auch die aktuell gesunkenen Zahlen zu. Unsere Schülerzahl wird sich meiner Hochrechnung zufolge auf 850 einpendeln, und das ist ganz stabil.

Wer legt eigentlich fest, ab wann eine Schule für Vierzügigkeit geeignet ist?

Von Wiser Das Schulgesetz und die Verwaltungsvorschriften.

Die Zahl von Schülern aus den Nachbarstädten, die in Haan auf das Gymnasium gehen, ist eher gering. Sie müssen mit der Zahl der Kinder und Jugendlichen arbeiten, die in Haan aufwachsen. Die Bevölkerungszahl in Haan aber sinkt. Ist das ein Unsicherheitsfaktor?

Von Wiser Ich weiß, dass die Wanderung zur Haupt- und Realschule in Haan aus den Nachbarstädten größer ist. Wir haben nur einzelne Zuwanderer, haben aber auch wenige Haaner Kinder, die Gymnasien in den Nachbarstädten besuchen. Das ist aber erklärbar. Jede Gemeinde hat qualitativ hochwertige Schulen, so dass es keine Notwendigkeit zur Abwanderung gibt. Ausnahme ist Gruiten. Wir haben in den letzten Jahren aber nahezu alle Kinder aus Gruiten für uns gewinnen können. Den Prognosen zufolge sinkt die Einwohnerzahl in Haan nicht so rasant, nicht so dramatisch. Vor allem die Grundschülerzahlen der vierten Klassen werden der Prognose zufolge auf einer Linie gleich bleiben.

Haben Sie sich als Europa-Schule, also mit einer starken Sprachen-Orientierung, ein Alleinstellungsmerkmal in der Region erarbeitet?

Von Wiser Unser Zertifikat ist eine Auszeichnung für das, was wir schon seit Jahren leben. Es ist aber kein Profil. Unser Alleinstellungsmerkmal ist das Internationale, die Öffnung nach außen und die Verankerung der europäischen Themen in unseren Curricula. Davon profitieren alle Schüler. Wir haben ein hochwertiges Schulprogramm, das neben dem Fremdsprachenangebot jede Begabung anspricht. Auch für Schüler, die in Naturwissenschaften und Technik begabt sind, haben wir ein großes Betätigungsfeld, aber auch viele Angebote im künstlerisch-musischen Bereich. Das Angebot des einzigen Gymnasiums in einer kleinen Stadt darf nicht auf einen Bereich ausgerichtet sein.

Das Votum der SPD für eine Gesamtschule ist ja auch ein Votum für mehr Durchlässigkeit. Bietet das Haaner Gymnasium genügend Chancen?

Von Wiser Wir haben seit dem letzten Jahr den Kooperationsvertrag mit der Realschule, arbeiten aber schon länger eng zusammen. Das heißt zum Beispiel, dass Realschüler bei uns hospitieren oder Lehrer des Gymnasiums Schnupperunterricht an der Realschule anbieten. Es gibt noch viele weitere Beispiele wie die Kurse zu den Fremdsprachenzertifikaten. Aber die Übergänge der Absolventen der Realschule in unsere Oberstufe sind sehr gering. Wir wünschen uns da mehr. Wir beobachten, dass sich Absolventen der Realschule, die einen Qualifikationsvermerk haben, für Berufskollegs entscheiden.

Sind also auch die vielen Mitbewerber ein Grund für das Haaner Gymnasium, vierzügig bleiben zu wollen?

von Wiser Nein, das ist nicht der Grund. Aber wir sähen es mit großer Sorge, wenn beschlossen würde, dass dieses Gymnasium dreizügig sein müsste.

Was ginge nicht, was in einem vierzügigen Gymnasium funktioniert?

Von Wiser Wir könnten unseren hohen Qualitätsstandard nicht mehr halten. Wir könnten in der Sekundarstufe 1 das für das Zertifikat Europaschule notwendige bilinguale Unterrichtsmodul und das reiche Sprachenangebot nicht mehr gewährleisten, und in der Oberstufe wären es massive Einschnitte. Eine kleine Oberstufe wäre katastrophal. Ein Einschnitt engt die Wahlmöglichkeiten für die Schüler ein.

Könnte man sich da nicht mit Kooperationen helfen?

Von Wiser Wir haben eine fruchtbare Kooperation mit dem Helmholtz-Gymnasium in Hilden. Dadurch ist ja auch das große Angebot in der Sekundarstufe 2 möglich. Ob eine Kooperation aber Löcher stopfen könnte? Ich glaube nicht, denn eine Kooperation sollte immer eine Win-Win-Situation für beide bieten.

Wie nehmen Sie die laufende Diskussion wahr?Schadet sie der Schule?

Von Wiser Die Schulgemeinde hält so stark zusammen wie schon lange nicht mehr. Schön ist auch, dass unsere Schüler auch schon ganz energisch nachfragen. Ich denke nicht, dass es unserer Schule schadet. Vielleicht können wir so unsere Stärken herausstellen. Wir werden spätestens 2019 in den Neubau einziehen.

A. RÜTTGEN STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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