Hückelhoven Erster türkischer Karnevalswagen

Hückelhoven · Ein Zeichen für ein Miteinander und gegen Islamfeindlichkeit setzen 13 Hückelhovener türkischer Abstammung und bauen momentan ihren eigenen Karnevalswagen für den Rosenmontagszug.

 Seccan Yilmaz (v.l.), Güsgel Yilmaz, Turan Yilmaz, Mehmet Balta und Fatih Yilmaz haben gestern das riesige Transparent an ihren Karnevalswagen angebracht.

Seccan Yilmaz (v.l.), Güsgel Yilmaz, Turan Yilmaz, Mehmet Balta und Fatih Yilmaz haben gestern das riesige Transparent an ihren Karnevalswagen angebracht.

Foto: Uwe Heldens

Ein Zeichen setzen gegen Pegida-Demonstranten und Islamfeindlichkeit. Und dabei noch jede Menge Spaß haben. 13 Hückelhovener türkischer Abstammung sind mit einem eigenen Karnevalswagen mit von der Partie, wenn sich der Rosenmontagszug seinen Weg durch die Straßen der ehemaligen Zechenstadt bahnt.

Angeführt werden sie von Mehmet Balta. Der war in der Session 1996/97 deutschlandweit schon als türkischer Karnevalsprinz weit vorne, als er mit seiner deutschen Ehefrau Birgit den Narrenthron der Hückelhovener Karnevalsgesellschaft (HKG) bestieg, die Kumpel an der Ratheimer Zentralschachtanlage unter Tage besuchte, einer Einladung in die Botschaft seines Heimatlandes folgte. An diese Zeit erinnert er sich wie Ehefrau Birgit gerne zurück. Ex-Prinz Mehmet infizierte seinen Freundeskreis - Nachbarn aus der von-Dechen-Straße und ehemalige Arbeitskollegen von Sophia-Jacoba - mit dem jecken Bazillus. Insgesamt 13 türkische Karnevalisten ließen sich jetzt von der ungewöhnlichen Idee des eigenen Karnevalswagens schnell begeistern.

Gürsel Yilmaz (46) ist einer von ihnen. Der Familienvater, seine drei erwachsenen Söhne und sein Bruder machen mit. Yilmaz fand die fünfte Jahreszeit schon immer toll. "Als kleiner Junge war ich mal Cowboy", erinnert er sich schmunzelnd zurück. Das Anliegen, das die Fans des türkischen Tabellenführers Fenerbahçe verfolgen, ist ernst. In der Halle, in der ihr Karnevalswagen zurzeit noch auf den letzten Schliff wartet, rollen Balta und Yilmaz ein riesiges Transparent aus. "Das ist Integration" haben sie in großen Lettern drauf geschrieben. Es soll am Wagen befestigt werden, neben den Vereinsflaggen ihres erklärten Lieblings-Fußballclubs Fenerbahçe und schwarz-rot-goldenen Fahnen. Das zusammen steht für ein Miteinander, das sich Ex-Prinz Mehmet Balta und seine türkischen Freunde so sehr wünschen. Ein friedliches Miteinander ohne Fremdenhass.

"Wir möchten zeigen, was Islam wirklich bedeutet", sagt Balta, seit 22 Jahren HKG-Elferrat, mit ernstem Gesicht. Die schwarz-goldene Gesellschaft findet das Engagement der 13 Männer gut. "Super, dann haben wir ja einen Wagen mehr im Zug", war die Reaktion der HKG, als sie von dem Vorhaben erfuhr. Balta, der seine Fenerbahçe-Freunde regelmäßig zum Fußballgucken in seine gemütliche Kellerbar einlädt, verfügt als ehemaliger Narrenherrscher über das notwendige Know-how, das ein jecker Zugteilnehmer braucht. Bei einer Mönchengladbacher Handelskette haben sie sich mit reichlich Kamelle, Plastik-Bällen und anderen kleinen Überraschungen für das Narrenvolk eingedeckt. Etwa 250 Euro kostet jeden der 13 Beteiligten der Karnevalsspaß, für den ein Gefährt des Kegelclubs "Die verirrten Kugeln" aus Geilenkirchen-Waurichen ausgeliehen wird.

(cb)
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