Hückelhoven Ein Gefühl wie in der Achterbahn

Hückelhoven · Abends beim Bierchen in der Kneipe entstand die tollkühne Idee. Mal was Verrücktes machen und den Bekanntheitsgrad der Air Power Arena steigern. Heute blicken Inhaber Lorenz Schäfer und sein Sohn Fabian, der die Geschäftsführung des ungewöhnlichen Unternehmens übernommen hat, auf eine 20-jährige Erfolgsgeschichte zurück.

 Josef Mertens "schwebt" im Luftstrom in der Air Power Arena.

Josef Mertens "schwebt" im Luftstrom in der Air Power Arena.

Foto: JÜRGEN LAASER

Mit der verrückten Idee aus der Kneipe bewarb sich Mitarbeiter Ivo Riedel im Jahr 2000 als Wettkandidat bei Thomas Gottschalks "Wetten, dass". Die aufsehenerregende Wette: an einem Smart in der Luft einen Reifenwechsel vorzunehmen. "Damit wollten wir auf unsere mobile Bodyflying-Anlage, die wir neben der stationären in Hückelhoven betreiben, aufmerksam machen", erinnert sich Firmenchef Lorenz Schäfer (64), der seit 1996 in der Eventbranche tätig ist und sich von der ersten Anlage, die Anfang der 1980er Jahre in Las Vegas eröffnet wurde, inspirieren ließ.

Die Air Power Arena im Gewerbegebiet der ehemaligen Zechenstadt lockt Besucher aus ganz Europa an. "Es gibt sieben solcher Anlagen in Europa, unter anderem in Wien und Paris", erzählt sein Sohn Fabian (23).

An Riedels spektakulären Wetteinsatz hoch über den Köpfen der zahlreichen Schaulustigen an Schacht 3 - von hier wurde die Außenwette übertragen - erinnert sich Fabian Schäfer noch genau. "Ich durfte in den Funkwagen der Fernsehleute." Im Studio verfolgten Schauspielerin Christiane Hörbiger und ihr im Juni verstorbener Kollege Götz George als Wettpaten die spannenden Minuten mit dem Kleinwagen im Windkanal. "Bei den Proben hatte es immer geklappt. Aber offensichtlich hatte ein Mitarbeiter der Produktionsfirma vorher aus Versehen die Handbremse gelöst", lässt Schäfer senior die Fernseh-Wette aus Hückelhoven noch einmal Revue passieren. Sein Mitarbeiter Ivo Riedel musste aufgeben.

Später in der italienischen Ausgabe der Show kam der Erfolg dann zurück. Auf großen Messen oder Festivals in ganz Europa ist das Hückelhovener Unternehmen mit seiner mobilen Anlage präsent. "Wie in der Achterbahn, wenn sie den Berg runterfährt" - so beschreibt Geschäftsführer Fabian Schäfer das Gefühl beim Fliegen in Spezialanzügen, in deren Polsterelementen sich die Luft fängt und für den notwendigen Auftrieb sorgt.

Rund 45 Minuten dauert die Einweisung im Schulungsraum im ersten Stock des Gebäudes. Nach dem Einkleiden mit passenden Overalls, Schutzhelmen, Protektoren und Schutzbrillen wird es ernst - in der luftgepolsterten Arena steht ein Höhenflug der ganz besonderen Art auf dem Programm, den vor einigen Monaten ein rüstiger 88-Jähriger erfolgreich absolvierte. "Fürs Fallschirmspringen war er schon zu alt", erzählt Fabian Schäfer schmunzelnd. "Da ist er eben zu uns gekommen." Eine Mutter reiste mit ihrem blinden Sohn eigens aus der Schweiz an, um dem Jungen in Hückelhoven seinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen.

Über Arme und Beine wird der Flug gesteuert. Wichtig ist dem Familienunternehmen, seinen Flugschülern die Angst zu nehmen. "Es ist immer einer dabei, der aufpasst und auf Wunsch auch die Hand hält", sagt der Bodyflying-Geschäftsführer. Schon Flughöhen von zwei oder drei Metern seien vollkommen ausreichend.

(cb)
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