Hückelhoven Aufstehen nach Parkinson-Diagnose

Hückelhoven · Ulrich J. Gerhards ist ein Maler und Dichter, für die Krankheit hat er eigentlich keine Zeit. Aber der Leiter einer Selbsthilfegruppe lebt seit 2005 mit Morbus Parkinson und hat jetzt darüber ein Buch veröffentlicht.

 Ulrich Gerhards will nicht Opfer seiner Krankheit sein. Anderen will er mit seinen Gedanken Mut zusprechen. Derzeit arbeitet er an einem Buch mit Kindergeschichten. Der Doverener war auch Mitglied der Künstlergruppe Canthe.

Ulrich Gerhards will nicht Opfer seiner Krankheit sein. Anderen will er mit seinen Gedanken Mut zusprechen. Derzeit arbeitet er an einem Buch mit Kindergeschichten. Der Doverener war auch Mitglied der Künstlergruppe Canthe.

Foto: JÜRGEN LAASER

Aufgeben ist für Ulrich J. Gerhards ein Fremdwort. Der 65-Jährige, der mit seiner Frau Karin in Doveren wohnt, steht mitten im Leben, und das, obwohl er seit 2005 an Morbus Parkinson erkrankt ist. Sein bisheriges Leben als Bankkaufmann war mit einem Mal Vergangenheit, aber das bedeutete für Gerhards nicht, dass damit auch sein Leben vorbei war. Er will nicht Opfer seiner Krankheit sein, im Gegenteil, er will es seiner Krankheit so schwer wie möglich machen. Gerhards, engagiert als Regionalleiter der Regionalgruppe Heinsberg der Deutschen Parkinson Vereinigung, hat eine schlummernde Passion belebt: "Ich habe wieder angefangen zu schreiben." In der Reha 2006 verfasste er das erste Gedicht "Aufstehen", seitdem sind viele weitere entstanden, auch Erzählungen und Gedanken. "Die Gedichte spiegeln meinen seelischen und körperlichen Zustand wider, aber auch das wieder Aufstehen, die Akzeptanz und den Umgang mit der Krankheit."

Gelegentlich trug er seine Werke im Freundeskreis oder bei kleinen Lesungen vor, aber im Prinzip waren sie nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Das wurde anders, als Gerhards 2015 im Rahmen der Oberbrucher Buchmesse den Verleger Wolfgang Fischer aus Erkelenz kennen lernte. "Hier hat ein Betroffener über seine Krankheit geschrieben, nicht um über sich selbst zu schreiben, sondern für andere, um ihnen Mut zuzusprechen und Solidarität zu zeigen", sagte Fischer, der sich dazu entschloss, die Gedanken von Gerhards in seinem Altius-Verlag zu veröffentlichen. Nunmehr liegt das Werk "Ich bin 'Morbus Parkinson'" in gedruckter Form vor. Die ersten Reaktionen sind positiv. "Nicht nur Betroffene, auch viele Interessierte haben das Buch mit großer Aufmerksamkeit gelesen", fasst Gerhards die Kritiken zusammen. Er wollte zeigen, wie ein "Parki" denkt und fühlt, und das sei ihm gelungen, glaubt er. "Man muss offensiv mit der Krankheit umgehen und den Tag mit einem Lächeln beginnen." Dazu könne dieses Buch beitragen.

Es soll nicht die letzte Gemeinschaftsproduktion von Gerhards und Fischer sein. Im Altius-Verlag arbeiten sie an einem Buch mit Kindergeschichten des Autors aus Doveren. "Mit diesen Geschichten habe ich angefangen nach der Geburt meines Enkels, als ich fast zeitgleich die Diagnose Parkinson erfuhr." Inzwischen hat er diese Geschichten in vielen Grundschulen vorgelesen. Sie finden dort ebenso großen Anklang wie seine Texte über die Krankheit bei den Erwachsenen.

Die Kreativität des Mannes ist nicht auf das Schreiben begrenzt. Lange war er Mitglied der Künstlergruppe Canthe in Hückelhoven. Seine geometrischen Gemälde haben einen ganz speziellen Ausdruck mit ihrer inneren Harmonie und zugleich mit der Unruhe, die sich in dem Gewirr von stets wiederholenden Linien und Strukturen einstellt. Gerhards macht sich Tag für Tag neue Gedanken, was er gestalten kann in Text oder Bild. "Das Denken und Umsetzen hält mich fit", sagt er. Für die Krankheit fehlt ihm schlichtweg die Zeit. Und er lächelt bei dem Satz, mit dem er seine Biografie beendet: "Ich bin ein Maler und ein Dichter, sehe auch in Zukunft vor mir noch viele helle Lichter."

(kule)
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