Interview: Wolfgang Strömich "DM-HelferHerzen" würdigt Einsatz

Erkelenz · Mit der Deutschen Morbus Perthes Initiative hilft Gründer Wolfgang Strömich Betroffenen der Kinderkrankheit.

 Wolfgang Strömich mit einem der Teddybären als "Tröster" für die von Morbus Perthes betroffenen Kinder.

Wolfgang Strömich mit einem der Teddybären als "Tröster" für die von Morbus Perthes betroffenen Kinder.

Foto: Uwe Heldens

HÜCKELHOVEN Betroffene Kinder hinken und klagen über Schmerzen im Hüftgelenk. Die meisten Eltern haben noch nie etwas von Morbus Perthes gehört. Es handelt sich um eine orthopädische Kinderkrankheit. Der im Alter von acht bis zehn Jahren selbst betroffene Wolfgang Strömich stellte Ende der 1990er Jahre fest, dass Kranken und deren Angehörigen keine Möglichkeit zur Verfügung stand, Beratungsgespräche oder Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Diese Lücke zu füllen, war die Motivation für Strömich, seine Initiative zu gründen. Diesen Einsatz würdigte jetzt die Aktion "HelferHerzen" der DM-Drogeriemarkt-Kette mit einem Regional-Preis. Die RP sprach mir dem Hückelhovener über sein Engagement.

Was ist Morbus Perthes, und wen kann es treffen?

STRÖMICH Dabei handelt es sich um eine Erkrankung der Hüftgelenke, die ein temporäres Absterben von Gewebe im Hüftgelenk zur Folge hat. Die betroffenen Kinder müssen mit erheblichen Einschränkungen leben. MP heilt zwar in den meisten Fällen vollständig aus, ist jedoch mit einem langen Leidensweg für die betroffenen Kinder verbunden. Die Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt. Patienten müssen sich schonen, um eine Heilung zu unterstützen. Die Krankheit tritt plötzlich ein und kann Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 15 Jahren treffen.

Was geschieht, nachdem Eltern die Diagnose erhalten, ihr Kind habe Morbus Perthes?

STRÖMICH Meistens werden die Eltern von den behandelnden Ärzten allein gelassen. Oft wird die Krankheit auch nicht erkannt und als "Hüftschnupfen" diagnostiziert. Viele Mediziner haben nicht die Zeit, Fragen zu beantworten. Dafür sind wir da. Eltern und Kinder können sich an uns wenden. Wir stellen den Kontakt zu fachkundigen Ärzten her, da Fehldiagnosen und falsche Behandlung zu bleibenden Schäden führen können. Fragen zum Thema Morbus Perthes und dem Umgang im Alltag beantworten wir in ausführlichen Beratungsgesprächen. Einmal pro Jahr veranstalten wir einen Morbus-Perthes-Tag, an dem Eltern Gespräche mit Fachärzten führen können und den Kindern ein buntes Programm mit Zauberern, Clowns und Kinderschminken geboten wird.

Wofür steht der Benni-Bär?

StRÖMICH Der Benni-Bär ist eine Aktion, die der mentalen Unterstützung der Kinder dient. Auf unserer Internetseite kann jeder ganz einfach Tröstebär-Pate werden. Die Bären werden bei dem meistens mit großer Aufregung verbundenen Erstbesuch der Kinder von den Ärzten an die kleinen Patienten ausgegeben.

Was liegt Ihnen bei der Initiative besonders am Herzen?

STRÖMICH Es ist mir wichtig, dass möglichst viele Kinder zu den richtigen Ärzten kommen.

Welche Konsequenzen hat MP für das Familienleben?

Strömich MP stellt die gesamte Familie auf den Kopf. Eltern müssen ihrem Kind plötzlich erklären, warum es nicht mehr mit den anderen Kindern toben darf. MP-Patienten haben Phasen, in denen sie über keine Beschwerden klagen. Zu diesen Zeiten fühlen sich die Kinder nicht krank. Verbotsstrategien haben sich als uneffektiv herausgestellt. Viel mehr Sinn macht es, dem Kind anschaulich zu erklären, warum es sich schonen muss. Begreifen die Kinder, dass sie ihren Körper bei der Heilung unterstützen müssen, ist der erste Schritt getan. Aufmunternd ist es für die Familien zu wissen, dass nach Ausheilen von MP Sport und Bewegung wieder einwandfrei möglich sind. Für ein gutes Ausheilen ist es jedoch sehr wichtig, die richtige medizinische Behandlung in Anspruch zu nehmen. Die Deutsche Morbus Perthes Initiative unterstützt Familien dabei. Unser Ziel ist es, dass alle Kinder, die wir begleiten, am Ende wieder schmerzfrei durchs Leben gehen - wortwörtlich.

GÜLLÜ BEYDILLI FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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