Kreis Mettmann Wohlfahrtsverbände fordern Mindeststandards in Unterkünften

Kreis Mettmann · Die Liga der Wohlfahrtsverbände im Kreis Mettmann fordert Standards für die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen. "Wir müssen diese Standards nach und nach umsetzen. Dies geht nur mit Hilfe der Politik", sagt Rainer Bannert, Geschäftsführer der Awo, Kreisverband Mettmann. Konkret heißt es in dem Positionspapier, das gestern vorgestellt wurde: Hauptamtliche Fachkräfte müssen in angemessener Anzahl (120 Flüchtlinge - eine Stelle) eingestellt und bezahlt werden. Ehrenamtler müssen geschult und qualifiziert werden.

 Rainer Bannert, Geschäftsführer der Kreis-Awo.

Rainer Bannert, Geschäftsführer der Kreis-Awo.

Foto: jd-

"Jede Kommune braucht eine Koordination, um die vielfältigen Aktivitäten von Behörden, Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen zu bündeln", sagt Jörg Koch, Geschäftsführer der Diakonie im Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann. Damit die Flüchtlinge in die Gesellschaft integriert werden, müssen sie die deutsche Sprache erlernen. Außerdem, so Michael Esser, Geschäftsführer des Caritasverbandes für den Kreis Mettmann, müssen ihnen die "nicht verhandelbaren grundgesetzlichen Werte wie Toleranz, Gleichberechtigung, Religionsfreiheit und der Erziehungsanspruch von Kindern vermittelt werden".

Die Liga der Wohlfahrtsverbände im Kreis Mettmann erwartet menschenwürdige Unterkünfte. Das bedeutet: "Mindestens sieben Quadratmeter Schlaf- und Wohnfläche pro Person, nach Möglichkeit Sanitärbereich zur alleinigen Nutzung, zumindest aber getrennt-geschlechtliche Nutzung, Spielzimmer für die Kinder zur gemeinschaftlichen Nutzung, Spielflächen vor dem Haus oder in unmittelbarer Nähe."

Und weiter: In Gemeinschaftsunterkünften muss die Privatsphäre geschützt werden. Es müssen Aufenthaltsräume zur Verfügung stehen. Alleinstehende Menschen dürfen nur in Unterkünften mit maximal 100 Personen untergebracht werden. Ebenso sei eine hohe Sensibilität bei der Unterbringung unterschiedlicher Kulturen und Religionen erforderlich, sagt Ute Feldbrügge vom Paritätischen, Kreisgruppe Mettmann.

Besonders bedeutend ist die Vermittlung in den freien Wohnungsmarkt, um Ghettobildung zu vermeiden und bessere Integrationsmöglichkeiten zu bieten. Ganz wichtig: Die schnellen Zugänge für Flüchtlinge zu Bildung und zum Arbeitsmarkt seien ganz entscheidend, um Kosten zu senken. "Wir brauchen eine bessere Koordination", sagt Esser.

Die Stadt Haan sucht einen Leiter für die Notunterkunft in der Sporthalle Adlerstraße. Im Haupt- und Finanzausschuss stimmten alle Fraktionen der Stellenausschreibung zu. Er/sie soll nicht nur die Unterkunft leiten, sondern auch weitere Aufgaben bei der Unterbringung von Flüchtlingen in Haan übernehmen und die Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen und freiwilligen Helfern koordinieren. Die Stelle ist zunächst auf fünf Jahre befristet. Die Ausschreibung soll den Hinweis enthalten, dass die Stelle auch entfristet werden kann, um gute Bewerber zu motivieren. Seit 19. Oktober ist die Sporthalle mit Flüchtlingen belegt. "Aktuell hat der Kreis Mettmann einen Mitarbeiter als Leiter für zwei Monate ausgeliehen", erläuterte Sozialdezernentin Dagmar Formella.

(cz)
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