Hilden Wochenmärkten fehlen die Händler

Hilden · Die Beschicker wollen gemeinsam mit der Stadt und dem Stadtmarketing nach Lösungen suchen.

Die Lücken zwischen den Ständen sind nicht zu übersehen. "In Spitzenzeiten drängten sich hier einmal 20 Stände", erzählt Bernhard Möller und schaut sich auf dem Nordmarkt um: "Jetzt sind es nur noch sieben." Allein im laufenden Jahr haben neun Marktbeschicker gekündigt oder ihre Stände deutlich reduziert, bestätigt Ordnungsamtsleiter Michael Siebert: "Bewerbungen für einen dauerhaften Standort gehen aktuell nicht mehr ein."

Auf dem Südmarkt auf der St.-Konrad-Allee stehen donnerstags nur noch vier Händler. "Ein historischer Tiefpunkt", stellt Siebert fest. Selbst auf dem Hauptmarkt auf dem Nove-Mesto-Platz, dem "Flaggschiff" der Hildener Märkte, sei der Beschicker-Schwund spürbar. Sterben die Hildener Wochenmärkte? "Das ist schwer zu beantworten", meint Bernhard Möller, einer der Sprecher der Hildener Marktbeschicker: "Wir machen uns viele Gedanken." Fakt sei: "Die Umsätze auf den Märkten sind immer noch gut." Doch je weniger Händler es auf den Wochenmärkten gibt, um so unattraktiver werden sie für die Kunden.

Immer mehr eingeführte Betriebe verschwinden, weil sie keine Nachfolger finden. Und neue Händler müssten erst eine Durststrecke überwinden, bis sie sich ihre Kunden erarbeitet haben. "Der Weg dahin ist schwer": Das ist für Möller der Kern des Problems.

Der Sprecher der Marktbeschicker hat eine ganze Reihe von Ideen, wie man den Niedergang der Hildener Wochenmärkte stoppen könnte: Gezielt Markthändler mit attraktivem Sortiment ansprechen und ihnen für eine gewisse Zeit die Marktgebühren erlassen - als Starthilfe. Eine eigene Rubrik auf der Internetseite der Stadt mit Öffnungszeiten, den Händlern und ihrem Angebot: "In Süddeutschland gibt es an den Ortseingängen Hinweistafeln mit den Wochenmarkt-Infos."

Dass die Stadt Hilden wegen des Händlerschwunds die Marktgebühren um 23 Prozent erhöht, sei zwar nicht schön, aber zu verkraften, meint Blumenhändler Stefan Hosten: "Das Schlimmste wäre, wenn die Stadt die Märkte einem privaten Betreiber übergibt." Das schließt Wirtschaftsdezernent Norbert Danscheidt aus: "Wir wollen als Stadt Veranstalter bleiben." Im neuen Jahr wolle man gemeinsam mit den Beschickern überlegen, wie die Zukunft der Hildener Wochenmärkte gesichert werden könne. Stadtmarketing-Geschäftsführer Volker Hillebrand sichert Unterstützung bei der Akquise zu: "Das trauen wir uns zu." Auch Hilfe beim Internet-Auftritt sei denkbar.

Kundin Alija Fuchs (47) würde den Wochenmarkt sehr vermissen: "Ich kaufe hier jede Woche für 40 Euro Blumen ein. Der Markt ist schön. Hier hat man mehr Kontakt zu den Menschen als im Supermarkt. Und die Ware ist sehr gut." Markt-Besucherin Claudia Quentin kann das nur unterstreichen: "Das Preis-Leistungsverhältnis bei Blumen ist super. Sie halten wirklich länger. Und Herr Hosten ist einer der freundlichsten Markthändler. Er erfüllt mir jeden Wunsch." So hohes Lob hört Stefan Hosten gern. Der 46-Jährige steht in Hilden-Mitte, -Nord und Bensberg auf dem Markt, seine Frau Claudia betreibt einen Hofladen in Itter. Trotz scharfem Wettbewerbs mit den Discounter glaubt Hosten an die Zukunft der Wochenmärkte: "Wir haben gerade einen neuen Lkw und einen neuen Verkaufswagen angeschafft." Ob der Sohn mal das Geschäft übernimmt, sei offen. "Das hat noch Zeit", lacht Hosten: "Moritz ist erst acht."

Auch für Bernhard und Heidrun Möller (Eier und Geflügel) ist das Glas nicht halbleer, sondern halbvoll: "Wir stehen schon seit 60 Jahren auf dem Wochenmarkt. Mein Vater Joseph hat gemeinsam mit Kollegen die Wochenmärkte in Hilden nach dem Krieg ins Leben gerufen. Wir sind ein Hildener Familienbetrieb, wir sind bekannt. Dieses Konzept funktioniert." Auch in Zukunft: Tochter Monika (19) steht schon hinter dem Stand und will das Marktgeschäft weiterführen - in dritter Generation.

(RP)
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