Hückelhoven Gemeinsam gegen Gefühl der Ohnmacht

Hückelhoven · Partnerinnen von suchtmittelabhängigen Menschen finden Unterstützung in der Angehörigengruppe der Beratungsstelle für Suchtfragen in Hückelhoven. Sie macht Austausch im geschützten Raum möglich.

 Ute Zix von der Beratungsstelle für Suchtfragen informiert gerne im Erstgespräch über die Angehörigengruppe.

Ute Zix von der Beratungsstelle für Suchtfragen informiert gerne im Erstgespräch über die Angehörigengruppe.

Foto: CARITAS

"Ich komme jetzt zurecht und kann sozusagen alleine laufen. Es war ein richtiger Schritt, dass ich vor drei Jahren die Angehörigengruppe besucht habe." Dieses Fazit zieht eine Klientin der Beratungsstelle für Suchtfragen in Hückelhoven in Trägerschaft des Caritasverbandes für die Region Heinsberg in Kooperation mit dem Diakonischen Werk des Kirchenkreises Jülich. Sie hatte drei Jahre lang die Angehörigengruppe als Partnerin eines suchtmittelabhängigen Partners besucht. Da sie unerkannt bleiben möchte, ist im folgenden die Sprache von Frau S..

Frau S. ist nun soweit, dass sie die Hilfe und Unterstützung des Angebots der Beratungsstelle unter der Leitung der Diplom-Sozialarbeiterin Maria Küpper und Diplom-Sozialpädagogin Ute Zix nicht mehr braucht. Doch bis hierhin war es ein langer Weg. "Vor drei Jahren war ich kurz vor einem Burn-out, machte eine Mutter-und-Kind-Kur und wandte mich anschließend an die Beratungsstelle, da ich erkannt habe, dass mein Mann eine Alkoholproblematik hatte", erzählt sie. Dies habe dazu geführt, dass sie selber an sich gezweifelt und die Schuld bei sich gesucht habe. Hinzu sei gekommen, dass es keine klaren Strukturen im Alltag mehr gab. Dies war für die Mutter einer kleinen Tochter besonders schlimm. "Der Alkohol wurde zunehmend zum Problem." Zunächst sei sie in die Beratungsstelle gekommen, um zu erfahren, wie sie ihrem Mann helfen könne und inwieweit es sich um eine Alkoholsucht handelt. "Ich kam damals mit einem Gefühl der Ohnmacht, einem alkoholabhängigem Mann ausgeliefert zu sein", erinnert sie sich. In der Beratungsstelle habe sie von der Angehörigengruppe, die sich an Frauen von suchtmittelabhängigen Partnern richtet, erfahren. Der Erfahrungsaustausch und zu sehen, dass es andere Frauen mit ähnlichen Problemen gibt, habe ihr geholfen, ihre Selbstzweifel zu überwinden. "Hier konnte ich reflektieren und stieß auf viel Verständnis." Zudem sei es jederzeit möglich gewesen, ein Einzelgespräch in der Beratungsstelle zu führen. "Dieses Netz an Hilfen hat mich aufgefangen", so Frau S.. Schritt für Schritt in ihrem Tempo habe sie aus der Situation herausgefunden.

"Erst einmal musste ich erkennen, wo das Problem liegt, dass ich nicht verantwortlich bin und nicht warten muss, dass mein Mann sich oder die Situation ändert." Sie sei wieder handlungsfähig geworden mit der Konsequenz, dass sie sich von ihrem Mann getrennt und die Scheidung eingereicht habe. Die Angehörigengruppe brauche sie nun nicht mehr. "Es ist aber gut zu wissen, dass es sie gibt. Ich versuche es jetzt alleine, habe aber die Sicherheit, dass die Gruppe da ist, falls ich sie brauchen sollte", sagt sie. Sie sei froh, dass sie damals keine Hemmungen hatte, die Beratungsstelle aufzusuchen. "Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten der Hilfe angefangen von Paargesprächen - die ich auch versucht habe, die aber mein Mann nicht mehr wollte - bis hin zu den Einzelberatungen." Sie könne deshalb jeder Frau eines suchtmittelabhängigen Partners nur empfehlen, bei Problemen die Beratungsstelle aufzusuchen und die Angehörigengruppe zu besuchen. "Für sich muss man eine Lösung finden. Das muss nicht wie bei mir die Trennung sein. Wichtig ist die Selbstpflege", betont Frau S.. Dies kann Gruppenleiterin Ute Zix nur bestätigen. "Die Frauen werden in der Gruppe gestärkt und beschreiten neue Wege. Manchmal kommt es auch dazu, dass sich der abhängige Partner Hilfe sucht." Die kostenfreie Angehörigengruppe gebe es bereits seit dem Jahr 1999. Sie biete Frauen von suchtmittelabhängigen Partnern einen geschützten und offenen Raum, wo sie sich austauschen können, unterstützt und begleitet werden.

(RP)
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