Hückelhoven Ein Zuhause auf Zeit im Gut Kaphof

Hückelhoven · Bis auf Restarbeiten ist die neue Flüchtlingsunterkunft der Stadt Hückelhoven fertig. Auf Gut Kaphof bei Hilfarth leben die ersten 18 Bewohner. Ruhig, freundlich, fleißig, so beschreibt Sozialamtsleiter Heinz-Josef Schmitz die jungen Männer.

 Imran Hussain Matubber (20) ist einer der ersten Asylbewerber, die auf Gut Kaphof eingezogen sind. Die hellen Zimmer werden meist zu zweit bewohnt. Das denkmalgeschützte Gemäuer soll bis zu 60 Bewohner beherbergen.

Imran Hussain Matubber (20) ist einer der ersten Asylbewerber, die auf Gut Kaphof eingezogen sind. Die hellen Zimmer werden meist zu zweit bewohnt. Das denkmalgeschützte Gemäuer soll bis zu 60 Bewohner beherbergen.

Foto: JÜRGEN LAASER

Der erste Eindruck hinterlässt ein positives Bild von der Asylbewerber-Unterkunft neben dem Kieswerk Kaphof. Ein halbes Jahr dauerten die Umbauarbeiten nach Entkernung des Gutshofes. Im Haupthaus entstanden Doppelzimmer für Asylbewerber, überwiegend junge Männer, im Torhaus und dem zweiten Flügel werden weitere Räume hergerichtet. Die Wände sind weiß gestrichen, die alten Holztreppen neu lackiert, die Böden mit Fliesen in Holzoptik oder Laminat belegt, die Bäder hell gefliest. Das neue Zuhause auf Zeit für die Flüchtlinge sollte nicht nur zweckmäßig, sondern auch schön werden, lässt der Eigentümer, Freiherr Max Spies von Büllesheim, beim Rundgang mit Sozialamtsleiter Heinz-Josef Schmitz anklingen.

Neben der Gemeinschaftsküche, mit drei Kochherden, zwei Spülen und Arbeitsflächen aus Edelstahl ausgestattet, bietet ein Nebenraum Platz für drei Waschmaschinen und eine Kühltruhe. Je einen Kühlschrank hat jeder Bewohner für sich im Zimmer. Von seiner gemeinnützigen Arbeit an der Grundschule Hilfarth zurückgekehrt, zeigt Imran Hussain Matubber den Besuchern sein kleines Reich. Gegen die Hitze fehlen noch Rollos, gegen "Moskitos" haben die Bewohner Netze in die Fensterrahmen gespannt. Der 20-Jährige aus Bangladesch bietet höflich Platz und eine Cola an. Max Spies schaut nach dem Laptop des jungen Mannes - Glasfaser und schnelles Internet für den Kontakt zur Familie in der Ferne gibt es leider nicht. Die nötigen Datenkabel sind vorsorglich schon eingezogen. Hier könnte ein Unternehmen mit "sozialem Sponsoring" Gutes tun.

Der Freiherr hat noch Bilder seiner Kindheit vor Augen, denn er ist in dem Herrenhaus aufgewachsen - mit fünf Geschwistern und sechs Spielkameraden von Gutsverwalter-Familien. "Oben rechts war mein Zimmer, da bin ich großgeworden", erzählt er im Dachgeschoss. Das sei früher im Sommer "ein Schwitzkasten" gewesen. Nach Wärmedämmung fühlt sich die Temperatur heute merklich angenehmer an. In einem der frisch bezogenen Zimmer hängen etliche Jesus- und Marienbilder an den Wänden. Dort leben offenbar gläubige Christen. "Hier sind alle so nett und freundlich, dass man keine Sorge hat", sagt Max Spies. Innenhof und Garten überlässt er den neuen Bewohnern ebenfalls zur Nutzung. In einer Tordurchfahrt zum Hof warten gespendete Gartenmöbel darauf, für gesellige Runden gruppiert zu werden. Die Zufahrt säumen frisch gesetzte Bäume, die Allee soll mit Randsteinen noch abgesetzt und mit Kies belegt, die Flächen daneben müssen noch begrünt werden.

Das könnte die schönste Asylbewerber-Unterkunft im Land sein, bemerkt die Besucherin. "Das ist mit Sicherheit die schönste Unterkunft im Land", bekräftigt der Freiherr, wobei der Klang seiner Stimme und das Glänzen in den Augen spüren lassen, wie viel Herzblut in dem Projekt steckt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort