Hückelhoven Brandsatz gegen Jobcenter geworfen

Hückelhoven · Ein Molotowcocktail hat Dienstagnacht ein Fenster des Hückelhovener Jobcenters in Brand gesetzt. Die Polizei sucht Zeugen. Sachbearbeiter werden wiederholt mit Aggression konfrontiert.

 Gegen dieses Fenster des Jobcenters war am frühen Dienstagmorgen ein Brandsatz geflogen.

Gegen dieses Fenster des Jobcenters war am frühen Dienstagmorgen ein Brandsatz geflogen.

Foto: Jobcenter HS

Brandspuren an einem rückwärtigen Bürofenster zeugen vom nächtlichen Anschlag mit einem Molotowcocktail aufs Jobcenter an der Ludovicistraße. Anwohner hatten am Dienstag gegen 3.40 Uhr einen lauten Knall gehört, Flammen gesehen, Feuerwehr und Polizei gerufen. "Die Zeugen bemerkten an der Ecke Ludovicistraße/Von-Dechen-Straße eine dunkel gekleidete Person mit dunklen Haaren. Diese entfernte sich in unbekannte Richtung", berichtet Polizeisprecherin Angela Jansen. Die Kripo hofft, dass weitere Menschen in der Nacht Verdächtiges beobachtet haben.

Die gute in der schlechten Nachricht sieht Helmut Nobis, Geschäftsführer der vier Jobcenter im Kreis Heinsberg: "Der Täter hat es nicht darauf abgesehen, Menschen zu schädigen und eine Person gezielt anzugreifen." Dennoch hat Nobis alle 250 Mitarbeiter per E-Mail zu erhöhter Achtsamkeit aufgerufen. Alle sollten ihre Sinne schärfen, darauf achten, dass niemand unberechtigt ohne Termin ins Gebäudeinnere vordringt und dass bei Dienstschluss alle Fenster und Türen verschlossen sind.

Diesmal blieb es bei Sachschaden, doch auch in den Jobcentern im Kreis Heinsberg sind schon gewalttätige Angriffe auf Sachbearbeiter passiert. "Das Schlimmste, von dem ich gehört habe, war, dass ein wütender Kunde versucht hat, mit einer Langaxt sich Zutritt zum Büro eines Mitarbeiters zu verschaffen", erzählte Nobis auf Nachfrage. Glück für den Kollegen: Er war zur Fortbildung in einem anderen Raum. Eine schwangere Mitarbeiterin ist einmal gewürgt worden. In Übach-Palenberg warf eine Besucherin mit Drucker und Bildschirm und verpasste dem Mitarbeiter Prügel mit dem Druckerkabel. Fühlen Kunden sich ungerecht behandelt, werden Sachbearbeiter zur Zielscheibe.

"Manche kommen schon schreiend rein", weiß Helmut Nobis. "Und wenn wir im Eingangsbereich merken, da hat jemand Aggressionspotenzial, kommt er gar nicht ins hintere Gebäude durch." Der Geschäftsführer zählt Maßnahmen auf, mit denen das Jobcenter die Sicherheit für seine Mitarbeiter erhöhen will: Fluchttüren und Panikschlösser, Deeskalationsschulungen, Alarmsystem für die Büros, im Extremfall kommt ein Sicherheitsdienst. "Es wird trainiert, wie verhalte ich mich im Notfall, wie komme ich aus der Situation am besten raus", sagt Nobis.

Die Kreispolizeibehörde nehme Notrufe sehr ernst, sie habe schon Hausverbote durchgesetzt und manchen Wüterich mit einer Gefährderansprache belehrt. Eine Erklärung "gegen Gewalt am Arbeitsplatz" hängt in allen Jobcentern und wird manchem Kunden in die Hand gedrückt. Nach Aussage von Nobis weist die Haupttür Aufbruchspuren auf, ein langer Türgriff ist aus der Verankerung gerissen. Polizeibeamte fanden unter dem Fenster Glasscherben und eine Flüssigkeit, vermutlich Brandbeschleuniger. Die Unbekannten beschädigten offenbar zuerst eine Rolllade und warfen dann den Brandsatz.

Wer etwas gesehen hat, das mit der Tat zusammenhängen könnte, möge die Polizei anrufen. Hinweise erbittet das Kriminalkommissariat 1 in Heinsberg, Telefon 02452 9200.

(RP)
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