Hückelhoven Fantastische Musiker begeistern bei "con brio"

Hückelhoven · Das Heinrich Heine Trio brillierte in der Aula unter anderem mit Mozarts "Divertimento Es-Dur" für Streicher.

"Und schlafen Sie nicht ein!" Dass das von Rudi Lengersdorf, dem Vorsitzenden des Vereins für Kammermusik "con brio", scherzhaft gemeint war, bewies sich starke 45 Minuten später: Da endete nämlich Wolfgang Amadeus Mozarts "Divertimento Es-Dur für Violine, Viola und Violoncello, KV 563", des Genies längstes Streicherstück. Niemand war eingeschlafen, anhaltender Beifall holte die Virtuosen Andrea Kim, Stefan Heinemeier und Martin von der Nahmer sogar aus der Pause zu einem "Vorhang" zurück.

Es ist ja auch eher selten, dass ein einziges Stück das Programm bis zur Pause bestimmt, aber dass die Zuhörer in der Hückelhovener Aula sich anspruchsvoll unterhalten fühlten, ja ein echtes Divertimento, italienisch für Vergnügen, erlebten. Das lag auch an den jungen, aber schon hochklassigen Interpreten des Abends.

Andrea Kim ist derzeit Vorspielerin der 1. Violinen beim Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks, war schon Konzertmeisterin beim WDR-Sinfonieorchester und Trägerin renommierter Preise. Stefan Heinemeyer, Violincello, ist Mitglied des weltberühmten Atos-Klavier-Trios, das mit Preisen großer Wettbewerbe in New York und London aufwarten kann. Martin von der Nahmer ist, mehr muss man kaum sagen, Bratschist bei den Berliner Philharmonikern, spielt bei großen Festivals. Als Heinrich-Heine-Streichtrio legten die Musikerin und die Musiker mit Mozarts Divertimento ein Stück vor, das ihnen in sechs Sätzen alles abverlangte, was man an Talent und Probenarbeit haben muss. Dass das gelang, bestätigte auch Jörg Lengersdorf, studierter Violinist und Musikredakteur beim Klassik-Hörfunksender WDR 3, dem auch die 45 Minuten wie im Flug vergangen waren. Dass das Trio auch Gustav Mahlers Quartettsatz a-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violincello spielte, ist sicher Andrea Kim, in Dinslaken am Niederrhein geboren, zu verdanken, die als Spezialistin für Mahlers kompositorisches Schaffen gilt. An den Tasten dabei Maria Ollikainen - die Finnin erhielt mit fünf Jahren ersten Klavierunterricht, ist nach der Hochschulausbildung in Funk und Fernsehen sowie auf den Bühnen renommierter Konzerthallen zu Hause. "Nicht zu schnell - Mit Leidenschaft - Entschlossen" bezeichnete Mahler selbst den Quartettsatz in Allegro, den er bereits mit 16 Jahren komponierte, den die Musiker raumfüllend interpretierten, dabei die frühe Begabung des Großmeisters deutlich werden ließen.

Zum Abschluss eines großartigen Kammermusikabends, der wesentlich mehr Zuhörer verdient gehabt hätte, dann Johannes Brahms' Klavierquartett in c-Moll op. 60 in vier Sätzen - romantisch, dramatisch, dynamisch. Langen Beifall, Blumen und ein Fläschchen hatten sich die Interpreten dieses "Meisterkonzerts" redlich verdient.

Die nächsten con-brio-Termine: Sonntag, 10. April, 17.30 Uhr, Aula Hückelhoven, Klavierabend mit Florian Noack. Sonntag, 19. Juni, 17 Uhr, Schlosshofserenade auf Haus Hall in Ratheim mit dem "Blechbläser-Quintett". Sonntag, 28. August, 17.30 Uhr, Aula Hückelhoven, Kammermusik für Oboe und Klavier mit Celine Moinet und Florian Uhlig.

(isp)
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