Hilden Wirtschaft: Stimmung ist weiter positiv

Hilden · Die Gewerbesteuereinnahmen sinken. Doch das hat nicht viel mit der Konjunktur zu tun, beruhigen Beobachter.

 Die Firma Brüninghaus & Drissner investiert zurzeit einen Millionen-Betrag in den Hildener Standort. Dadurch sinken die Steuerlast und damit die Einnahmen im städtischen Haushalt. Doch der Standort wird gesichert.

Die Firma Brüninghaus & Drissner investiert zurzeit einen Millionen-Betrag in den Hildener Standort. Dadurch sinken die Steuerlast und damit die Einnahmen im städtischen Haushalt. Doch der Standort wird gesichert.

Foto: Olaf Staschik

Hildens Stadtkämmerer Heinrich Klausgrete hat in der vergangenen Woche eine Haushaltssperre verhängt. Der Grund: "Die Gewerbesteuer-Einnahmen gehen nach unten." Das macht hellhörig - die Höhe der Gewerbesteuer ist immer auch ein Gradmesser für die Konjunktur. Gedämpft sind beispielsweise die Erwartungen bei 3M: "Wir erwarten für 2016 insgesamt einen leichten Umsatzrückgang für unser Werk in Hilden gegenüber 2015", sagt Sprecher Stephan Rahn auf RP-Anfrage.

Doch Beobachter beruhigen: Allein die Konjunktur zur Erklärung sinkender Gewerbesteuereinnahmen heranzuziehen, wäre für die Beurteilung der aktuellen Lage zu einfach. Denn das Gewerbesteueraufkommen wird von vielen Einflüssen geprägt.

Das bestätigt ein Blick auf die Hildener Firma Brüninghaus & Drissner. So wie sie investieren zurzeit einige Unternehmen in Hilden, bauen neu oder aus. "Wir haben in diesem Jahr mit einem Volumen von sieben Millionen Euro gewaltig investiert", sagt Geschäftsführer Marc-Oliver Köhler. "Das schlägt sich natürlich teilweise aufs Ergebnis nieder." Und obwohl der Beitrag zum allgemeinen Steueraufkommen dadurch zeitweise kleiner wird, ist dies eine positive Nachricht: "Wir erhalten den Standort und sichern ihn. Wir bleiben gerne in dieser Stadt Gewerbesteuerzahler, denn es ist attraktiv, in Hilden zu fertigen."

Trotz aller Widernisse ist die Stimmung auch in anderen befragten Unternehmen positiv. Sicher gibt es für die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft zurzeit auch Risikofaktoren. Zum Beispiel der Russland-Konflikt, gibt Thomas Theuringer, Sprecher des Biotechnologie-Unternehmens Qiagen zu bedenken. Außerdem werde eine Zinsanhebung in den USA erwartet, was die Erlöse deutscher Produzenten in Amerika verringern könnte. Seinem Arbeitgeber geht es dennoch gut: "Wir sind gut unterwegs und wachsen. Für 2016 erwarten wir ein beschleunigtes Wachstum." Ähnlich formuliert es Christian Willers für Akzo Nobel: "Wir sind auf einem guten Weg, die Zahlen sind recht positiv." Eine Belastung sieht Willers in den hohen Energiekosten, "die aber an jedem Standort in Deutschland ein Problem sind". Für Albert Achen, Prokurist bei der Firma Lord Germany, ist auch China ein Unsicherheitsfaktor: "Die Wirtschaft wächst dort langsamer als sonst."

Die Flüchtlingswelle sei indes keine Belastung für deutsche Firmen, sagt IHK-Haushaltsexperte Martin van Treeck: "Sie hat eher belebenden Einfluss, weil der Staat gezwungen ist, Geld auszugeben." Und so habe sich die Konjunktur bislang nicht eingetrübt, resümiert IHK-Volkswirt Gerd Helmut Diestler: "Es gibt keinen Anlass zur Sorge."

(arue)
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