Hückelhoven Gemeinsam auf dem Weg mit Gott

Hückelhoven · Das Fronleichnamsfest feiert die Hückelhovener Gemeinschaft der Gemeinden heute am Schloss Rurich. Die zentrale Fronleichnamsprozession soll Zeichen des gemeinsamen Neuanfangs sein, sagt Pfarrer Georg Kaufmann.

 Generalprobe mit Messdienern und Messdienerinnen vor dem blumengeschmückten Altar im Schlosshof. Das gräfliche Paar von Dürckheim-Montmartin schaut zu, wie Pfarrer Georg Kaufmann den Ablauf am Fronleichnamstag erklärt. Für die zahlreich erwarteten Gäste sind Stühle und Bänke aufgereiht.

Generalprobe mit Messdienern und Messdienerinnen vor dem blumengeschmückten Altar im Schlosshof. Das gräfliche Paar von Dürckheim-Montmartin schaut zu, wie Pfarrer Georg Kaufmann den Ablauf am Fronleichnamstag erklärt. Für die zahlreich erwarteten Gäste sind Stühle und Bänke aufgereiht.

Foto: Jörg Knappe

Es verspricht ein glänzender Tag zu werden vor der historischen Schlosskulisse. Frauen aus Ratheim legen heute am frühen Morgen kunstvoll einen Blumenteppich vor dem Altar, an dem um 9 Uhr der neue Hückelhovener Pfarrer Georg Kaufmann mit zwei weiteren Geistlichen und drei Patres vor dem Hauptportal des Schlosses die Heilige Messe feiern wird, dann zieht die Fronleichnamsprozession durch den Schlosspark zur Kirche. Eine Vielzahl von Gruppen, Chören, Musikkapellen, Schützen, Abordnungen der Bundeswehr und der Ritter vom Hl. Orden des Lazarus wird teilnehmen. Gerechnet wird mit mehr als tausend Gläubigen. Nach dem Schlusssegen lädt die gräfliche Familie von Dürckheim-Montmartin zum Zusammensein vor dem Schloss ein.

"Auf Einladung der gräflichen Familie feiern wir die Heilige Messe direkt vor der Kulisse des Schlosses", erklärte Pastor Kaufmann, der Ende März als neuer Pfarrer in Hückelhoven eingeführt worden war. Den Ärger der Vergangenheit will er begraben. "In den letzten Jahren gab es zwei verschiedene Fronleichnamsprozessionen, was für Missstimmungen gesorgt hatte", erklärte er weiter. Die gräfliche Familie habe in ihrem Park stets eine eigene Fronleichnamsprozession organisiert, wofür Mönche aus Frankreich anreisten. Im 19. Jahrhundert war dem Herrenhaus ein gotische Kapelle angefügt worden.

In Hückelhoven habe es sogar Bestrebungen gegeben, diese Tradition in Rurich zu verbieten, war dem neuen Pastor zu Ohren gekommen. "Das ging rechtlich bis nach Rom, und auch der Aachener Bischof schaltete sich ein." Dabei habe die Prozession, die auf angestammten mittelalterlichen Adelsrechten fuße, immer einen großen Zulauf gehabt, auch von weit außerhalb der Stadt. Die Ruricher hätten sich lange "zwischen allen Stühlen gefühlt". "Jetzt ziehen wir einen Strich darunter. Man muss doch um der Liebe Christi willen keine Machtkämpfe führen", versicherte Kaufmann. "In diesem Jahr feiern wir als Zeichen des gemeinsamen Neuanfanges ganz bewusst das hochheilige Fronleichnamsfest gemeinsam auf dem Schloss in Rurich. Diese Prozession hat in den letzten Jahren von weit außerhalb unseres Einzugsgebietes viele Christinnen und Christen angezogen, die dort in einer sehr feierlichen und würdigen Weise der Gegenwart Gottes die Ehre gegeben haben." Im Schlosspark wird es heute zwei Stationen der Prozession geben: Das sind der Obelisk, "Fingerzeig Gottes", und die von 70 Kommunionkindern gestaltete Station an der Mariengrotte. Die Ruricher Junggesellen tragen den Himmel. Eine weitere Station ist außerhalb der Schlossmauern am Bürgersaal, und von dort geht's weiter zur Kirche, wo der sakramentale Schlusssegen erteilt wird.

Um einen Schlussstrich zu ziehen unter alte Querelen, soll für die GdG ein dezentrales Konzept eingeführt werden, das auch dem basiskirchlichen Grundkonzept entspricht. "Das Entscheidende ist das religiöse Leben vor Ort. Das ist für die GdG ein ganz wichtiger Punkt am Fronleichnamstag", unterstrich der Pfarrer. Mit Hückelhoven steht er am Beginn eines großen Prozesses: "Eine Rückbesinnung auf das, was wir sind und als Kirche sein wollen." Ende Oktober sei ein Zukunftstag geplant mit allen Gremien. Schließlich werde sich die personelle Situation weiter verändern. "Und man darf diese Dinge nicht als Bedrohung ansehen." In absehbarer Zeit werde es nur noch einen Priester für die GdG geben, blickt Kaufmann in die Zukunft. Das könne keine "Konsumentenkirche" sein, die "sich hinsetzt uns andere machen lässt". Der Neuorientierungs- und Besinnungsprozess fordere Bereitschaft, sich in das "nach-vorne-Denken" einzufinden. Es brauche Menschen, die sich aktiv am Gemeindeleben beteiligen. Es könne nicht mehr jede Gemeinde jeden Sonntag ihren Gottesdienst haben. Da müssten Wortgottesdienstleiter und Beerdigungsdienst rekrutiert werden. Man müsse sich neu aufstellen, Linien zeichneten sich schon ab wie bei der Grabeskirche in Schaufenberg. Vieles steht noch auf der To-do-Liste des ehemaligen Militärdekans. "Zwei, drei Jahre wird das dauern", erwartet der Pfarrer. "Dann haben wir uns zurecht geschüttelt."

Die Bedeutung des heutigen kirchlichen Feiertages passt zu dem Neuanfang für die Hückelhovener Christinnen und Christen, dem Weg-Gedanken. "Wir feiern, dass Gott mit uns einen Weg geht", erklärte der Pastor. Die Gegenwart Gottes liege in Brot und Wein. "Wir gehen mit Gott durch die Straßen und er mit uns." Und das passiert heute in Rurich, dem kleinen Ort mit 546 Katholiken, davon 20 Messdienern. Für Hückelhoven hat der Pfarrer eine Vision: "Ein Miteinander finden, was allen Freude macht." Freude empfand Georg Kaufmann schon im Gespräch vor dem großen Ereignis: "Das wird sicher feierlich werden. Ich freue mich sehr darauf."

(RP)
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