Hückelhoven Ehemalige Buchhalterin soll 168.000 Euro veruntreut haben

Hückelhoven · Eine Angeklagte soll in 229 Einzelüberweisungen Geld ihres Arbeitgebers auf ihr Privatkonto geschafft haben. Seit gestern wird ihr Fall vor dem Schöffengericht in Mönchengladbach verhandelt.

Im Gerichtssaal reagierte die 35-jährige Hückelhovenerin auffallend gelassen, als der Staatsanwalt gestern vor dem Mönchengladbacher Schöffengericht die umfangreiche Anklage verlas. Die Frau, die seit dem Jahr 2012 bei einer Erkelenzer Firma als Buchhalterin tätig gewesen ist, soll zwischen 2014 und 2016 insgesamt 168.000 Euro veruntreut haben. Laut Anklage zahlte sie die Geldbeträge in 229 Einzelüberweisungen auf ihr Privatkonto ein. Sie soll den gesamten Zahlungsverkehr der Firma abgewickelt haben. Die Angeklagte machte gestern, nachdem die Anklage verlesen worden war, ungerührt Gebrauch von ihrem Aussageverweigerungsrecht und erklärte: "Ich werde mich nicht äußern."

Der 78-jährige Unternehmer sagte derweil vor Gericht aus, dass die Angeklagte jahrelang für die Buchhaltung des Personals und des Geschäfts der Firma verantwortlich gewesen sei. Sie habe als Vertrauensperson gegolten. Doch es habe Geld gefehlt. Man habe Personal entlassen müssen. Aber man habe nichts feststellen können. Der Firmeninhaber sprach vom Verlust einer Viertelmillion Euro. "Und wo das Geld geblieben ist, ist bis heute nicht ermittelt", sagte der 78-Jährige in seiner Zeugenaussage. Nur durch einen Zufall sei alles herausgekommen. "Ein Lieferant hat uns gemahnt. Wir prüften das Konto, aber tatsächlich war schon alles bezahlt", erinnerte sich der Unternehmer. "Den Prozess vor dem Arbeitsgericht, zu dem die Angeklagte nicht gekommen ist, haben wir mit einem Versäumnisurteil gewonnen", ergänzte der Firmeninhaber. Aber die Zwangsvollstreckung habe nichts ergeben. Auf dem Konto der Angeklagten habe man nur noch 1800 Euro gefunden. "Für mich war das unvorstellbar, was die Buchhalterin gemacht hat. Wir haben ihr dann fristlos gekündigt", berichtete der 78-jährige Unternehmer.

Er sei überzeugt, dass die ganze Betrugsgeschichte sehr intelligent und geschickt vollzogen worden sei. Der 24-jährige Enkel des Unternehmers und aktuelle Geschäftsführer stimmte ihm zu: "Da war vieles verschleiert. Gelder wurden falsch verbucht. Offenbar wurden Rechnungen frei erfunden oder doppelt gebucht und bezahlt."

Eine Kriminalbeamtin berichtete vor dem Schöffengericht, dass man Pakete von Kontoauszügen sichergestellt und ausgewertet habe. "Aber wir haben keine Wertgegenstände, keine teuren Wohnungseinrichtungen oder Luxusfahrzeuge entdeckt", erklärte die Zeugin. Wo das Geld geblieben ist, konnte daher nicht ermittelt werden.

Das Mönchengladbacher Schöffengericht will den Prozess am 27. November fortsetzen und dazu Mitarbeiter der Bank als Zeugen laden, bei der die Angeklagte ihr Privatkonto führte.

(RP)
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