Hückelhoven Bahn Linnich-Baal-Hückelhoven ist laut einer Studie "machbar"

Hückelhoven · "Endlich ist der Tag gekommen, wo die Bahn ward abgenommen, wo zum erstenmal sie fuhr! Hückelhoven, dir zum Segen laß das Feuerroß sich regen Arbeit bringend und Kultur!" Das Ereignis, das ein ungenannter Hückelhovener Gebrauchs-Dichter besang, war die Eröffnung der Bahnstrecke Jülich-Baal-Hückelhoven-Wassenberg-Dalheim am 14. Dezember 1911.

Geht es nach den Kreisen Heinsberg und Düren, könnte der Dichter der Kaiserzeit um die Jahre 2025/2030 erneut rezitiert werden: Die Verkehrsausschüsse der beiden Kreistage forderten am Donnerstag in Hückelhoven in einer historischen Gemeinschaftssitzung das Land NRW auf, zügig für eine Verbindung der Bahnsysteme beider Kreise von Linnich bis mindestens Baal, besser bis Hückelhoven oder Ratheim zu sorgen.

Schon vor dem 14. Dezember 1911 hatten bezüglich der Bahnlinie eine Reihe von Vorbereitungstreffen in Hückelhoven (Gaststätte Spichartz) wegen der im Aufbau befindlichen Steinkohlezeche stattgefunden, insofern stellte Hückelhovens Technischer Dezernent als "Hausherr" im Ratssaal die Verbindung zur Wirtschaftsentwicklung mit der Kohle und heute im Strukturwandel heraus.

Und den zahlreichen Freunden der Eisenbahn in den beiden Ausschüssen und im überfüllten Zuhörerraum legte Kai Pachan vom Büro für Verkehrs- und Stadtplanung (BVS) eine "Machbarkeitsstudie" vor, die die Machbarkeit, heißt ein positiver Kosten-Nutzen-Vergleich, eindeutig belegte.

Ausgangspunkt aller Überlegungen ist der Lückenschluss zwischen Linnich und Baal, die Rurtalbahn verkehrt auf der historischen Strecke immer noch von Linnich bis zur Hauptstrecke in Düren und darüber hinaus in die Voreifel.

Untersucht wurden vier Varianten zum Anschluss, Zugkennung RB 21, an die Linie Aachen-Mönchengladbach: Von Linnich nach Lindern oder nach etwa Brachelen, eine Trasse, die südlich Baal im großen Bogen auf die Strecke Aachen-Mönchengladbach eingefädelt wird mit Halt im Bahnhof Baal. Die vierte Variante ist die alte Trasse, die im rechten Winkel in Baal auf die Gleise Aachen-MG trifft und diese unterquert. Linnich-Baal würde 1800 neue Bahnpassagiere bringen, eine Verlängerung nach Hückelhoven brächte 2630, nach Ratheim sogar 3150 täglich neuer Gäste.

Die "Einfädelungsstrecke" nach Baal-oben würde etwa 25 Millionen Euro kosten, die alte Strecke nach Baal-unten auch etwa 25 Millionen, die Verlängerung bis Hückelhoven 41 Millionen. Die Gleise müssen ja komplett neu gelegt und elektrifiziert werden.

Die Dürener Ausschuss-Vertreter ließen deutlich erkennen, dass die Einfädelungstrasse für sie die beste wäre: einfache Anschlüsse nach Mönchengladbach und Aachen. Befürchtung für die alte Trasse bis Hückelhoven: Der Einzelhandel Linnich-Jülich würde noch mehr unter der Anziehungskraft Hückelhovens zu leiden haben. Der "Einfädeltrasse" steht der bevorstehende Ausbau des Bahnhofs Baal im Rahmen des RRX-Projekts (Rhein-Ruhr-Express) von Bahn und Land NRW entgegen, einen erneuten Umbau in zehn, 15 Jahren würden die RRX-Träger nicht mitmachen, hieß es sinngemäß in der Sitzung.

Doch Kai Pachan hatte noch das absolute Ass für Hückelhoven im Ärmel: Ein Abzweig der RB 33, Regio-Express von Mönchengladbach Richtung Aachen mit Abzweig in Baal in Richtung Hückelhoven, den es ebenfalls schon gab. Die Trasse mit Brücke über die L 117 existiert noch, sie wird im Baaler Bahnhof von der Hochlage aufs tiefer liegende Bett der alten Trasse nach Hückelhoven geführt. Kosten bis Hückelhoven 15 Millionen, bis Ratheim 24 Millionen Euro. Sahnehäubchen: Dieses Projekt hat einen Kosten-Nutzen-Faktor von 3,8, die Alttrasse von Linnich bis Hückelhoven "nur" 1,6. Laut Pachan ist ein Faktor 1 umsetzbar, es seien anderswo schon Projekte mit Faktor 1,01 umgesetzt worden - da sei man selbst mit 1,6 weit auf der sicheren Seite. Schließlich der Beschluss: Land NRW und Bahn sollen eine Kombination der Projekte RB 21 und RB 33 umsetzen. Kosten: bis 43 Millionen Euro.

(isp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort