Hückelhoven Folkklänge mit neuen Facetten

Hückelhoven · Nina Leonards und Norbert Scholly sind das Duo Topolino. Die Idee des Duos, von Jazz und Blues angehauchte Volksmusik für Violine und Gitarre zu übertragen, kam an beim "con brio"-Konzert.

 Mit variantenreichen Interpretationen von Musikstücken aus dem Bereich der Volksmusik im weitesten Sinne begeisterte das Duo Topolino bei seinem Konzert im Gymnasium.

Mit variantenreichen Interpretationen von Musikstücken aus dem Bereich der Volksmusik im weitesten Sinne begeisterte das Duo Topolino bei seinem Konzert im Gymnasium.

Foto: Jürgen Laaser

Auf einer musikalischen Reise stellte das Duo Topolino im C-Gebäude des Gymnasiums Hückelhoven die Volksmusik verschiedener Länder vor, auf eigene Art wohlgemerkt. Zu diesem außergewöhnlichen Konzert hatten die Freunde der Kammermusik "con brio" eingeladen.

Nina Leonards (Violine, Gesang) und Norbert Scholly (Gitarre) führten als Duo Topolino in fremde Harmonien, komplexe Rhythmen und freie Kompositionsformen ein. Hierbei zogen sie an der osteuropäischen Musik vorbei, wandten sich aber auch der Musik Irlands und Mittelamerikas zu.

Bemerkenswert ist die Idee des Duos, von Jazz und Blues angehauchte Volksmusik aus dem musikalischen Globus für Violine und Gitarre zu übertragen. Clever ist sie insofern, als die Gitarre rückblickend auf ihre lange Geschichte ohnehin auf dem Gebiet der Volksmusik anzusiedeln ist und hierdurch der volkstümliche und häufig tänzerische Charakter einiger Stücke deutlich zum Ausdruck gebracht werden konnte. Die Violine ihrerseits freundete sich damit an, wie überhaupt das ausgeglichene Verhältnis, aber auch die enge Verbundenheit beider Instrumente aus jeder Interpretation herauszuhören waren.

Gleichwohl rückte das Duo mit seinen Bearbeitungen die zum Teil bekannten Werke in ein völlig neues Licht, wodurch dem Zuhörer neue Perspektiven ermöglicht wurden. So besonders beim "Tango Chopin", in dem zwei sich völlig unterscheidende Idiome einander vorgestellt wurden: Das bekannte, von intimster Melancholie gezeichnete Prélude in e-Moll von Frédéric Chopin wurde durch eine scharfe Akzentuierung seiner abstürzenden Akkorde und einer verspielten Improvisation wiederbelebt, als wäre das ursprünglich romantische Stück in der Moderne wiedergeboren. Persönlich wurde es bei "fils c'est finis", gewidmet dem einjährigen Sohn der Violinistin. Verse wie "er trinkt er schläft, er trinkt er schläft" gaben einen Einblick in die Welt der Kleinsten, aber auch in die einer jungen Mutter: Rasende Gitarrenakkorde, belustigende Motive und ein gestresster Gesang sollten die Lebenserfahrung der Violinistin in Musik übersetzen. Beim "Kersitamas" - einem Tanz, der in griechischer, aber auch als "Halay" in der türkischen Tradition gepflegt wird - zupfte der Gitarrist stur und unbekümmert einen starren 9/8 Rhythmus vor sich hin, zu dem eine extrovertierte Geigenmelodie tanzte, ja zum Tanzen aufrief. Musik wurde interaktiv, und tatsächlich zappelten einige Füße aus dem Zuhörerkreis unruhig vor sich hin. Nicht einfach war es, dem mitreißenden Temperament der Musik und den Schritten der tanzenden Musiker zu folgen. Losgelöst von jeglicher Strenge, nah am Publikum, war es ein außergewöhnliches Konzert, das von originellen Ideen lebte und seriöse Unterhaltung bot.

Die nächsten Termine: Heinrich-Heine Streichtrio und Klavierquartett, Sonntag, 13. März, 17.30 Uhr, Aula Hückelhoven; Klavierabend mit Florian Noack, Sonntag, 10. April, 17.30 Uhr, Aula Hückelhoven.

(kaan)
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